Wer ist US-Investor Peter Thiel, der nun dem österreichischen Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz einen Job als “Global Strategist” in seiner Firma Thiel Capital bietet? Weithin bekannt ist Thiels Investment in Facebook 2004, aber bereits davor zeigte sich der in Deutschland geborene Investor umtriebig. So brachte er 2002 den Bezahldienst PayPal an die Börse, an dem übrigens auch die Online-Bezahlfirma x.com von Tesla-Chef Elon Musk beteiligt war.
Great to meet @peterthiel at #MSC2017 and to discuss how #digitalization changes our world. Thanks for the opportunity! pic.twitter.com/WWcodmnZVS
— Sebastian Kurz (@sebastiankurz) February 17, 2017
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Thiel war bei PayPal schon 1998 mit ein paar hunderttausend Dollar eingestiegen und hatte das Start-up als CEO bis zum Börsengang begleitet. Als PayPal dann von eBay aufgekauft wurde, spülte dies kolportierte 55 Millionen US-Dollar in Thiels Taschen. Damit gründete er die Hedgefonds-Gesellschaften Clarium Capital Management und Global-Macro-Fonds, die sodann mit Milliarden an Kapital jonglierten.
2003 engagierte sich Thiel dann bei Palantir, einer Software-Firma, die sich mit Datenanalyse beschäftigt. Gründer dieser Firma war übrigens die CIA, besser gesagt deren Risikokapital-Abteilung. Kunden des Unternehmens sind damit - wenig überraschend - die US-Geheimdienste, aber auch europäische Behörden und Wirtschaftsunternehmen. Palantirs Software kommt unter anderem im Bereich der Cyber-Spionage zum Einsatz, um groß angelegte Betrugsaktivitäten des organisierten Verbrechens aufzudecken. 2020 nutzen laut einem Focus-Bericht 125 Kunden Palantirs diverse Software-Produkte.
Durch seine profitablen Investments bei Facebook, wo er der erste Geldgeber überhaupt war, sowie bei PayPal und bei diversen Fintech-Unternehmen konnte Thiel sich fortan auch in weiteren Geschäftsfeldern engagieren.
2015 etwa beteiligte sich Thiel mit seinem mehr als zwei Milliarden Dollar schweren Founders Fund an der auf Cannabis-Geschäfte spezialisierten Private-Equity-Firma Privateer Holdings. Founders Fund ist zudem an Elon Musks Raketen-Unternehmen Space X beteiligt - Thiel kennt Musk, wie erwähnt, bereits seit PayPal - sowie an dem Privatunterkünfte-Vermittler Airbnb. Auch beim Musikstreaming-Dienst Spotify ist Thiel mit im Spiel. Sein Investment-Imperium ist mittlerweile extrem weit verästelt. Im Zentrum steht jedoch Thiel Capital, das von seinem Ehemann, dem Banker Matt Danzeisen, mitverwaltet wird.
Nicht nur als Finanzinvestor ist Thiel umtriebig, er hat auch vielfältige Interessen. So stieg er beim Broker Trade Republic als Berater ein, finanzierte er als Executive Producer die satirische Filmkomödie "Thank You for Smoking" und unterstützt die Forschung rund um den Alterungsprozess des Menschen. Nach einer sehr kritischen Biografie von Max Chafkin soll Thiel in jungen Jahren verstört gewesen sein, als ihm sein Vater auf Nachfrageeröffnete, dass alle Lebewesen -also auch er und sein Sohn - eines Tages sterben müssen. Diese frühe Erkenntnis soll auch der Grund dafür sein, dass Thiel in Kryonik investiert, also Technologie, die das Ziel hat, Menschen einzufrieren um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzutauen. M. Zudem fördert er junge Gründer im Technologiebereich, unter anderem mit hochdotierten Stipendien für Studenten. Er bekennt sich zum Libertarismus, der die persönliche Freiheit über staatlichen Einfluss stellt. Politisch steht er dem rechten Rand der US-Republikaner nahe, unterstützte Ex-Präsident Donald Trump finanziell und fungierte sogar als dessen Berater im Hintergrund. Thiel fördert auch weit rechts stehende Kandidaten im republikanischen Spektrum. Thiel ist darüber hinaus auch noch Mitglied im Steering Committee der Bilderberg-Konferenz. Thiel ist Herausgeber eines Buches "The Diversity Myth" und ist ein erklärter Gegner politischer Korrektheit und von Multikulturalismus.
Thiel zählt auch zu den tausend besten US-Schachspielern. 2012 schrieb er mit Schachweltmeister Garri Kasparow das Buch "Blueprint", das für Investitionen in Forschung und Entwicklung plädiert, um den globalen Wohlstand zu erhöhen. 2014 folgte das Buch "Zero to One. Wie Innovation unsere Gesellschaft rettet". Sein Vermögen wird auf mehr als zwei Milliarden US-Dollar geschätzt. (red.)