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Orbea Wild MY2023: Die vierte Generation des E-Mountainbikes Orbea Wild setzt jetzt noch kompromissloser auf Performance und unterstreicht eindrucksvoll, dass mit diesem E-Bike alle Trails gerockt werden können. Ein neuer Carbonrahmen mit moderner Geometrie, festem Akku, erhöhter Steifigkeit, Bosch Performance CX- oder Race-Motor, kleinem oder großem Akku, 160 mm Federweg und dem einzigartigen MyO-Konfigurator für das individuelle Traumbike – im neuen Orbea Wild werden all diese Punkte vereint. Wir haben alle Infos und konnten das Orbea Wild MY2023 bereits ausgiebig testen.
Die Geschichte der spanischen Marke Orbea beginnt vor 200 Jahren. Ähnlich wie BH Bikes fertigte man hier anfangs Waffen. In den 1930er-Jahren stieg man aber aus dem Waffen-Business aus und begann damit, Fahrräder und später auch Kinderwagen zu fertigen. 1969 formierte man Orbea zu einer Genossenschaft um, bei dem jede Arbeiterin und jeder Arbeiter Anteile an der Firma erwerben konnte und infolgedessen finanziell ein Teil der Marke wurde. Dies ist übrigens auch heute noch so. Orbea ist eine Genossenschaft und gehört zur Mondragón-Kooperative.
Gefertigt werden die Bikes von Orbea in eigenen Fabriken in Spanien und Portugal und auf ein Merkmal, den USP sozusagen, ist man hier besonders stolz: MyO! Diesen Konfigurator gab es eigentlich bereits vor 200 Jahren auch schon. Natürlich hieß er damals anders und wurde mit einem spanischen Kürzel abgekürzt, aber schon damals konnte man seine Waffe mit unterschiedlichen Griffen individualisieren. Dies kann man als Vorreiter des MyO-Gedankens bezeichnen, denn hier lässt sich das Bike in der Ausstattung und im Aussehen individuell gestalten, was in der Bikewelt beinah einzigartig ist.
✅ neu entwickelter Carbon- und Alurahmen
✅ überarbeitete Geometrie, länger und flacher
✅ kompromisslos auf E-Racing und max. Performance getrimmt
✅ hochwertigere Materialien für Maximierung der Haltbarkeit
✅ jetzt in vier Rahmengrößen
✅ Teleskop-Stütze auch in Size S mit 200 mm Hub nutzbar
✅ MyO-Konfigurator für mehr Individualität
Die Geschichte des Orbea Wild begann 2016. Damals noch als E-Hardtail entwickelt, wurde 2018 ein Fully draus, welches 2020 ein umfangreiches Update erfuhr. Ende 2022 kommt nun die 4. Evolutionsstufe des Orbea Wild auf den Markt und wieder hat das Entwicklungsteam ganze Arbeit geleistet, denn beim neuen Orbea Wild wurde vieles neu gedacht, weiterentwickelt und verbessert. Alle Neuerungen verfolgen ein Ziel: beste Performance auf jedem Trail! Deshalb gibt es bei diesem E-Enduro mit 160 mm Federweg und schlankem Carbonrahmen auch diverse Optionen im MyO-Konfigurator, die es auch für Renneinsätze prädestinieren. Beim Topmodell M-LTD ist übrigens der neue Bosch Performance CX Race-Motor in Serie verbaut, was mehr Power fürs Racen verspricht.
Welche weiteren Highlights verstecken sich im neuen Orbea Wild?
Optisch ist das Orbea Wild sehr eigenständig, aber von der Geometrie her gleicht es dem normalen Rallon – hier im Test auf MTB-News – ohne Motor. Auffällig ist der neu entwickelte Carbonrahmen, der mit seiner schlanken Silhouette, dem modernen Design und den zueinander passenden Proportionen schon im Stand viel Dynamik besitzt. Man bleibt dem kleinen Steg über dem Motor treu, der ein gewisses Wiedererkennungsmerkmal darstellt und den Bereich um die Motoraufnahme zusätzlich versteift. Auch der Federweg am Heck liegt, wie beim Vorgängermodell auch, bei 160 mm. Da man sich bei Orbea zu 100 % der maximalen Performance verschrieben hat, ist ein Merkmal dem Rotstift zum Opfer gefallen: der entnehmbare Akku.
