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Trek Fuel EX 2023 im Test: Die Amerikaner von Trek präsentieren die nächste Evolutionsstufe des Trek Fuel EX. Wir konnten das brandneue Trail-Bike bereits für euch ausprobieren – hier gibt’s unseren Test!
Einige von euch haben es vermutlich schon im kürzlich veröffentlichten Video von Kade Edwards und Brandon Semenuk erspäht: Das neue Trek Fuel EX ist da! Die jüngste Evolutionsstufe des Trail-Bikes kommt nun mit 150 mm Federweg vorne und 140 mm am Heck und soll mit seiner enormen Vielfältigkeit überzeugen. So hat man neben zahlreichen Geometrie-Optionen auch beim Rahmenmaterial und der Laufradgröße die Qual der Wahl. Fahrer*innen der Größen S bis XXL können sich zwischen 29″ und Mullet entscheiden, während das S-Modell optional auch mit 27,5″-Laufrädern erhältlich ist. Einzig die XS-Variante ist lediglich in 27,5″ erhältlich.
Wir hatten bereits die Möglichkeit, das neue Trek Fuel EX in Rahmengröße L und mit 29″-Laufrädern für euch auszuprobieren. Das von uns getestete Topmodell hört auf die Bezeichnung Fuel EX 9.9 XX1 AXS und bringt ohne Pedale 14,6 kg auf die Waage. Preislich liegt diese Variante bei 12.999 €. Trek bietet das Fuel EX allerdings auch in deutlich preiswerteren Ausstattungsvarianten mit Aluminium-Rahmen zum Kauf an.
Rein optisch unterscheidet sich das neue Trek Fuel EX doch recht deutlich von seinem Vorgängermodell. Zwar ist Trek dem im Rahmen stehenden Dämpfer und dem ABP-Hinterbau treu geblieben. Der Sitzdom und die untere Dämpfer-Aufnahme sorgen allerdings für einen im MTB-Sektor gänzlich neuen Look. Bekannt vorkommen dürfte das Design allerdings all denen sein, die auch hin und wieder mal in die motorisierte Mountainbike-Sparte schielen. Die Ähnlichkeit mit dem ebenfalls erst kürzlich vorgestellten Trek Fuel EXe ist nämlich derart frappierend, dass hier durchaus die Frage nach der Henne und dem Ei gestellt werden kann.
Hinter dem neuartigen Design stecken allerdings nicht nur optische Gründe. So solle das neue Sitzrohr noch längere Variostützen aufnehmen können, während in der unteren Dämpfer-Aufnahme ein Flip Chip sitzt, mit dem das Übersetzungsverhältnis des Hinterbaus angepasst werden kann. Dies ist bereits vom Downhill-Bike Session bekannt und soll das neue Trek Fuel EX noch vielseitiger machen. Die ab Werk eingestellte Position resultiert in einer etwas lineareren Kennlinie und ist laut Trek optimal für anspruchsvolles, wurzeliges und steiniges Terrain geeignet. Das progressivere Setting hingegen soll vor allem auf Highspeed-Jumptrails und im Bikepark seine Stärken ausspielen. Außerdem können hier dank der erhöhten Endprogression auch problemlos Stahlfeder-Dämpfer verbaut werden. Das Trek Fuel EX ist übrigens im Gegensatz zu einigen Vorgängermodelle mit praktisch allen gängigen Dämpfern kompatibel.
Unabhängig von der gewählten Progression wurde der Federweg des Fuel EX im Vergleich zum Vorgänger um je einen Zentimeter an Front und Heck aufgebockt. Mit 140 mm am Heck und 150 mm vorne soll das Fuel EX die Lücke zwischen dem Down Country-Bike Top Fuel und dem Enduro-Racer Trek Slash vollumfänglich ausfüllen können. Auch die Geometrie wurde entsprechend angepasst und kann über den Mino-Link sowie unterschiedliche Steuersatzschalen großzügig verstellt werden.
Auch bei den Details hat sich einiges getan. Den Knockblock-Steuersatz sucht man vergeblich. Dafür ist praktisch das komplette Unterrohr durch einen angeschraubten Protektor geschützt. Wem dies allerdings dann doch etwas zu viel des Guten ist, hat die Möglichkeit, den oberen Teil des Schutzes separat abzunehmen. Auch eine Flaschenhalter-Aufnahme sucht man glücklicherweise nicht vergebens. Zudem verbirgt sich im Unterrohr noch ein kleiner Kofferraum, in dem Verpflegung, Werkzeug oder Ersatzteile mitgeführt werden können. In diesen Genuss kommen übrigens nicht nur Käufer*innen der Carbon-Variante – auch der Aluminium-Rahmen ist mit einem Staufach ausgestattet.
