ThyssenKrupp Klöckner Salzgitter Siltronic – Zykliker bei Rezessionsängsten unter Druck, normal. Zinswende, Inflation, hohe Energiepreise, Konsumzurückhaltung und schwache Wirtschaftsentwicklung lassen die Bewertungen für Zykliker „zerbröseln“ – auch bei Unternehmen,
deren niedriges Kursniveau „übertrieben“ erscheint, die „andere Eisen im Feuer haben“ oder mit spannender Sondersituation Chancen aufweisen . Grund für uns in Teil 2 unserer neuen Reihe „Schnäppchenaktien“ einige Zykliker näher anzusehen. Natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, bewust aber auf einige Werte verzichtend, die ein höheres Zinsänderungsrisiko oder eine höhere Rezessionsanfälligkeit aufweisen sollten oder „anderweitig“ für uns problematisch erscheinen. Natürlich gibt es einige zyklische Branchen und unser Schwerpunkt Stahlsektor setzt den Filter möglicherweise „zu eng“. In dieser Reihe geht es um Ideen, Beobachten und Nachdenken über aktuelle Bewertungsrelationen.
Nach unseren Schnäppchenaktien? Teil1-Immobilienunternehmen: DEFAMA TAG Immobilien Noratis Deutsche Wohnen Deutsche Konsum REIT hier nun unsere Auswahl von Zyklikern, die möglicherweise im Moment einen zweiten Blick verdienen, deren Kursentwicklung man durchaus im Auge haben sollte, um…
NACHTRAG: Schnäppchenaktien? Teil3: BioTechs mit mehr als „einer Chance“. Gesehen bei Evotec BB Biotech MorphoSys BioNTech
Und dazu kommen die Spekulationen, dass die zyklische Stahlsparte möglicherweise 2023 im Rahmen eines Spin-off an die Aktionäre „verteilt werden könnte“. Oft wird auch von einer Staatsbeteiligung an der auszugründenden Stahlsparte gesprochen. Auch wenn vorläufig gescheitert, scheint eine Fusion der Stahlsparte auf nationaler oder internationaler Ebene weiterhin eine mögliche Variante. Gedankenspiele, aber selbst mit der Stahlsparte hat ThyssenKrupp einen zweiten blick verdient.
In einem schwierigen Marktumfeld hatte sich die ThyssenKrupp AG (ISIN: DE0007500001) im 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2021/2022 gut behauptet. Starke Auftragseingänge, Umsatzsteigerung um 26 % auf 11,0 Mrd EUR und eine Verdreifachung des bereinigten EBIT auf 721 Mio EUR. Hierbei profitierte der Konzern auch vom erstarkten Stahlsegment (Steel Europe). Und eben diese Stahlsparte ist einer der Hauptgründe, dass die Aktie der ThyssenKrupp derzeit bei einem Kurs von 5,25 EUR (27.09.2022, 13:47 Uhr), einer MarketCap von 3,27 Mrd EUR, einem KBV von 0,58 und einem KGV von „nur“ 3,78 handelt. Wobei das KGV durch zukünftige Gewinnbeeinträchtigungen der Stahlsparte sehr schnell „negativer“ aussehen könnte.
Die Ängste über „Erdgasmangel“ im Winter und die Auswirkungen der vervielfachten Erdgas- und Energiepreise auf die Kosten bei der Stahlproduktion haben dem Ruhrkonzern zugesetzt. Und für einen Zykliker sollte ein KGV von 4,42 angemessen sein? Vielleicht, aber ThyssenKrupp ist mehr als die Stahlsparte:
Allein die Wasserstoffbeteiligung nucera (66% bei thyssenKrupp), über deren Börsengang bereits seit Monaten spekuliert wird und der wohl konkret geplant scheint bei „Besserung des Börsenumfelds“, könnte zu einer Bewertung von 3 bis 4 Mrd EUR „an die Börse gehen. So wurde zumindest noch im Sommer spekuliert. Dazu die Werftensparte, die „munter“ Regierungsaufträge ein“sammelt und im Rahmen der neuen Pro-„Rüstungsaktien“-Stimmung, durchaus einen gewissen Wert repräsentieren sollte. Dazu „Industrial Components“ mit Umsatz 702 Mio EUR und ber. EBIT 49 Mio EURim Q3, „Automotive Technology “ erzielte rund 1,2 Mrd EUR Umsatz bei einem ber. Ergebnis über Null und „Materials Services“ schaffte einen Umsatz von 4,8 Mrd EUR und ein ber. EBIT von 386 Mio EUR.