Beim neuen Wild ist der Akku, wahlweise ein Bosch PowerTube mit 625 oder 750 Wh, fest im Rahmen verbaut. Warum? Nun, der Vorteil liegt auf der Hand: geringeres Gewicht und verbesserte Steifigkeit. Die Öffnung im Unterrohr würde die Steifigkeit auf 70 % verringern. Bei der Entwicklung lag, neben maximal bester Performance, auch das Thema E-Racing im Fokus und hier geht es letztlich darum, das letzte Quäntchen Vorsprung zu generieren und nur allerbeste Konstruktionen schaffen dies. Sagen wir es mal etwas salopp: Wer sich einen Sportwagen von Porsche kauft, kann damit keine Schrankwand transportieren. Will man aber auch gar nicht. Und so geht es vielen, die sich für ein neues Orbea Wild interessieren, vielleicht auch, denn dies ist ein E-Bike für all diejenigen, die es auf maximale Performance anlegen und mit einem fest verbauten Akku absolut kein Problem haben. Aber kommen wir zurück zur Steifigkeit. Laut Hersteller ist der neue Rahmen des Wild 51,59 % steifer als beim Vorgängermodell und 9,47 % steifer als beim Rallon, ein Enduro-MTB ohne Motor.
Verwende den Slider, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem neuen Orbea Wild und dem Vorgänger Wild FS zu entdecken!
Preislich stehen Kaufinteressenten in Summe sieben Modelle zur Auswahl, von denen drei mit Aluminiumrahmen ausgestattet sind. Die Preise beginnen hier bei 5.699 € (UVP). Die Carbon-Modelle, vier in Summe, starten bei 7.299 € und enden beim Topmodell mit 11.999 € (UVP).
Beim maximal zulässigen Systemgewicht ist das Orbea Wild in der Kategorie 5 – genaue Infos gibt’s hier – platziert. Einfluss hierbei hat natürlich das Rahmenmaterial und die Nutzung eines Carbon- oder Alu-Lenkers. In Zahlen bedeutet dies beim neuen Orbea Wild:
* zzgl. Gewicht vom E-Bike.
Das maximale Systemgewicht begrenzt für ein Fahrrad, E-Bike oder E-MTB, wie schwer Fahrende inklusive Kleidung, Ausrüstung und Gepäck laut Hersteller sein dürfen. Dieser Wert ist – gerade bei E-Bikes – oft niedriger als erwartet und kann so für Verdruss sorgen. Wir gehen auf diese wichtige Kenngröße in unseren E-MTB Tests und Neuvorstellungen ein und fragen bei Herstellern nach, falls diese Angabe fehlt.
Wie diese Angabe ermittelt wird, wer sicherstellt, dass da niemand mogelt und was eine ASTM-Klasse ist, erfahrt Ihr in unserem ausführlichen Artikel:
Maximales Systemgewicht am E-Bike
Orbea bietet das neue Wild mit Aluminium- und Carbonrahmen an. Bei den Namen erkennt man die Aluversion am „H“ und die Carbonvariante am „M“ in der Modellbezeichnung.
Orbea Wild H30 5.699 € | Orbea Wild H20 6.199 € | Orbea Wild H10 6.999 € | Orbea Wild M20 7.299 € | Orbea Wild M10 8.399 € | Orbea Wild M-Team 9.499 € | Orbea Wild M-LTD 11.999 €
Das Orbea Wild MY2023 ist eine Weiterentwicklung des bekannten Modells Orbea Wild FS – Test gibt es hier. Auffällig ist, dass Orbea das neue Wild jetzt in vier, statt bisher nur drei, Rahmengrößen anbietet. Aber damit nicht genug, nein, die Geometrie wurde komplett neu gestaltet. War das alte Modell noch kurz und eher auf der verspielteren Seite, geht Orbea mit dem neuen Wild einen anderen Weg. Hier wird mehr Wert auf bessere Performance, Spurtreue, Fahrstabilität und Laufruhe gelegt. Schaut man sich die Werte beider Versionen einmal genauer an, erkannt man, dass das neue Orbea Wild in der Länge und Cockpit-Höhe deutlich anwächst. Wir haben das alte Wild FS mit dem neuen Wild in unserer Geometrie-Datenbank Geometrics verglichen. Hier kann man auf einen Blick sehen, welche Unterschiede es gibt. So wurde das neue Wild im Reach deutlich länger, im Stack höher und in der Kettenstrebenlänge 7 mm kürzer. Gleichzeitig wurde der Lenkwinkel um 1,5° flacher, der Sitzwinkel 1,5° steiler und der Radstand um einiges länger. Hier spricht also alles für mehr Laufruhe und mehr Performance in forderndem Gelände, viel Spurtreue und gute Klettereigenschaften. Wer die Daten vergleichen möchte, findet hier den Geometrie-Vergleich Orbea Wild MY2022 vs. Orbea Wild MY2023.
