312 Bands, die das Wort "Hammer" im Bandnamen haben, findet die Encyclopaedia Metallum. Das ist zwar nur ein Lärcherlschaas gegen das Wort "Death" (1.838 Bands), dem "Black" (1.725 Einträge) knapp auf den Fersen hängt, ist aber dennoch recht beachtlich. Seit wenigen Wochen ist die Liste sogar um noch einen weiteren Eintrag reicher: HAMMERSTAR wurden von Quimby Lewis (SKULLVIEW) und Johnny Frankenshred (EXILED, FRANKENSHRED u.v.m.) gegründet, um das ultimative Classic Metal Album aufzunehmen. Ultimativ? Nun ja, so ist es überliefert, und als Referenzen nennt man gleich mal Kapazunder wie IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, DIO, MALMSTEEN und ähnliche mehr. Die Erwartungshaltung schwankt demnach zwischen Pro-Level und was-kann-das-schon-werden.
Entsprechend geht es gleich von Beginn an voll auf die Zwölf. "Wooooohoooo!" und "Yeeeeeeheee!" holen ein pfeilschnelles Power-Riffing ab, der Drummer scheint sein Set regelrecht zu verprügeln, und ehe man sich's versieht, ist man mittendrin in einem bärenstarken Album-Opener. Quimby Lewis' durchaus gewaltige Stimme lässt keine Wünsche offen, und auch das heftig in den Vordergrund gemixte Gitarrensolo vom Herrn Frankenshred macht keine Gefangenen.
Die Amis sind mit ihrem Vorhaben am richtigen Weg. Das folgende "Power Of Metal" holt mich hingegen nicht ab. Es wirkt bemüht, erzwungen, und MANOWAR haben möglicherweise den Text schon irgendwo mal gesungen. Weiter geht's mit dem flotten "Midnight Ride", das zwar wieder tief in den Klischee-Kübel greift aber richtig gut Fahrt aufnimmt. Top Gesangsleistung wieder von Herrn Lewis. "Burned Alive" erinnert mich stark an JUDAS PRIEST, auch wenn der Song eher mittelgutes Niveau hat. Auch "Path Of The Brave" erinnert streckenweise an eine britische Band, diesmal ist es IRON MAIDEN, was hauptsächlich dem Gesang geschuldet ist.
Darüber hinaus offenbart sich allmählich eine Vorliebe des Gitarristen, der seine Soli gerne mit dem gleichen Gimmick beginnt, nämlich mit einem Alternate Picking-Stakkato, nicht selten auf einer einzelnen Note. Ich will jetzt nicht sagen, dass er sich dadurch selbst limitiert, aber irgendwann stellt sich dieser hab-ich-schon-mal-gehört-Effekt ein. Mir persönlich fehlt in seinem Spiel auch das Feeling. Immer nur auf die Zwölf ist mir auf Dauer einfach zu anstrengend.
Der nächste Track "Soul Reaper" knattert im Midtempo recht eingängig durchs Gebälk. Mir will nicht einfallen, woran mich dieser Song erinnert, jedenfalls ist das gewiss nicht der schlechteste Track des Albums. Dass auch BLACK SABBATH auf der Tribute-Liste von HAMMERSTAR stehen, beweist das doomige "Rise Above The Skies". Hier beweisen die Amis, dass sie auch den Aufbau von Songs gelernt haben. Bis jetzt die abwechslungsreichste Nummer des Albums. Ein kleines bisschen MAIDEN liefert das anschließende "Divide And Conquer", bevor "Hymn Of The Viking" nochmal den wahren, den trven Metal hochleben lässt. Als Rausschmeißer überrascht die Band ihre Hörerschaft noch mit epischen und teilweise ruhigen Klängen, die jedoch bei HAMMERSTAR nur mäßig funktionieren.
Um sich die Schuhe des ultimativen Classic Albums anziehen zu können, müssen HAMMERSTAR noch ein wenig wachsen, diese Schlapfen sind ihnen vorerst noch zu groß. Zu viel Brechstange, zu wenig wirklich Herausragendes. Für ein leicht überdurchschnittlich starkes Metal-Album reicht es aber allemal.