Endlich ist er da – der erste True Wireless In-Ear-Kopfhörer von Teufel, der auf den Namen Airy True Wireless hört. Lieferbar sein wird er in den Farben Night Black, Steel Blue und, vorbestellbar und etwas später lieferbar, in Silver White. Aufgrund der Mehrwertsteuersenkung, die Teufel direkt an die Kunden weitergibt, beträgt der Preis nicht wie ursprünglich geplant, 149,99 EUR, sondern 146,21 EUR.
Der Airy True Wireless hat ein sehr praktisches, weil kompaktes und einfach zu verstauendes Case. Irgendwelche länglichen Modelle, mit denen der Hersteller sein Bekenntnis zum avantgardistischen Design abgeben möchte, sehen oft fragwürdig aus und sind zudem unpraktisch, weil man sie z.B. nicht ohne weiteres in die vordere Tasche der Five-Pocket-Jeans bekommt.
Hochwertige Treiber für eine saubere Akustik
Teufel sieht keinen “Feature-Wahn”, sondern handfeste Vorzüge beim Airy True Wireless im Fokus. Da wären die “Linear-HD-Neodym-Treiber” zu erwähnen, die auch bei gehobenem Pegel noch souverän arbeiten und ein tadelloses Auflösungsvermögen garantieren.
Teufel verspricht mehr als 25 Stunden Akkulaufzeit mit Lade-Case, über 6 Stunden Wiedergabe mit einer Ladung. Das sind gute, aber keine sensationellen Werte. Prima: Nur 15 Minuten Aufladen für über eine Stunde Wiedergabe (bei 50% Lautstärke). Natürlich ist der neueste Standard Bluetooth 5.0 mit AAC an Bord. Wie es sich mittlerweile gehört, ist der Airy True Wireless Outdoor-optimiert: Er präsentiert sich spritz- und strahlwassergeschützt nach IPX5. Praktisch ist die Anzeige der Akkuladung auf iOS, Android, am Kopfhörer und am Ladecase.
Im Alltag sehr gut funktioniert das automatische Pairing, wenn das Ladecase geöffnet wird. Die Headset-Funktion umfasst zwei Mikrofone für optimale Sprachqualität mit Geräusch- und Echounterdrückung. Keine leeren Worte, wie wir spöter im Test herausfinden werden.
Kontakte fürs Aufladen
Kopfhörer und Ladecase wiegen nur 49 Gramm, zudem spricht Teufel von einem “angenehmen, sicheren Tragekomfort dank besonders weicher, antibakterieller Passstücke”. Stimmt, wie sich im weiteren Verlauf unseres Berichts zeigen wird.
Sehr guter Sitz im Ohr
Die Passstücke in der Größe M ist für unsere Anwendungen optimal geeignet, die beiden Einheiten des Airy True Wireless sitzen so fest im Ohr, dass sie nicht bei jeder kleinen Bewegung herausfallen, zugleich aber wird kein störender Druck ausgeübt. 3 Paar Silikon-Ohrstück (S, M, L) sind im Lieferumfang enthalten.
Case
Der Airy True Wireless und das Case sind gut verarbeitet, wenngleich das vorn und hinten matte, an den Seiten jedoch hochglänzende Hartplastik am Case keinen Quantensprung bezüglich der Materialqualität darstellt. Auch der Mechanismus, der fürs Auf- und Zuklappen des Case-Deckels verantwortlich, fällt hinsichtlich der qualitativen Anmutung preisklassengemäß aus.
Praktische Formgebung
Die beiden Ohrstöpsel lassen sich dank der “Stiele” unten (ähnlich den AirPods aus dem Hause Apple) sehr gut ins Ohr setzen und auch wieder entfernen. Die Materialqualität der zwei Ohr-Module geht fürs Geld absolut in Ordnung.
Touch-Steuerung an den Ohrstöpseln
In der Praxis tadellos funktioniert die smarte Touch-Steuerung an beiden Ohrhörern für Musiksteuerung, Telefonie & Auslösen des Sprachassistenten (Google, Siri). Die Steuerung von Siri funktioniert bestens, kurz die rechte Ohrmuscheln berührt, und man kann mit Siri reden. Nachdem die gewünschten Informationen angekommen sind, berührt man den rechten Ohrstöpsel leicht, und die Wiedergabe wird fortgesetzt.
Wir starten “seriös” und hören uns Diana Kralls Coverversionen des Eagles-Klassikers “Desperado” an. Der Airy True Wireless macht uns hier viel Freude. Dank der hochwertigen Treiber ist der Kopfhörer in der Lage, eine erstaunlich feine, tiergehende Wiedergabe zu realisieren. Der Hochtonbereich klingt frei und luftig, und nicht so muffig und undifferenziert, wie man es von manchem anderen True Wireless-Headphone kennt. Die Stimme Dianas wird klar fokussiert, doch auch das Piano ertönt sauber ausbalanciert. Natürlich kann man nicht erwarten, dass die Anschlagdynamik komplett übertragen wird, doch in Ansätzen ist sie herauszuhören, und die Temperatur des Pianos stimmt auch. Dynamische Differenzen innerhalb des Titels nimmt der Teufel-Kopfhörer impulstreu auf und setzt sie umgehend um.