Erhältliche Rahmengrößen: S, M, L, XL
Gemessene Überstandshöhe: 700 mm (Rahmengröße L)
Gewicht: 20,9 kg (Größe L, 625er-Akku, gemeinsam mit Hersteller gewogen)
Geometriedaten Orbea Wild Carbon
Geometriedaten Orbea Wild Aluminium
Orbea bietet das Wild in insgesamt sieben Ausstattungen an. Drei davon kommen mit Alu- und vier mit Carbonrahmen. Der Alurahmen ist, wie man es bereits von Orbea kennt, auf höchstem Niveau verarbeitet. Auch hier sind die Schweißnähte so perfekt verschliffen, dass man, wie schon beim Orbea Rise H, erst bei genauem Hinsehen erkennt, dass man es hier mit dem Rahmenwerkstoff Aluminium zu tun hat. Formensprache, Dimensionen, Design und Anmutung gleichen dem Pendant aus Carbon beinah komplett. Preislich starten die Modelle bei attraktiven 5.699 € und enden bei 11.999 € für das Wild M-LTD. Hier bekommt man dann aber auch „volle Hütte“ mit Shimano XTR-Bremsen und -Schaltung, Fox Factory-Fahrwerk und Oquo-Laufrädern aus Carbon.
Wer Orbea kennt und schon mal mit den Bikes der baskischen Marke zu tun hatte, kennt den hauseigenen MyO-Konfigurator. Hier lassen sich, neben kostenpflichtigen Upgrades bei den Anbauteilen, auch die Farbe von Rahmen und Dekor aus einer ganzen Palette frischer Farben vollkommen kostenlos wählen. Beim Rahmen sind es sogar zwei Farben, denn das Wild wird im spanischen Werk aufwendig mit zwei Farben lackiert. Was darf es also für dich sein? Grau/Grün matt, Weiß/Rot glänzend oder doch lieber das kleine Schwarze in Matt/Glanz? Bei Orbea hast du die freie Wahl, was bei einem Premiumhersteller schon ziemlich einzigartig ist.
Auch ohne MyO sind die Modelle in ihren Grundausstattungen schon recht solide und stimmig aufgebaut. Die genauen Details aller sieben Wild-Modelle findest du in unserer ausführlichen Ausstattungstabelle.
Beim Motor bleibt Orbea im Wild dem Branchenprimus Bosch treu. Im neuen Modell kommt das Bosch Smart System zum Einsatz, mit einem Performance CX Gen4-Motor oder Bosch Performance CX Race Limited Edition-Motor, der im Topmodell Wild M-LTD Serie ist. Mit 85 Nm max. Drehmoment und viel Durchzug auch bei niedrigen Trittfrequenzen sind die Motoren der CX-Serie überaus beliebt und weit verbreitet.
Während so manch anderer Hersteller den großen Bosch-Akku mit 750 Wh Kapazität teilweise nur ab Rahmengröße M im Unterrohr unterbekommt, bietet Orbea das Wild in jeder Rahmengröße, auch in Size S, mit dem großen PowerTube-Akku an. Ob kleinere Personen, die oftmals auch ein leichtes Körpergewicht haben, einen Akku mit derartig großer Kapazität brauchen, sei einmal dahin gestellt, aber Fakt ist: Bei Orbea bekommen alle einen großen Akku, wenn sie ihn wollen. Mittels MyO-Konfigurator lässt sich hier aber auch der kleinere und leichtere 625er-Akku auswählen und bei der Bestellung etwas Geld sparen. Geld, welches man dann wieder in ein Kiox-300-Display investieren kann, denn serienmäßig kommen alle Wild-Modelle ohne zusätzliches Display. Hier setzt man auf die neue Mini-Remote am Lenker und die System-Kontrolleinheit im Oberrohr. Diese Einheit zeigt, in welchem Modus man gerade unterwegs ist oder wie viel Akkuladung noch zur Verfügung steht, zudem lässt sich das System hierüber an- und ausschalten. Die Unterstützungsmodi lassen sich an der minimalistischen Mini-Remote auswählen. Aber Achtung: Immer, wenn das E-Bike angeschaltet wird, müssen sich die Mini-Remote und die Kontrolleinheit erst miteinander verbinden. Also System starten, paar mal auf die Taster der Remote drücken und erst losfahren, wenn diese funktioniert. Sonst kann es schnell sein, dass man auf dem Trail, am Fuße einer steilen Rampe den Modus nicht schnell von Tour+ auf Turbo oder Race ändern kann.