Vor zwei Wochen machte ThyssenKrupp klar, dass losgelöst von der momentanen Erdgaskrise die Stahlproduktion in Europa durchaus Zukunft hat oder haben kann: Grundlage für Investitionen von mehr als zwei Milliarden Euro zum Einstieg in die grüne Transformation des Duisburger Produktionsstandortes gelegt. Der Vorstand der thyssenkrupp AG hat am 8.09.2022 dazu die Voraussetzung geschaffen, indem er den entsprechenden Eigenmittelanteil zum Bau der ersten Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg freigab. Mittels dieser sogenannten Direktreduktionsanlage wird mit Wasserstoff anstelle von Erdgas oder anderen fossilen Energieträgern Stahl ab 2026 produziert werden – erstmal für 25% der Stahlproduktion am Standort Duisburg.
Klöckner Aktie – Zykliker – „alte Branche“ – nie Anlegers Liebling gewesen. Bei dem aktuellen Kursniveau von 8,53 EUR (27.09.13:54 Uhr) ist die Aktie unter klassischen Bewertungskriterien (KGV 1,5; Div-rendite 11,5%) nicht wirklich teuer, insbesondere da man mit den Halbjahreszahlen die positive operative Entwicklung fortschreiben konnte. Und wer bei 48,8% Umsatzplus auf 5 Mrd EUR mit kurzfristigen Preisverfall der Stahlpreise setzen sollte, könnte überrascht werden.
Auch wenn der Ausblick der Klöckner für die zweite Jahreshälfte durchaus vorsichtiger wurde: Die Stahlpreise sind von ihren Hochs zurückgekommen und wirtschaftliches Umfeld werde schwerer, so dass man für Q3 nur noch ein EBITDA zwischen 50 und 100 Mio EUR erwartet. Im Vergleich zu den 423 Mio EUR EBITDA für die ersten sechs Monate eine klare Abkühlung, aber kein Einbruch. Und das 45 % des Umsatzes in den USA erzielt werden, begrenzt die Auswirkungen der Ukraine-Krise auf den Ruhrkonzen.
Dazu rüstet man sich seit Jahren für eine möglicherweise fortschreitende Abkühlung der Stahlkonjunktur. Digitalisierung ( bereits 46% des Umsatzes werden digital mit höheren Margen abgewickelt), Beschleunigung und Rationalisierung der Prozesse, passende Übernahmen zur Angebotsergänzung, Kooperationen mit Stahlherstellern sind aktuelle Massnahmen. Bevor wir dazu kommen, die Zahlen:
Und einschließlich wesentlicher Sondereffekte (Asset-Verkäufe) betrug das EBITDA in den ersten sechs Monaten des Jahres 477 Mio EUR (Vorjahreszeitraum: 411 Mio). Das Konzernergebnis konnte auf 323 Mio EUR gesteigert werden (Vj: 301 Mio.). Entsprechend betrug das Ergebnis je Aktie 3,18 EUR (Vj.: 2,98 EUR). Diese Ergebnisse führen zum „günstigen KGV“ von gut 1,5, was weit unter dem langjährigen Median von 14 für die Aktie liegt.
Da für das Gesamtjahr „nur noch“ ein bereinigtes EBITDA von „über 500 Mio EUR“ erwartet wird, scheint die Zyklik im Stahlhandel „anzufangen“. Wobei die Zahlen sogar auf ein sehr schwaches Q4 hindeuten – oder eben auf ein sehr vorsichtiges Management, dass lieber Prognosen erhöht als „anpasst“. Wenn zu den 423 Mio EBITDA aus den ersten sechs Monaten die 50-100 Mio erwartetes EBITDA für Q3 hinzukommen, bleibt für Q4 wenig über bei einem erwarteten EBITDA von über 500 Mio EUR in 2022. Wird also langsam auch auf operativer Seite spannender…
die aktuellen Stahlpreise wieder „auf ein Normalmass“ zurückkommen werden. So sollte man bedenken, dass die Klöckner durch eine umfassende „Umkrempelung“ der Strukturen, Verschlankung, Digitalisierung und Einführung eines allen Marktteilnehmern offenen Marketplace auch in „schwereren Zeiten“ profitabler arbeiten kann , als in früheren Krisensituationen am Stahlmarkt. Deshalb scheint die derzeitige Bewertung trotz Erholung immer noch „nicht zu teuer“. Aber ehrlich gesagt hätte man ähnliches auch bei den Kursen von 11,00 oder 12,00 EUR vor Wochen sagen können UND TROTZDEM IST DIE AKTIE GEFALLEN WIE EIN STEIN UM SICH WIEDER BEI AKTUELL 8,50 EUR SEITWÄRTS ZU BEWEGEN.