Ebenfalls vom Carbon- auf den Aluminium-Rahmen übertragen wurde die Technologie der Leitungsführung. Bei beiden Varianten kann man jetzt ganz entspannt oben den Zug einstecken und wenig später kommt er ohne nerviges Angeln oder Stochern an seinem Bestimmungsort heraus. Fast genauso cool ist das im Steuerrohr positionierte Multitool. Dieses lässt sich blitzschnell herausziehen und verfügt über die gängigsten Inbus-, sowie Torx-Schlüssel und einen Kettennieter. Ebenfalls erfreulich sind das geschraubte Tretlager und die ISCG05-Aufnahme zur Montage einer Kettenführung.
Über die Geometrie-Verstellung und die verschiedenen möglichen Konfigurationen des neuen Trek Fuel EX könnte man problemlos eine eigene Abhandlung schreiben. So lässt sich über den bereits von anderen Trek Bikes bekannten Mino-Link die Tretlagerhöhe um 8 mm und der Lenkwinkel um 0,5° verstellen. Im Auslieferungszustand befindet sich dieser Flipchip in der Low-Position. Weiter gehts mit dem Steuersatz: Trek bietet für das Fuel EX optionale Lagerschalen zum Kauf an. Neben der verbauten neutralen Variante kann noch ein flacheres und ein steileres Schalen-Pärchen eingepresst werden. Dadurch kann der Lenkwinkel noch mal jeweils um ± 1° angepasst werden. Dies ergibt insgesamt satte sechs verschiedenen Geometrie-Konfigurationen.
Wenn man sich schlussendlich durch alle Varianten durchgetestet hat, kann man gleich bei der Laufradgröße weiter machen. Denn im hohen Mino-Link-Setting und mit einer 160 mm-Federgabel ist das Trek Fuel EX ebenfalls mit Mullet-Laufrädern kompatibel.
Doch auch unabhänig von den zahlreichen Verstelloptionen hat die Geometrie-Tabelle des Fuel EX einiges zu bieten. So verkauft Trek das Trail-Bike gleich in rekordverdächtigen acht (!) verschieden Rahmengrößen – inklusive der Zwischengröße M/L. Zudem setzten die Amerikaner auf mitwachsende Kettenstreben und eine durchweg moderne Trail-Geometrie.
Geometrie Trek Fuel EX Mullet
Trek bietet das Top Fuel in insgesamt sieben Ausstattungsvarianten zum Kauf an. Die beiden preiswertesten davon setzten auf einen Aluminium-Rahmen, während die übrigen Modelle mit dem leichteren Carbon-Rahmen ausgeliefert werden. Preislich geht’s bei 3.699 € los. Das Ende der Fahnenstange bildet das 12.999 € teure Topmodell. Zudem bietet Trek sowohl die Aluminium- als auch die Carbon-Variante als Rahmenkit inklusive Fox Float X-Dämpfer und Steuersatz zum Kauf an. Hierfür muss man 2.599 € respektive 4.499 € berappen.
Das von uns getestete Trek Fuel EX 9.9 XX1 AXS kommt mit einem Fox Factory-Fahrwerk, Bontrager Line Pro 30-Carbon-Laufrädern und einem SRAM XX1 AXS-Antrieb. Dazu gesellen sich die kabellose RockShox Reverb AXS-Variostütze, SRAM Code RSC-Bremsen und eine schicke Bontrager RSL Lenker-Vorbaukombination. In dieser Konfiguration kostet das Fuel EX 12.999 € und bringt 14,6 kg auf die Waage.
Bergauf nimmt man auf dem Fuel EX dank des angenehm steilen Sitzwinkels eine zwar aufrechte, aber dennoch leicht gestreckte Sitzposition ein. Die Kraft kann hier effektiv in die Pedale übertragen werden und man freut sich auch an steilen Rampen über eine ausgewogene Druckverteilung zwischen Vorder- wie Hinterrad. So klettert das Fuel EX auch aufgrund seiner steifen und leichten Laufrädern ziemlich zügig, agil und kraftsparend auf den Gipfel. Das für ein derart teures Carbon-Topmodell mit jeder Menge leichten Carbon-Komponenten vergleichsweise hohe Gesamtgewicht von 14,6 kg (ohne Pedale) macht sich hier nicht spürbar negativ bemerkbar.