In unserem Testrad war der neue Bosch CX Race-Motor verbaut, der mit mehr Punch und einem spürbar kräftigerem Extended Boost ausgestattet ist.
Hier findest du mehr Informationen zu aktuellen E-Bike-Motoren.
Beim Bosch Smart System ändert sich am Motor bis auf die Dimensionen der Kabelanschlüsse im Vergleich zum Performance CX-Motor nichts. Neu beim Bosch Smart System: 750-Wh-Akku, Kiox 300-Display, LED-Kontrolleinheit, Mini- und LED-Remote. Hier findest du alle Neuheiten für 2023 zum Bosch Smart System.
Der aktuelle Bosch Performance CX-Motor ist leicht, kompakt und haltbar! Der neu konstruierte Mittelmotor hat ein max. Drehmoment von 85 Nm und drückt mit seinem modernen Magnesiumgehäuse das Gewicht unter die Marke von drei Kilogramm – genau sind es 2,9 kg. Damit wiegt der neue CX rund 25 % weniger als sein Vorgänger. Mit seinem verringerten Einbauvolumen von minus 48 % ist er zudem nur noch knapp halb so groß wie das eiförmige Vorgänger-Modell. Wie klar zu erkennen ist, verzichtet der neue Motor auch auf das kleine Kettenblatt und erlaubt gängige Zähnezahlen. Wichtig für eine stimmigere Integration und bessere Kinematiken am E-Mountainbike ist die Platzierung der Antriebswelle. Diese rückt nämlich bei der neuen Konstruktion weit nach außen und erlaubt – wenn man dies möchte – kürzere Kettenstreben und damit agilere Geometrien.
Leistungsdaten des neuen Bosch-Motors (Smart System)
Sowohl außen wie im Inneren hat sich beim Bosch Performance CX eine Menge getan. Der kraftvolle Motor verfügt jetzt über ein leichtes Magnesiumgehäuse und wurde sehr kompakt gestaltet – er ist nur noch halb so groß wie sein Vorgänger. Die Modulation der Unterstützungsmodi ist den Software-Entwicklungs- und Ingenieursteam von Bosch extrem gut gelungen. Der Motor klebt am Pedal und folgt sehr sensibel jedem Quäntchen Druck, das wir ins Pedal geben. Sehr interessant finden wir dieses „Gummiseil-Feeling“, bei dem man im Turbo langsam pedalierend mit schleifenden Bremsen auf ein Hindernis zufahren kann und beim Kontakt einfach die Bremsen öffnet. Jetzt schnellt das E-MTB nach vorne, quasi so, als würde es von einem Gummiband angezogen werden. Dies hilft in technischen Passagen ungemein und macht enorm viel Spaß.
Besonders positiv fällt der Übergang von Motor- zur Muskelunterstützung auf. Dank der neuen Konstruktion im Inneren „segelt“ der Motor förmlich aus der Unterstützung hinaus und lässt sich absolut frei mit Muskelkraft auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigen. Schnelle Sprints – früher ein wahrer Graus mit dem Bosch-Motor – gelingen heute mit einem vollkommen natürlichen Fahrgefühl.
Wenn es um die Charakteristik eines E-Bike-Motors geht, sind die Meinungen sehr unterschiedlich. Der einen ist die maximale Power wichtig, während der andere auf ein möglichst widerstandsfreies Fahren über 25 km/h Wert legt. Beides ist mit dem Bosch Performance CX möglich. Die 85 Nm max. Drehmoment fühlen sich immer nach Genug an und wie eben erwähnt, macht dieser Motor auch jenseits der 25 km/h extrem viel Spaß.