Und aktuell heisst es, nachdem man im Q2 mit 222 Mio EUR bereinigtem EBITDA die „Ansagen“ gut traf, heisst es nun für den Rest des Jahres: „Für das Gesamtjahr wird ein Wert (erg.: des EBITDA) von über 500 Mio. € erwartet, was dem zweitbesten Ergebnis seit dem Börsengang im Jahr 2006 entsprechen würde.“ (Unternehmensmeldung Klöckner, 03.08.2022)
Wieviel ist ein solcher Zykliker wert? Wie zyklisch wird das EBITDA in der nächsten Stahlkrise – noch -sein? Old economy mit Zukunft…
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Salzgitter Aktie zum Discount? Wie schwerwiegend sind die förmlich explodierten Energiepreise für die GuV? Was passiert bei einem Erdgas-Notstand im Winter? Wird eine Rezession in den nächsten Monaten kommen und die Stahlnachfrage reduzieren, zumindest die Preise „zurückholen“? Die Antworten auf diese Fragen machen die Aktie des Salzgitter Konzerns (ISIN: DE0006202005) zu einem Schnäppchen oder einer riskanten Anlage. Zur Rezessionsfrage fällt die Antwort noch am leichtesten: Stahlaktien waren immer Zykliker und bisher konnte Salzgitter auch in schlechten Phasen sich behaupten. Ausserdem hat man 13.07.2022 für die Stahlsparte eine wichtige Zukunftsentscheidung getroffen, die dem in Salzgitter produzierten Stahl einen Wettbewerbsvorteil gegenüber möglicherweise günstigeren Anbietern schaffen könnte:
Könnte zumindest mittelfristig die Zyklik des Geschäfts reduzieren helfen. Konkret gab der Aufsichtsrat Eigenmittel in Höhe von 723 Mio EUR für die erste Ausbaustufe des SALCOS®-Programms frei. Der dadurch realisierbare vorzeitige Maßnahmenbeginn ermöglicht es, an dem ehrgeizigen Zeitplan zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion festzuhalten. Neben diesem Eigenanteil setzt die Salzgitter AG auf eine substanzielle öffentliche Anschubfinanzierung, deren Prüfungs- und Genehmigungsprozess noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Ziel von SALCOS® ist es, das integrierte Hüttenwerk in drei Stufen bis 2033 komplett auf eine CO2-arme Rohstahlproduktion umzustellen.
Und so ergeben sich bei einer Marktkapitalisierung des Salzgitter-Konzerns von aktuell 1,42 Mrd EUR, einem KGV von 1,13, einem KBV von 0,51 und einer Dividendenrendite von 3,1 % interessante Eckdaten. Der Salzgitter-Konzern mit Rekordumsätzen und dem höchsten Halbjahresgewinn der Firmengeschichte wird so ex-Aurubis-Beteiligung mit nur rund 670 Mio EUR bewertet. Und das bei einem Halbjahresgewinn vor Steuern von 970,5 Mio EUR (H1 2021: 305,7 Mio). Hierin enthalten sind lediglich 84,3 Mio EUR Beitrag der nach der Equity-Methode ausgewiesenen Beteiligung an der Aurubis AG (H1 2021: 91,0 Mio). Aus 781,0 Mio EUR Gewinn nach Steuern (H1 2021: 230,6 Mio) errechnen sich 14,39 EUR Ergebnis je Aktie (H1 2021: 4,20 EUR).
Der Salzgitter Konzern erwartet für das zweite Halbjahr durchaus eine gewisse Abkühlung: „Infolge der Konsolidierung der Stahlpreise ab dem zweiten Quartal, rechnen wir im weiteren Jahresverlauf mit einem Rückgang der überdurchschnittlichen Margen. Somit erwarten wir – auch in Anbetracht der geopolitischen Lage – im Geschäftsjahr 2022 für den Salzgitter-Konzern weiterhin:
Dabei gehen wir von einer nach wie vor uneingeschränkten Verfügbarkeit von Erdgas als Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der Produktion aus.“
Siltronic Aktie handelt derzeit auf einem wesentlich niedrigerem Niveau als während des – gescheiterten – Übernahmeversuchs. Trotz operativ hoher Nachfrage, Gewinne und Umsätze verlor die Siltronic AG (ISIN: DE000WAF3001) – Aktie kontinuierlich seitdem an Wert. Ein typischer Vertreter der Halbleiterindustrie, deren Unternehmen trotz Chipmangel, auf Hochtouren laufenden Produktionsanlagen und einer das Angebot weit übersteigenden Nachfrage an den Aktienmärkten „nahc unten durchgereicht werden. Warum? Die derzeit weltweit erfolgten Investitionen in neue Produktionsstätten – zuletzt Intel mit dem megainvestment in Magdeburg – lassen Überkapazitäten befürchten. Etwas voreilig, wie es scheint, aber so behandeln Börsne Zykliker.