Wir probieren es noch mit “I’m Not in Love”, ebenfalls eine Coverversionen auf Kralls “Wallflower”Album. Ein weiteres Mal nimmt sich der exzellent im Ohr sitzende Airy dem Stück mit Sorgfalt an. Kurz zum Sitz im Ohr: Wir haben die “M” Ohrpassstücke verwendet, diese schirmen zum einen überraschend gut ab, zum anderen sitzen sie sehr angenehm. Die kleinen Ohrstöpsel fallen nicht bei jeder Bewegung heraus, zugleich aber üben sie keinen störenden Druck aus. Wieder zurück zum laufenden Musikstück. Mit einem guten Feingefühl modelliert der Airy True Wireless auch kleinere vokale Details heraus und trennt sie sauber von den Instrumenten. Auch das Abklingen der Stimme Dianas oder des Pianos wird tadellos übertragen.
Das Saxophon bei “Startest” von John Coltrane wirkt authentisch, die alte, aber gut aufbereitete Aufnahme zeigt ein vertretbares Rauschen und wirkt recht lebhaft und authentisch, wenn sich der Airy True Wireless der Wiedergabe annimmt. Dem Klavier im Hintergrund, hier merkt man die Differenzen zu teuren Over-ear-Kopfhörern sofort, fehlt es etwas an Kontur. Aber das kann man von einem Produkt wie dem Teufel Airy True Wireless auch nicht erwarten, das geben die konstruktiven Rahmenbedingungen eines TW-In-Ears nicht her.
Wir setzen mit “Natural” von den Imagine Dragons fort. Das Intro mit den Gesangseinlagen managt der Berliner TW-In-Ear ausgezeichnet. Die runde, homogene Klangcharakteristik bleibt bis zu ca. 80 Prozent des maximalen Pegels erhalten. Und hier reden wir über einen Pegel, bei dem bei vielen Konkurrenten bereits Schluss ist. Der Airy True Wireless kann noch mehr, wird dann etwas spitzer, aber nicht in besorgniserregenden Umfang. Selbst dann, wenn er laut spielt, verzerrt er kaum und “schreit” den Hörer nicht an. Dynamische Wechsel – erst ruhiger Gesang, dann erhebt sich die Stimme plötzlich – lässt den Airy True Wireless kalt. Er gibt stets zuverlässig das wieder, was gerade gefragt ist: Mit vielen Facetten und einer ordentlichen Räumlichkeit. Be letzterem Faktor merkt man aber, dass True Wireless In-Ears natürlich beim Thema Räumlichkeit nichts Überdurchschnittliches bieten können.
Prima, mit straffem Bass, präsentiert uns der Teufel-Kopfhöerer auch High Hopes – Panic At The Disco. Er schiebt wieder prima an und entwickelt eine enorme Dynamik, ohne aber zu forsch vorzugehen und den Hörer zu sehr zu fordern. Eine sauber ausbalancierte Mischung ist hier ohne Zweifel gelungen.
Nun muss sich der Airy richtig “ins Zeug” legen – und zwar bei “Kill Me Slow” von David Guetta. Der Bass trifft gut den richtigen Punkt, ganz unten herum fehlt es minimal an Volumen, aber das ist uns lieber, als ein undefiniertes Gewummer serviert zu bekommen. Der Teufel Kopfhörer bleibt präzise, souverän und gibt die weibliche Gesangsstimme hervorragend wieder – hier macht ihm kaum ein Konkurrent etwas vor. Auch die gesamte Dynamik, die sich nach dem Gesangspart wieder aufbaut, wird sehr gut dargestellt, so dass man sich richtig “im Song integriert” fühlt. Der Bass, der dann wieder einsetzt, bringt erneut eine richtig gute Präzision mit.
Weiter geht es mit einem 2020er Sommerhit: “Alane”, ursprünglich von Wes, nun im Remix von Robin Schulz, liegt dem Airy True Wireless absolut. Die dynamischen Wechsel sind es wiederum, die uns durch die impulstreue Wiedergabe überzeugen, und auch der Bass, der erneut durch sein exaktes Wesen punkten kann. Bei Pegeln über 80 – 85 Prozent sind in Teilen der vokalen Wiedergabe beim Refrain Verzerrungen herauszuhören, minimal den Pegel senken, dann geht alles seinen gewohnten Gang.