Wie sieht es mit der Geräuschentwicklung aus? Ist er lautlos? Nein, sicher nicht. Unter realen Bedingungen auf dem Trail pfeift der neue Bosch Performance CX hochfrequent und deutlich hörbar. Unter Last kann er auch etwas lauter werden. Subjektiv betrachtet, reiht er sich zwischen Shimano und Brose ein.
Hammer! Das neue Orbea Wild sieht schon im Stand sauschnell aus. In Sachen Design, Fahreigenschaften, Steifigkeitswerten und Konstruktionsdetails hat man sich hier mächtig ins Zeug gelegt. Das cleane Design ist geradlinig, zeitlos und besitzt einige unverkennbare Orbea-Merkmale.
Letztlich stand bei der Neuentwicklung des Orbea Wild ein Punkt ganz oben auf der Agenda: ein E-MTB mit der besten Performance zu bauen!
Bereits vor der offiziellen Präsentation und Markteinführung hatten wir die Möglichkeit, das neue Orbea Wild zu testen. Hierzu wurden wir von Orbea für vier Tage nach Spanien eingeladen, um dort die Localtrails des Entwicklungsteams zu fahren. Die Kosten hierfür übernahm Orbea.
Schon auf den ersten Metern spürt man die neue Geometrie des Wild. War das alte Wild FS noch deutlich kürzer, gedrungener und verspielter, so ist das neue Orbea Wild von einem ganz anderen Kaliber. Der lange Reach schafft Platz über dem Rad, das lange Steuerrohr und der hohe Lenker sorgen für eine aufrechte Haltung. Beides unersetzlich, wenn man auf anspruchsvollen Trails richtig flott sein möchte. Schnell wird mir klar, dass das neue Orbea Wild viel mehr im Ballern zu Hause ist als im Cruisen.
Am Orbea Wild M-LTD arbeitet ein hochwertiges Fox Factory-Fahrwerk mit 170 mm Federweg an der Front und 160 mm am Heck. Bei der Gabel kommt eine Fox 38 Factory mit Grip2-Kartusche zum Einsatz. Am Heck hält ein Fox Float X2 Factory-Dämpfer die 160 mm Federweg im Zaum und generiert in Kombination mit dem Maxxis DHR II viel Grip, Traktion und Komfort. Gabel und Dämpfer in Summe sorgen für Top-Fahreigenschaften und ein im Ansprechverhalten und in der Sensibilität ausbalanciertes und harmonisches Fahrwerk für jede Art von Trails.
Bei Bremsen und Schaltung kommen am Topmodell Shimano-Produkte aus der noblen XTR-Familie zum Einsatz. Das Schaltwerk wechselt die Gänge smooth und präzise, hier ist die Performance über jeden Zweifel absolut erhaben. Die XTR-Bremsen kombiniert man bei Orbea mit Bremsscheiben vom spanischen Hersteller Galfer. Diese sind leicht, bremsen gut und sehen schick aus. Einziges Manko: An der Front hätte ich mir eine 220er-Scheibe gewünscht.
Auf dem Trail ist das neue Orbea Wild extrem schnell und weniger verspielt als das Vorgängermodell. In manchen Passagen muss ich bewusst abbremsen, denn das Bike könnte und will immer etwas schneller als ich. Gefährlich, aber gut! Beim Balancing am Rad selbst wurde Wert darauf gelegt, die Front so leicht wie möglich zu gestalten. Der Vorteil hiervon ist ein agileres Handling und spürbar mehr Leichtfüßigkeit. Darunter leiden allerdings die Klettereigenschaften ein wenig, denn das Vorderrad steigt früh. Nicht unerwartet und plötzlich, sondern einfach kontrollierbar, aber extrem steile Anstiege erfordern viel Gewichtsverlagerung in Richtung Vorderrad. Im Umkehrschluss ist diese Charakteristik aber auch hilfreich, denn berghoch reicht ein kleiner Zug am Lenker, schon kommt das Vorderrad hoch und lässt sich einfach über ein Hindernis heben.