Der Hinterbau bleibt auch im offenen Dämpfer-Setting praktisch antriebsneutral und wippt nicht. Einzig bei Sprints im Wiegetritt oder wenn man auf langen Asphalt-Uphills das letzte bisschen Effizienz herauskitzeln möchte, macht der Griff zum leicht erreichbaren Lockout-Hebel des Fox Float X-Dämpfers Sinn. Auch in technischen Bergauf-Passagen weiß das Trek mit einem guten Grip und leichtem Handling zu überzeugen.
Im Bergab-Modus bleibt das Trek seinem direkten, agilen Charakter treu. Das Trail-Bike überzeugt mit einem verspielten, poppigen Fahrverhalten mit genügend Gegenhalt und lechzt nur so danach, aus Kurven herausgefeuert oder über Wellen, Steine oder Wurzeln gepusht zu werden. Vor allem in schnellen, direkt aufeinander folgenden Anlieger-Kombinationen fiel es uns schwer, die Euphorie runterzuregeln. Kurven, egal ob mit oder ohne Anlieger, absolviert das neue Fuel EX wirklich par excellence.
Auch wenn man lieber in der Luft als auf dem Boden unterwegs ist, ist man beim Trek Fuel EX goldrichtig: Selbst an der kleinsten Welle oder Wurzel kann man das Trail-Bike absolut mühelos in die Luft befördern und ganz nach Belieben ganze Trail-Sektionen überspringen, um dann direkt wieder mit ordentlich Schwung in die nächste Kurve zu rauschen. Dadurch räumt das Fuel EX in der Fahrspaß-Wertung eine glatte Eins mit Sternchen ab.
Die angenehm ausbalancierte Geometrie sorgt für ein gutmütiges Fahrverhalten und eine ordentliche Laufruhe. Zudem reagiert das Fuel EX auch dann noch stabil und vorhersehbar, wenn man das Grip-Level der Reifen überreizt hat. Hier kann man verhältnismäßig entspannt und ohne Schweißperlen auf der Stirn darauf warten, dass die Reifen wieder Grip finden, anstatt panisch den Hobby-Fuß herausholen zu müssen.
Auf schnellen und ruppigen Trails merkt man allerdings, dass das Fuel EX nicht unbedingt zu den komfortabelsten Trail-Bikes gehört. Der Hinterbau nimmt schnelle, harte Schläge nicht ganz so gut weg wie zum Beispiel das Scor 4060 ST oder das Specialized Stumjumper Evo. Dadurch wird man mit dem Fuel EX etwas mehr durchgerüttelt und lässt in ruppigen Highspeed-Sektionen nicht ganz so entspannt den Finger von der Bremse. Zudem könnte die Steifigkeit des von uns getesteten Top-Modells für unseren Geschmack gern etwas geringer ausfallen.
Im Testverlauf haben wir beide Progressions-Settings des Hinterbaus ausprobiert und kamen schlussendlich mit der etwas progressiveren Variante besser zurecht. Allgemein ist es sehr lobenswert, dass beim neuen Fuel EX derart viele und vor allem sinnvolle Einstellmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Hier kann man sich das Bike ganz an seine Vorlieben und den Einsatzbereich anpassen. Aufgrund des relativ begrenzten Testzeitraums und weil uns die optional erhältlichen Steuersatzschalen nicht zur Verfügung standen, sind wir das neue Trek Fuel EX ausschließlich im neutralen Lenkwinkel Setting gefahren. In dieser Position verfügt das Fuel EX über einen Lenkwinkel von 64,5°, der in unseren Augen gut mit der übrigen Geometrie des Trail-Bikes harmoniert.
Das neue Trek Fuel EX überzeugt mit einem sehr spaßigen Fahrverhalten, zahlreichen Einstellmöglichkeiten und vielen coolen Detaillösungen, die auch das preiswertere Alu-Modell betreffen. Schwächen leistet sich das schicke Trail-Bike hingegen bei der Preisgestaltung und bei dem laut klappernden integrierten Multitool. Alles in allem bekommt man mit dem neuen Trek Fuel EX allerdings ein hervorragendes Trail-Bike mit Fahrspaß-Garantie.
Wie gefällt euch das neue Trek Fuel EX?
Testablauf
Wir konnten das Trek Fuel EX bereits vor Embargo einige Zeit testen. Dabei wurden sämtliche Höhenmeter aus eigener Kraft zurückgelegt.
Hier haben wir das Trek Fuel EX getestet
Geisterfahrer
dabei seit 02/2004
Fotos Videos
Widderman
dabei seit 10/2022
Fotos Videos
LaserRatte
dabei seit 07/2022
Fotos Videos
Geisterfahrer
dabei seit 02/2004
Fotos Videos
LaCatrina
dabei seit 02/2014
Fotos Videos
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