Egal, wann diese Zeilen gelesen werden: Alles was jemals in der Geschichte des Universums passiert ist, hat zu diesem Augenblick geführt. Die letzten 13,82 Milliarden Jahre münden in den jetzigen Moment. Über die Implikationen oder das Universum an sich nachzudenken, kann bei dem ein oder anderen durchaus zu Kopfschmerzen führen. Mit den Details sollen sich Physiker und andere Wissenschaftler herumschlagen. Vielleicht bleibt die neue Netflix-Serie Das Universum auch deshalb so oberflächlich.
Wer die Geschichte des Universums erzählen möchte, der fängt üblicherweise beim Urknall an. Den hebt sich Das Universum allerdings für die vierte Episode auf. In der ersten Folge geht es zunächst einmal um eine Gepardin in der Serengeti. Von Sonnenenergie und Gras kann sie nicht leben, daher muss sie für sich und ihre zwei Jungen jagen gehen. Dabei mag sich dem Zuschauer die Frage aufdrängen, was das alles mit dem Universum zu tun haben soll und ob er vielleicht im Netflix-Menü aus Versehen auf eine Tierdokumentation wie etwa Überleben im Paradies: Eine Familiengeschichte geklickt hat. Das hat hier aber alles schon seine Richtigkeit, wie die Serie alsbald enthüllt. Das Universum benutzt in jeder Folge ein Tier oder Tiere, um davon auf ein kosmisches Konzept oder einen bestimmten Themenbereich bezogen aufs Universum überzuleiten. In der zweiten Episode beispielsweise beobachten wir Schimpansen und in besagter vierten Episode folgen wir einer Schildkröte, um etwas über das Weltall zu lernen. Das ist sicher eine interessante Grundidee, fühlt sich zu oft aber doch so an, als wären hier zwei verschiedene Serien ineinander forciert worden.
Das Voiceover für die insgesamt sechs Folgen zu je knapp einer Dreiviertelstunde stammt von Morgan Freeman (Paradise Highway). Dass Freemans Stimme sich hervorragend für Erzählungen dieser Art eignet, darüber ist bereits so viel geschrieben worden, dass dem hier keine weitere Fußnote hinzugefügt werden soll. In gewisser Weise ist er deshalb natürlich die richtige Wahl für den Job. Am Ende des Tages liest er aber eben immer noch ein Skript ab. David Attenborough beispielsweise wird sicher Hilfe beim Verfassen der Texte zu seinen Dokumentationen in Anspruch nehmen, aber da er vom Fach ist, wirkt sein Vortrag ungleich authentischer. Das größere Problem hier ist jedoch die Weise, in welcher Freeman die Informationen präsentiert, und das wird auch wenig mit ihm zu tun haben. oft wird gegen Ende eines Satzes eine Kunstpause eingelegt, nur um dann etwas Offensichtliches zu sagen. In Kombination damit, dass das was gesagt wird selten in die Tiefe geht, entsteht so der Eindruck, dass Das Universum sich an ein eher jüngere Publikum richten möchte. Dabei scheint in Kauf genommen zu werden, dass ältere Zuschauer sich hier manchmal ein gönnerhaft behandelt fühlt.
Abschalten muss deswegen jedoch noch lange niemand. Die größte Stärke von Das Universum sind nämlich seine Bilder. Ob die erwähnte Gepardin in der Savanne, Schimpansen in den Bäumen, Bären im Fluss oder ob Haie im Meer – wer Fan von Naturdokumentationen ist, wird hier auf seine Kosten kommen. Eine riesige Gnu-Herde wird aus luftiger Höhe gefilmt, wodurch die rennenden Tiere wie emsige Ameisen wirken, die sich ihren Weg durch die Steppe bahnen. Neben Realaufnahmen für die Tierwelt greift Das Universum auf CGI für den Weltraum zurück. Das Budget dafür dürfte nicht zu gering ausgefallen sein, denn die Grafiken sind alle überzeugend und anschaulich, lassen teilweise sogar die restlichen Bilder im Vergleich alt aussehen.
OT: „Our Universe“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Alice Jones, Stephen Cooter, Naomi Austin
Drehbuch: Alice Jones, Stephen Cooter, Naomi Austin
Musik: Anne Nikitin, Jessica Jones
Kamera: Julius Brighton, Neil Fairlie, Julie Moniere, David Baillie, Paul O’Callaghan, Oliver Richards, Florian Schulz, Dale Bremner, Richard Fitzpatrick, Robert McGregor, Ben Joiner, Mike Holding, Hector Skevington-Postles, Ian Takahashi, Mauricio Handler, Paul Williams, Robin Smith
Mitwirkende: Morgan Freeman
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