Geht es den Trail hinunter, dann hilft das Orbea Wild bei der Verwandlung zum Vollblutracer! Schnell und präzise lässt sich dieses Bike in enge Kurven werfen, folgt willig den Lenkimpulsen und überzeugt mit einem satten Fahrwerk. Schon nach den ersten Runden ertappe ich mich, wie ich mir selbst sage: „Meine Güte, ist die Bude schnell.“
In unserem Testrad M-LTD war der neue Bosch CX Race-Motor verbaut, der mit mehr Punch und einem spürbar kräftigerem Extended Boost ausgestattet ist. Hier muss man sagen: Dieser Motor ist nichts für Anfänger! Der Extended Boost schiebt derart kraftvoll nach, dass selbst ich in unbekanntem, steilem Gelände freiwillig mal aus dem Race-Modus zurück in den eMTB-Modus gewechselt habe. Zu unberechenbar schien mir dies in völligem Neuland. Auf Strecken, die ich kannte, blieb ich natürlich im Race-Mode. Ich empfinde es als gut, wenn ein E-Bike so richtig Schub besitzt und auch enge, steil ansteigende Trails beim Hinauffahren Spaß machen. Und Spaß generiert dieser Motor richtig viel!
Beim Gewicht will Orbea Maßstäbe setzen und verzichtet zugunsten eines leichtfüßigem Handlings und mehr Agilität auf die Möglichkeit der Akkuentnahme. Das Topmodell wurde im Rahmen der Präsentation vor meinen Augen an die Waage gehängt und wog, mit 625er-Akku, in Rahmengröße L nur 20,9 kg. Mein finales Testrad, ein Orbea Wild M-LTD mit diversen Modifikationen wie unter anderem stabilen Maxxis-Reifen mit DH-Casing, wog in Rahmengröße L und mit 750-Wh-Akku 23,2 kg. Verzichtet man hier beispielsweise auf so extrem stabile Reifen, knackt man spielend die 23-Kilo-Schallmauer und hat ein kraftvolles Performance-E-MTB mit Bosch Motorsystem, viel Federweg, großem Akku und einem Gewicht von um die 22 Kilogramm. Das nenne ich mal richtig gut!
Neu ist auch der Carbonlenker, der durch einen besonderen Shape mehr Komfort verspricht. Hier werden Mikroschläge gefiltert und von den Händen ferngehalten – ein Merkmal, welches auf langen Enduro-Touren durchaus spürbar ist und zum Tragen kommt. Denn wer langsamer ermüdet, kann länger schnell Biken!
Die Laufräder von Oquo machen über den gesamten Testzeitraum eine gute Figur und bieten keinen Grund für Beanstandungen. Optisch unauffällig gliedern sie sich harmonisch ins Gesamtbild des Bikes ein und technisch überzeugen sie mit solider Steifigkeit. Zu Haltbarkeit lässt sich allerdings erst in einigen Wochen abschließen ein Resümee ziehen.
Wer schon mal gestürzt ist und danach eine tiefe Schramme vom Brems- oder Schaltgriff am Lenker im Oberrohr hatte, kennt die Wut, die einem direkt ins Gesicht steigt. „Wieso haben die keinen Lenkeranschlag im Rahmen?“ – oder Ähnliches fragt man sich meist in solchen Fällen. Um diesem Übel vorzubeugen, setzt Orbea auf die hauseigene Technologie „Spin Block“. Dies ist ein Lenkanschlag, der in der Lagerschale im Rahmen sitzt und den Bewegungsradius des Lenkers so weit einschränkt, damit es keinen ungewollten Kontakt mit dem Oberrohr gibt. Ich würde sagen, dass sich das Cockpit um ca. 170° bewegen lässt.
Bei all den Neuerungen, wie sieht es mit einem Problem des alten Wild FS aus? Da gab es Probleme bei der Dämpferpumpe, denn das Anbringen davon war eine extrem fummelige Angelegenheit. Hier war es einfach zwischen Dämpfer und Rahmenstrebe zu eng. Beim Rahmendesign vom neuen Modell wurde dies aber berücksichtigt und deutlich mehr Platz geschaffen. Eine Dämpferpumpe ans Ventil des Dämpfers schrauben? Beim neuen Modell absolut kein Problem.
Ein kleiner Kritikpunkt wäre die Formgebung des Vorbaus. Zwar besitzt das kantige Design hohe Wiedererkennung und Eigenständigkeit, aber wehe man berührt eine der spitzen Ecken an der Rückseite mit dem Knie … Ein heftiges Aua ist hier vorprogrammiert. Auch individualistischeren Personen dürfte die Integration von Vorbau, Spacern und Steuersatz ein Dorn im Auge sein, denn will man den Vorbau tauschen, muss man die Spacer, den Ahead-Deckel und die obere Abdeckung des Steuersatzes gleich mit tauschen. Ein Preis, den man für perfekte Integration heutzutage zahlen muss.
