Hamburg (ABZ). – Sein Einsatz lässt sich mit einem einzigen Wort beschreiben: extrem. Der neue Cat Radlader 988K, den die Hanseatische Recyclingprodukt Vertriebsgesellschaft mbH einsetzt, so der offizielle Name, einer Tochterfirma des Stahlwerks auf dem Gelände von ArcelorMittal Hamburg, hat keinen Alltagsjob zu erledigen.
Die Baumaschine schlägt grau-schwarze Schlacke um, ein Nebenprodukt der Stahlproduktion, wenn sie sich im Schlackebeet abgekühlt hat. Doch kühl ist relativ – noch immer hat die Schlacke Temperaturen von bis zu 300 °C, wenn die Baumaschine morgens das Schlackebeet säubert. Parallel dazu wird die Schlackenaufbereitungsanlage beschickt und das Fertigmaterial aufgehaldet. So kommt der Radlader auf Tagesumschlagleistungen einschichtig von 3000 t und mehr.
Weder die Schlacke darf dem Radlader etwas anhaben noch die extremen thermischen Belastungen, die in der Umgebung herrschen. Sicherheit muss deswegen großgeschrieben werden, ob für Mensch oder Maschine. Dementsprechend ausgerüstet schickt HRV den Radlader in den Einsatz, von dem rund um den Globus an die 725 Einheiten in Betrieb sind. Steel Mill Version – so wird die Spezialausführung von Baumaschinen bezeichnet, die Aufgaben rund um die Stahlproduktion übernehmen müssen.
Das Paket mit den besonderen Ausstattungsdetails schnürte Michael Otto, Verkäufer der Zeppelin Niederlassung Hamburg, die den Radlader lieferte. Es beinhaltet entsprechende Schutzmaßnahmen, die dafür Sorge tragen, dass die Sicherheit der Fahrer lückenlos gewährleistet wird, aber auch die Maschine nicht den Geist aufgibt. Bei einem Systemausfall darf der Fahrer nicht mit Vollgas in das Schlackebeet abdriften, sondern er muss vorher noch abbremsen können. Deswegen werden Getriebe und Bremssystem extra überwacht. Ein Cat 988H übernahm von 2009 bis 2015 das Räumen von drei Schlackebeeten – jede Stunde kommt neuer Nachschub. So wie bei ihm ist auch bei seinem Nachfolger jeder Schlauch extra ummantelt. Komponenten aus Kunststoff würden sofort versagen, deswegen wurden sie durch Stahl ersetzt und Bauteile wie Lampen oder Hubzylinder besonders geschützt.
“Wir verwenden beim Cat 988K Reifen vom Typ D2XMine. Die hohen Stollen haben sich schon in der Vergangenheit bewährt”, so Diplom-Ingenieur Burkard Rauter, Geschäftsführer seit 26 Jahren bei der HRV. Verwendet werden außerdem schwer entflammbare Hydraulikflüssigkeiten und Schmierstoffe. Extra geschützt wurde die Kabine. Das Dach wurde mit Stahl verstärkt. Die Kabine erhielt ein Wärmeschutzglas, was alleine schon wegen der abstrahlenden Strahlungswärme erforderlich ist. Die Fenster sind mit einem speziellen Gummi isoliert. ArcelorMittal, der größte Stahlkonzern weltweit, hat genaue Vorstellungen hinsichtlich des Arbeitsschutzes. Bei allen Arbeitsprozessen stellt das Unternehmen nicht nur hohe Anforderungen an die Technik und Produktion, sondern auch an die Arbeitssicherheit der Mitarbeiter, um die Unfallrate auf ein Minimum zu reduzieren.
“Das bei dem Radlader realisierte Sicherheitspaket rührt von Unfällen – jedoch nicht bei HRV – aus der Vergangenheit her, aus denen man entsprechende Maßnahmen abgeleitet hat, damit sich diese nicht mehr wiederholen. Wir können nur versuchen, alles, was technisch möglich ist, einbauen zu lassen, um so proaktiv die Gefahren und Unfallquote zu senken”, erklärt Burkard Rauter. Sämtliche gesetzlichen Vorschriften spiegeln sich in der Ausrüstung wider, die quasi Grundvoraussetzung dafür sind, überhaupt so eine Maschine in Betrieb zu nehmen.
Bei dem Cat 988K sowie den anderen Baumaschinen gehen die Anforderungen hinsichtlich Sicherheit der Ausrüstung weit über die üblichen Vorgaben hinaus. Das zeigt sich etwa in zehn LED-Lichtern, die immer an sind, selbst wenn die Sonne scheint. Sie leuchten das Arbeitsumfeld rund um die Baumaschine aus, um gute Sichtverhältnisse auf die dunklen Schlackebeete samt grauer Arbeitsumgebung zu gewähren. Zur Grundausstattung gehört schon seit jeher eine Rückfahrkamera, beheizbare und klappbare Spiegel sowie ein Gurtschloss. Hinter dem Fahrerhaus wurde für den Fall, dass es brennt, ein eingehauster Feuerlöscher angebracht. Ein extra Aufstieg ermöglicht dem Maschinisten einen weiteren Fluchtweg, wenn er im Notfall schnell seinen Arbeitsplatz räumen muss.
Radlader, wie das neue Mitglied im Maschinenpark der HRV, müssen ganz schön was wegstecken können. Denn sie werden häufig bis an ihre Grenzen belastet. So hart wie der Stahl ist, der hier erschmolzen und gewalzt wird, so hart werden die Radlader im Alltag beansprucht. Filter müssen darum täglich überprüft werden. Großmaschige Kühler und ein Umkehrlüfter verhindern, dass auftretende Staubpartikel am Ende zu Lasten des Motors gehen. Alle Geräte unterliegen einem starken Verschleiß – Elektroofenschlacke gilt als ein sehr abrasives Material. Der unmittelbare Kontakt mit der Schlacke wirkt sich auf die Zähne und das Messer der 6,9 m³ großen Radlader-Schaufel aus. Um nicht in Mitleidenschaft gezogen zu werden, wurde sie aus härtestem Stahl gefertigt. Trotzdem sind die Zähne nach sechs Wochen zu wechseln, Messer und andere Verschleißteile mehrmals im Jahr. Die Schaufel hält diesen Einsatz maximal rund 8000 Bh durch.
Hart sind nicht nur die Einsatzbedingungen, sondern hart ist auch die Leistung, die von der Baumaschine gefordert wird. Der Radlader steht sprichwörtlich ständig unter Strom. Was das für die Verfügbarkeit bedeutet und unter welchem Druck hier gearbeitet wird, lässt sich leicht ausmalen. Im Umkehrschluss zeigt es aber auch, was ein Baumaschinenlieferant hinsichtlich Service bewerkstelligen muss, um solche Geräte am Laufen zu halten.
Caterpillar
€ 85.000
Weber
€ 6.750
Lehnhoff
€ 4.100
JCB
€ 23.000
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