Mit “Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism” haben die Grindcore-Pioniere NAPALM DEATH unlängst ihr sechzehntes Studioalbum veröffentlicht und dafür eine Menge berechtigter Lorbeeren geerntet. Dabei zeugen Songs wie “Amoral” und “A Bellyful Of Salt And Spleen” von der anhaltenden Experimentierfreude der Briten und die Texte sind so relevant wie selten zuvor.
Mit Sänger Mark “Barney” Greenway, der sich mal wieder als angenehm bodenständiger und extrem sympathischer Gesprächspartner präsentierte, sprachen wir unter anderem über die lange Entwicklungsphase des Albums und die thematische Ausrichtung der Songs. Außerdem fragten wir ihn, wie es ist, als passionierte Live-Band von der Bühne verbannt zu werden.
Zwischen “Apex Predator – Easy Meat” und “Throes Of Joy” liegen fünf Jahre. Das ist in eurer Band-Geschichte die längste Pause zwischen zwei Veröffentlichungen. Wie kam es dazu?
Tatsächlich haben wir ja im September 2017 mit den Arbeiten an “Throes Of Joy” begonnen. Also liegen eigentlich nur drei Jahre zwischen den beiden Alben. Hauptsächlich haben wir die ganze Zeit auf Tour verbracht. Dazwischen hatten wir ein paar Tage für das Album Zeit und waren dann wieder ein oder zwei Monate unterwegs. Dann wieder zwei Tage im Studio und wieder einen Monat unterwegs. Unser Produzent Ross ist ein vielbeschäftigter Mann, der immer auf Abruf steht. Insofern mussten wir um seine Termine herumplanen.
Auf kreativer Ebene ist NAPALM DEATH eine sehr spontane Band und da wirkt es natürlich komisch, wenn man vermeintlich so viel Zeit im Studio verbringt. Schlussendlich hat aber niemand geschrien: “Wo bleibt euer verflixtes Album?”
So lange ihr live zu sehen seid, sind die Leute also zufrieden?
Nein, ich glaube das ist es nicht unbedingt. Aber wir waren präsent genug, damit kein Gerede über eine Band-Auflösung oder Ähnliches entstehen konnte.
Wie würdest du die Musik auf “Throes Of Joy” mit drei Schlagwörtern beschreiben?
Zwei Schritte Weiter! Im Vergleich zu “Apex Predator” ist das Album jedenfalls zwei Schritte weiter. Nicht in dem Sinne, dass wir damit alles anders machen und einen Neuanfang wagen würden. Aber ich denke schon, dass “Throes Of Joy” für eine Band, die sechzehn Alben veröffentlicht hat, Innovationen bietet. Immerhin haben wir stets versucht, uns nicht immer wieder selbst zu kopieren. Die Palette an Einflüssen war wirklich groß und ich denke, die Ideen werden uns erstmal nicht ausgehen.
“Throes Of Joy” klingt für viele Leute sogar progressiver als alle bisherigen Alben der Band. Das ist bemerkenswert, weil sich NAPALM DEATH mit jeder Platte ein Stück weiterentwickelt haben. So finden sich einige atypische Songs auf “Throes Of Joy”. Wie siehst du das? Und wie wichtig ist es für eure Botschaft, dass ihr als extreme Metal-Band wahrgenommen werdet oder die Musik zumindest brutal und hart ist?
Diese Songs, von denen Du sprichst, stammen aus einem frühen Entwicklungsstadium der Band. Wir wurden beeinflusst von Metal als auch von Hardcore Punk. Aber es gibt noch viel mehr, dessen wir uns bedienen: Noiserock, Postpunk, sogar Noisepop, Industrial … all diese Stile haben Wurzeln, die extrem sind. Und diese Wurzeln verwenden wir gern. Wenn man NAPALM DEATH auf eine Sache reduzieren wollte, dann darauf, dass wir eine unkonventionelle Band sind.
NAPALM DEATH hatten nie das Ziel, eine Extreme-Metal-Band zu sein. Leute denken gerne in Schubladen, aber das wäre nicht korrekt. Zwar sind wir eine extreme Band, aber ich würde nicht unbedingt sagen, dass wir eine Extreme-Metal-Band sind. Grundsätzlich denke ich, dass die Bezeichnung Grindcore am besten auf unsere Musik zutrifft. Zunächst einmal, weil Micky (Mick Harris, der frühere Schlagzeuger der Band, Anm. d. Red.) sie praktisch erfunden hat. Und zweitens, weil sie alles abdeckt, für das NAPALM DEATH im Kern stehen und was wir nach außen transportieren.
Welche Künstler hatten entscheidenden Einfluss auf das Songwriting von “Throes Of Joy”?
Auf jeden Fall KILLING JOKE … und SWANS. Diese Bands beeinflussen uns seit ewigen Zeiten.
Einer der ersten veröffentlichten Songs von “Throes Of Joy” war “A Bellyful Of Salt And Spleen”. Wäre es nicht einfacher gewesen, einen direkten Zugang für eure Fans mit einem Song wie “Fuck The Factoid” zu ermöglichen?
Barney: Vielleicht, aber wir planen solche Dinge nicht. Abgesehen davon waren “Backlash Just Because” und “Amoral” die ersten Songs, die wir tatsächlich veröffentlicht haben. Aber worauf es ankommt: Wir sind keine Verkaufsschafe und wir wollen auch nicht in eine solche Ecke gedrängt werden. Wir sind eine verantwortungsvolle Band und selbstbestimmt in unseren Entscheidungen. Wenn wir das Gefühl haben, dass etwas gut ist, dann veröffentlichen wir es. Unabhängig davon, ob es taktisch klüger wäre, einen anderen Song zu wählen. Diesbezüglich machen wir, was wir wollen, und nicht das, was irgendein Marketing-Agent sagt.
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