Richtig stark finde ich, dass Orbea auch an kleine Fahrerinnen und Fahrer gedacht hat und es in jeder Rahmengröße möglich ist, eine Teleskop-Sattelstütze mit 200 mm Hub zu verwenden. Möglich macht dies ein durchgehend gerades Sitzrohr und eine besondere Position die Ladebuchse. Diese wurde quasi aus dem Sattelrohr heraus geholt und seitlich am Sitzrohr platziert. Mit diesem kleinen Kunstgriff wurde genug Platz geschaffen, um auch im kürzesten Sitzrohr (dies misst bei Rahmengröße S und M 415 mm) eine Stütze mit 200 mm Hub verbauen zu können.
46,6 km
1060 hm
2 h 01 min
Hier gibt es die genauen Details der Testrunde: Orbea Wild M-LTD Reichweite mit 750-Wh-Akku bei maximaler Unterstützung im Race-Mode
Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb fahren wir einen ganz eigenen Testzyklus für euch. 46,6 km / 1060 hm – diese Daten ermittelten wir in Testfahrten, bei denen wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fahren, bis der Akku komplett leer ist. Bitte beachtet, dass diese ermittelten Werte nur als Richtwert zu verstehen sind und in keiner Weise die Ergebnisse aus einem genormten Labortest widerspiegeln. Wenn dieses E-Bike in niedrigeren Unterstützungsstufen gefahren wird, erhöht sich die Reichweite deutlich.
Dich interessieren auch die Reichweiten anderer E-Mountainbikes und E-Bikes? Dann empfehlen wir dir unsere ausführliche Reichweitentabelle: Übersicht: E-Bike Reichweite
Mit der jüngsten Evolutionsstufe des Orbea Wild hat der spanische Premiumhersteller ein neues E-MTB im Portfolio, bei dem sich andere Hersteller warm anziehen müssen. Hier dreht sich alles um die optimale Performance! Die moderne Geometrie ist, ebenso wie die Kinematik und das Ansprechverhalten des Hinterbaus, absolut gelungen und macht dieses Bike zu einem richtig schnellen seiner Art.
Kommen wir zur eingangs gestellten Frage, ob das neue Orbea Wild ein E-Bike für jedes Level ist? Die Antwort lautet: nein. Mit der längeren Geometrie, dem phänomenalen Geradeauslauf und der starken Performance auf dem Trail richtet sich das neue Orbea Wild, nicht zuletzt auch wegen der Möglichkeit, einen Bosch CX Race zu spezifizieren, eher an versierte Fahrerinnen und Fahrer und weniger an Rookies oder Anfänger. Getreu dem Motto “Länge läuft” serviert uns dieses E-MTB ein wahres Festmahl auf dem Trail, wenn man mit den Zutaten kochen kann. Wen möchte Orbea mit dem Wild ansprechen? Performance-orientiere Racer und Racerinnen! Dieses E-MTB ist nichts für den Einstieg oder zum Tourenradeln.
Ein nicht zu vernachlässigendes Merkmal des neuen Orbea Wild ist der fest verbaute Akku. Sicher, dies ist heutzutage auf Touren weniger ein Problem, als noch vor einigen Jahren, aber es gibt dennoch User*innen, die damit in ihrem Alltag nicht klarkommen. Wir sagen nur … keine Steckdose in der Garage oder im Keller.
Was haltet ihr vom neuen Orbea Wild mit fest verbautem Akku und dem kompromisslos anvisierten Einsatzzweck?
Testablauf
Wir hatten die Möglichkeit, das neue Orbea Wild auf einem Pressecamp in Spanien für zwei Tage und, im Anschluss, auf diversen Trails in Deutschland zu testen. Die Kosten für das Pressecamp wurden von Orbea getragen.
Auf den Testrunden fahren wir fast ausschließlich mit der maximalen Unterstützungsstufe. Mindestens einmal fahren wir den Akku komplett leer und dokumentieren dies auf unserem Strava-Account oder bei komoot.
Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Bike braucht:
Jedes E-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.
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