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In unserer Artikelserie „Abgefahren!“ findet ihr regelmäßig kurze Vorstellungen von neuen, spannenden Produkten, die wir für euch bereits ausprobiert haben. Heute: Der sündhaft teure AMS OM45 Vorbau, der in Barcelona designed und gefräst wird. Unseren Eindruck vom AMS OM45 Vorbau findet ihr in dieser Ausgabe von Abgefahren!
Kann ein Vorbau 135 € wert sein? Schließlich ist ein Vorbau ein Vorbau: Länglich, zwei zueinander senkrecht stehende, zylindrische Bohrungen, die jeweils über ein paar Schrauben geklemmt werden; geometrisch ziemlich einfach, verglichen mit einem modernen Ritzelpaket. Andererseits: Ein Vorbau ist ein Vorbau, und damit eine der besonders sicherheitskritischen Komponenten an einem Mountainbike. Er verbindet Lenker und Gabelschaft, versagt er, kann es böse enden. Wir haben ein besonders elegantes Modell ausprobiert, den AMS. Was er tut, um seinen hohen Preis zu rechtfertigen, erfahrt ihr in dieser Ausgabe von Abgefahren!.
All Mountain Style, oder kurz AMS – so heißt die spanische Firma, die dieses Kunstwerk anbietet. Was daran Kunst ist? Der Vorbau ist gefräst, wie auch viele andere. Gleichzeitig sehen seine rundlichen Formen ziemlich elegant aus und folgen so gar nicht den für eine Fräsbearbeitung einfachsten Mustern. Vergleicht man ihn beispielsweise mit dem quasi legendären Race Face Diabolus oder einem Straitline Vorbau, so ist er wesentlich weicher gestaltet, fließende Übergänge statt leicht zu programmierender Taschen und Bohrungen. Dazu ist sein Finish sehr glatt, was einerseits auf ein zeitaufwändiges Schlichten – so wird die Fräsbearbeitung genannt, bei der nur noch wenig Material entfernt und die Endkontur angenähert wird – und zusätzliche Oberflächennachbehandlung durch Schleifen schließen lässt. Das glatte Finish wird dann schwarz eloxiert und mit einem Laser graviert, und fertig ist der Vorbau, Barcelona-Edition.
Bei der Montage präsentiert sich der Vorbau ebenso präzise wie problemlos: der Lenker sitzt satt in der Klemmung, als die Schrauben den Boden der Bohrung erreichen, steigt das Drehmoment rasch an, weil auch die Frontplatte sehr steif ausgeführt ist. Die kleinen Schrauben erinnern gemeinsam mit den Drehmomentangaben daran, dass man es nicht übertreiben muss, um Verdrehsicherheit zu gewährleisten. Wir testeten den Vorbau mit zwei Lenkern aus Aluminium und einem aus Carbon, alle drei saßen auch ohne Montagepaste sicher.
Ergebnis des zeitaufwändigen Herstellungs-Prozesses sind also besonders glatte, ineinander übergehende Formen – und ein mit 121 g recht geringes Gewicht. 3D-geschmiedete Vorbauten sind häufig noch leichter, aber leicht ist natürlich nicht alles: Auch Steifigkeit und Lebensdauer müssen stimmen. Steifigkeit, damit das Vorderrad in die vom Fahrer vorgesehene Richtung zeigt und sich auch im Wiegetritt die Kraft des Fahrers direkt aufs Bike überträgt. Für eine lange Lebensdauer sollte der Vorbau robust sein, sodass man ihm über Jahre vertrauen kann, und zwar auch, wenn das Bike mal den Fahrer abwirft. Der AMS bringt eine sehr hohe Steifigkeit mit. Das wird durch die geringe Länge von 45 mm gefördert, doch auch im direkten Vergleich zu anderen kurzen Vorbauten gehört er – subjektiv, nach direktem Vergleich mit identischen Lenkern – zu den steifsten. Seine solide Konstruktion, die auf filigrane Details verzichtet, vermittelt dazu viel Selbstbewusstsein bezüglich der Haltbarkeit. Was am gewählten Design ohne Zweifel positiv hervorzuheben ist: Die Rückseite inklusive der Schaftklemmung ist schön abgerundet, sodass etwaiger Kniekontakt ohne größere Schmerzen vonstatten geht.
Preis: 135 € UVP
Steif, leicht, robust, aufwändig hergestellt und – subjektiv – schön anzuschauen… kann ein Vorbau 135 € wert sein? Diese Frage wird wohl niemand stellen, der sich in einen Vorbau verguckt hat. Alle anderen können feststellen, dass jedes Gramm Vorbau ziemlich genau einen Euro kostet, dass es auch andere Mütter schöne Vorbauten haben, und dass man hier den Lifestyle des AMS-Teamfahrers Cedric Gracia mitfinanziert. Mag alles sein, aber schaut ihn euch doch mal an!
Hersteller-Website: www.allmountainstyle.com
Text und Redaktion: S. Stahl | MTB-News.de 2017
Fotos: Johannes Herden, Stefanus Stahl
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