Wir fahren fort mit “Mr. Saxobeat” im Mix von Klaas. Den Aufbau des Tracks direkt zu Beginn erledigt der Airy gelassen, der Bass ist hier Weltklasse für diese Preisliga. Besser geht es kaum noch, trocken, satt und klar distanziert der Airy True Wireless hier weite Teile der Konkurrenz klar. Eines, das müssen wir hier noch erwähnen, ist für guten Klang zwingend notwendig: Dass der Airy True Wireless richtig im Ohr sitzt. Dazu muss man das für den eigenen Gehörgang am besten passende Silikon-Polster heraussuchen und es richtig im Gehörgang befestigen. Nur dann funktionieren gerade die Basswiedergabe und die Hochton-Darstellung richtig. Dies gilt für jeden In-Ear-Kopfhörer.
Taugt der Airy True Wireless auch, um sich Hörbücher vorlesen zu lassen? Wir testeten mit Eva Almstädt, Ostseegruft, gelesen von Anne Moll, und sind überzeugt von den Eigenschaften des Berliner TW-In-Ear-Kopfhörers. Erst bei sehr hohen Lautstärkebereichen, die in der Praxis keiner aufsuchen wird, beginnt die Stimme Anne Molls, etwas spitz zu werden. Ansonsten sehr gut detailliert und charismatisch. Und wie sieht es mit männlichen Vorlesern aus? Die Stimme Götz Ottos, der Sophie Bonnets “Provenzalische Schuld” liest, ist minimal zu hoch, das Sonore in seiner Stimme fehlt minimal. Aber das ist “Meckern auf hohem Niveau”, man kann Götz Otto mehrere Stunden zuhören, ohne dass die Wiedergabe unangenehm würde.
Kommen wir noch kurz zur Freisprecheinrichtung. Diese ist die bislang beste, die wir in einem True Wireless In-Ear-Kophörer verwendet haben. Kein Rauschen, eine klare Wiedergabe der Stimme des Gesprächspartners – besser geht es kaum noch. Auch der Gesprächspartner auf der anderen Seite des Gespräches am Festnetz empfindet das so. Die überdurchschnittlich guten akustischen Leistungen werden somit noch von einem weiteren Highlight gekrönt.
Apple AirPods 2: Preislich durch die aktuelle Marktsituation vergleichbar, legen die AirPods 2 bei den Komfort-Features in Zusammenarbeit mit einem iPhone oder iPad die Messlatte für die Airy Wireless unerreichbar hoch. Aber aufgeben wird nicht in Berlin, denn klanglich führen die Airy True Wireless die AirPods 2 gnadenlos vor. Deutlich höhere Auflösung, mehr Feinheit im Hochtonbereich, präziserer Bass. Zudem viel besserer Sitz im Ohr, was natürlich auch an der komplett anderen Konstruktion mit austauschbaren Ohrstöpseln sorgt.
Cambridge Audio Melomania 1: Nach wie vor sind die Briten eine richtig gute Wahl, vor allem in Anbetracht des günstigen Kaufpreises. Knapp 98 EUR – dafür liefern die gut verarbeiteten TW In-Ears eine erstklassige Leistung ab. Der deutlich teurere Airy True Wireless aber zieht klanglich davon: Strafferer Bass, angenehmerer Klang bei höheren Lautstärken, mehr Auflösung über den gesamten Frequenzbereich. Erstklassig beim Melomania ist die überragende Akkulaufzeit.
JBL LIVE 300TWS: Der JBL ist hier mit App-Steuerung und zahlreichen Funktionen auch zum Noise Cancelling das Ausstattungswunder, das für die Feature-Fans erste Wahl sein dürfte. Aber: mit feiner gezeichnetem Klang, dem präziseren Bass und der besseren Freisprecheinrichtung setzt sich der Airy True Wireless unter nüchternen Gesichtspunkten auch in diesem Duell durch.
Lange hat es gedauert, nun ist der Airy True Wireless endlich da. Zunächst waren wir skeptisch, denn mehr als 140 EUR sind alles andere als günstig im hart umkämpften True Wireless-In-Ear-Markt. Zudem fehlen bahnbrechende Komfort-Features, die Akkulaufzeit ist nicht besonders hoch, es gibt kein ANC, keine App, das Case nicht besonders edel. Die große Stunde schlägt aber in der Klamngwertung. Hier schlägt der Airy True Wireless selbst deutlich teurere Konkurrenten souverän. das hätten wir nicht erwartet, müssen das aber kommentieren: Primäre Tugend eines Kopfhörers ist es, eine hervorragende Akustik zu bieten. Diese Aufgabe erfüllt der Airy True Wireless zu annähernd 100 Prozent. Hinzu kommt die beste Freisprecheinrichtung, die wir bislang bei einem TW In-Ear verwenden konnten. Auch dieses Feature nimmt einen hohen Stellenwert ein. Dass bei Akkulaufzeit und Feature-Set keine Akzente gesetzt werden können, verhindert nicht, dass der Airy True Wireless eine Preisklassenreferenz bekommt
Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 20. Juli 2020