INDUCTION ist eine Power Metal Band, die sowohl symphonische als auch progressive Elemente in ihr Schaffen integriert. Gegründet im Jahre 2014 von Martin Beck erwartet uns fünf Jahre später das selbstbetitelte Debütalbum, dessen wundervolles Artwork durch Stan W. Decker entstanden ist. Martin Beck strebte schon seinerzeit eine enge Zusammenarbeit mit PETER CROWLEY an, der sich um die Orchestrierungen der Songs kümmern sollte und so entstand 2016 "The Outwitted Consecration" mit Gastmusikern, die im Falle von Sänger Nick Holleman zu festen Mitgliedern wurden. Mittlerweile hat sich das Lineup gefunden und wartet zum Beispiel mit Kai Hansens Sohn Tim Hansen auf, der sich mit Martin Beck nicht nur die Gitarrenparts teilt, sondern auch ein wichtiger Faktor im Songwriting Prozess war.
Musikalisch überwiegt bei INDUCTION definitiv die Power und das wird schon anhand des ausladenden Intros deutlich, das durch Orchesterklänge eingeleitet wird und in sich in der Folge immer metallischer gestaltet. Der Pharao gilt nicht umsonst als Bandmaskottchen und ziert das Artwork, denn die ägyptischen Klänge erhalten bereits hier Einzug und erinnern mich teilweise an den Kinofilm Die Mumie mit Brendan Fraser. Das Intro geht fließend in den temporeichen Opener "By The Time" über, der mit fetten Blastbeats aufwartet und dennoch einige Tempowechsel hier und da anstrebt. Das Orchester wirkt glücklicherweise alles andere als deplatziert und harmoniert perfekt mit den metallischen Klängen der Instrumentalisten. Nick Holleman wirkt ein bisschen wie eine Fusion aus Bruce Dickinson und Tobias Sammet, was gerne als Kompliment aufgefasst werden darf und soll! Die Jungs haben ein unglaubliches Gespür für Melodien, denn allein die Strophe samt Bridge drückt einen förmlich in den Sessel, woraufhin der epische Chorus ertönt, der endgültig für Euphorie sorgt. Es klingt wie melodischer Power Metal der alten Schule und dennoch hat es was erfrischendes, was sich vom Einheitsbrei der letzten jahre abhebt. INDUCTION offenbaren an jeder Ecke und Kante, woher die Inspirationen stammen, verkörpern aber gleichermaßen einen sehr modernen Sound, was durch die fette Produktion von Eike Freese unterstrichen wird. Bands wie STRATOVARIUS, SONATA ARCTICA oder AVANTASIA kommen mir in den Sinn und dennoch sind INDUCTION alles andere als eine weitere billige Kopie. Sie finden ihren völlig eigenen Sound, der dank der Symbiose aus Metal und Symphonie eine extrem dichte Atmosphäre kreiert. Die erste Single "Pay The Price" ist ein Energiewunder sondergleichen und treibt den Hörer förmlich an. Ein Song, der es trotz seiner Zugänglichkeit und Einfachheit schafft, auch beim 50. Durchlauf (ich schreibe aus Erfahrung) nicht langweilig zu wirken.
Nebst zugänglicher Tracks wie diesen beiden gesellen sich kleine Progressivmonster wie "Mirror Make Believe (My Enemy)" dazu, das ein sehr feuriges Duell zwischen Gast Kai Hansen und Sänger Nick Holleman inszeniert. Allein das Intro mit Akustikgitarre und Piano weiß Gänsehaut zu erzeugen und spätestens bei Mr. Hansens Vocals ist es dann vorbei. Was der Mann auch zig Jahre nach "Ride The Sky" und Co. mit seiner Stimmfarbe zu erzeugen weiß, lässt sich kaum in Worte fassen. Vom ruhigen Teil prescht der Song in stampfende Gefilde vor, die von Nick ein weiteres Mal wahnsinnig intensiv intoniert werden. Nur für den Chorus allein lohnt sich dieses Album schon, denn eine derartige Energie ist mir selten untergekommen in diesem Genre. Nick und Kai co-existieren hier, als würden sie um Leben und Tod kämpfen und dennoch ist es die pure Harmonie beider Stimmen, die mich ergreift. Was Nick im Mittelteil anstellt, lässt meine Kinnlade wahrscheinlich zum 10. Mal während des Songs runterfallen. Dem folgt ein spektakuläres Solo, das einmal mehr unterstreicht, dass das Orchester dem Metal nicht die Show stiehlt, sondern eine wunderbare Einheit bildet.
"The Riddle" geht wieder in eine ganz andere Richtung (ohne sich vom Grundsound zu entfernen) und klingt aggressiver/moderner als die vorangegangenen Songs. Die Gitarren wirken hier sehr dominant und Nick schmettert in den Strophen aggressivere Töne gen Mikrofon. Der Chorus wirkt im ersten Moment unscheinbar, beinhaltet aber wunderbare Melodiebögen, die den Song im Laufe der Zeit zu einem der Besten auf diesem Album machen. Auch die Modulationen gestalten den Track interessant, denn statt am Ende eine Tonlage nach oben zu gehen, tut man das genaue Gegenteil. Ein verspielter Song, der aufzeigt, was für ein vielseitiges Album uns hier begegnet. Zum Ende möchte ich noch zwingend meinen persönlichen Favoriten "Sorrow's Lullaby" raus greifen, der so ziemlich alles inne hat, was dieses Album sein möchte. Ob es die ägyptischen Klänge sind, die durchs Orchester verkörpert werden, die wuchtigen Riffs oder eben die diversen Tempowechsel, die eine hohe Dynamik ermöglichen. Während die Strophen sich langsam steigern, ist der Chorus förmlich eine Explosion, die ihresgleichen sucht. Ich liebe die Art und Weise, wie INDUCTION hier Uptempo und Midtempo miteinander kombinieren. Die Melodie an sich geht mir in diesen Tagen nicht aus dem Kopf und die fetten Gangshouts nach dem ersten Chorus tun ihr übriges dazu bei, dem Song ordentlich Power zu verleihen. Schön finde ich auch den Ausklang nach dem letzten Refrain, denn so gibt es einerseits nochmal einen coolen Part mit Gitarrensoli als auch einen fetten Gesangspart seitens Nick.
Ihr werdet merken, dass ich diese Zeilen voller Euphorie in den Editor geschmettert habe, denn INDUCTION haben es geschafft, Power Metal zu modernisieren und dem Ganzen einen völlig eigenen Stempel aufzudrücken. Sicherlich haben auch andere Bands da vernünftige Schritte unternommen, aber der Weg von INDUCTION wirkt sehr gekonnt und gleichermaßen konsequent. Obwohl es sich dabei um ihr Debüt handelt, sitzt jeder Handgriff und lässt die Kombo wie eine gefestigte Einheit wirken. Es dürfte einige Jahre her sein, dass mich ein Album derart zu fesseln wusste und so ist es nicht weit hergeholt, dass ich mich darauf festlege, dass die Jungs mit ihrem Debüt mein Album des Jahres kreiert haben. Weiter so!
Wer die Jungs supporten möchte, kann die Platte als digipack über eine mail an info@inductionofficial.com ordern. Name, Adresse und Anzahl der CDs nicht vergessen! Ich werde für die Werbung nicht bezahlt, aber das Album ist jeden Cent wert und da die Jungs independent arbeiten, unterstützt ihr sie quasi mit jedem Cent.