Siltronic entwicklete sich in einem boomenden Marktsegment stark, mit einer kräftigen Umsatz- und Ertragssteigerung im Q2/2022. Offensichtlich konnte man – bei Vollauslastung der Kapazitäten – Preiserhöhungen am Markt durchsetzen, die die erhöhten Produktionskosten mehr als kompensieren können. Und so steht als wichtigstes „Projekt“ derzeit ,die Erweiterung der Kapazitäten, im Vordergrund. Basis für weitere Umsatzsteigerungen bei sehr gesunder Marge.
„Die anhaltend hohe Nachfrage nach Wafern zeigt, dass die langfristigen Wachstumstreiber der Halbleiterindustrie trotz der Verunsicherung in manchen Endmärkten weiter in Kraft sind. Dies spiegelt sich auch in unserem hervorragenden Ergebnis wider.“, so bim Juli Dr. Christoph von Plotho, CEO der Siltronic AG. „Unser Fokus liegt auf der reibungslosen Umsetzung der Erweiterungsprojekte in Freiberg und Singapur, um auch langfristig mit unseren Kunden wachsen zu können.“
Obwohl die Siltronic im Q2/2022 einen Umsatz von 442,2 Mio EUR erzielte – ein Plus von 6 % im Vergleich zum Vorquartal. Positiv wirkten sich hier vor allem Wechselkurseffekte aus. Die abgesetzte Waferfläche und Preiserhöhungen in Rechnungswährung haben die Umsatzentwicklung gestützt. Und so ergibt sich im ersten Halbjahr 2022 ein Umsatz von 859,2 Mio EUR, ein deutliches Plus von 30,8 % gegenüber dem Vorjahr.
Da der Umsatzanstieg von 202,1 Mio EUR die Zunahme der Herstellungskosten von 115,2 Mio EUR deutlich überkompensiert hat, ist das Bruttoergebnis im ersten Halbjahr 2022 um 86,9 Mio EUR auf 280,7 Mio EUR gewachsen und die Bruttomarge hat sich von 29,5 % auf 32,7 % erhöht. EBITDA im Q2/2022 in Höhe von 147,0 Mio EUR lag 39,0 Mio EUR unter dem Vorquartal, das 50,0 Mio EUR Termination Fee beinhaltete (gescheiterte Übernahme). Ohne die Termination Fee betrug die EBITDA-Marge im ersten Quartal 32,6 % . Im zweiten Quartal 2022 wurden 33,2 % erzielt. Die Marge hat trotz der Kostensteigerungen zugenommen. Im Halbjahresvergleich lag das EBITDA 66,8 % über der Vorjahresperiode, was neben der Umsatzsteigerung vor allem auch durch die Termination Fee bedingt ist.
Der Gewinn der ersten sechs Monate lag bei EUR 205,8 Millionen, ein Anstieg um 83,3 Mio EUR. Auf die Aktionäre der Siltronic AG entfallen hiervon 184,1 Mio EUR. Das Ergebnis je Aktie lag nach den ersten sechs Monaten 2022 bei 6,13 EUR nach 3,50 EUR im ersten Halbjahr 2021. Da sich im ersten Halbjahr der Wechselkurs des EUR gegenüber dem US-Dollar deutlich abgeschwächt hat und eine kurzfristige Trendumkehr nicht erwartet wird, ergibt sich daraus ein anhaltend positiver Einfluss auf den Umsatz der Siltronic. Deshalb erhöhte das Management die Prognose für das Umsatzwachstum im laufenden Geschäftsjahr auf plus 21 bis 27 Prozent an.
Gleichzeitig führen Wechselkurs und Preissteigerungen im Einkauf zu höheren Kosten in der Berichtswährung. So erwartet man nunmehr für das Gesamtjahr Stückkostensteigerungen von etwa 140 Mio EUR. Die Investitionen werden nach dem derzeitigen Projektfortschritt im Jahr 2022 weiter in Höhe von etwa 1,1 Mrd EUR erwartet. Die Finanzierung sei durch vorhandene Liquidität, Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit einschließlich Kundenanzahlungen sowie Fremdkapital gesichert. Im Juni wurde ein Schuldscheindarlehen in Höhe von 300 Mio EUR begeben. Eigenkapitalmaßnahmen werden für 2022 weiter ausgeschlossen.
Die Prognose für alle weiteren Kennzahlen bleibt gegenüber März 2022 unverändert. Die voraussichtliche Entwicklung der KPIs für das Jahr 2022 ist in der folgenden Tabelle dargestellt:
Wir zitieren aus der aktualisierten Risikosituation im Mai/2022, die wohl auch einen Teil der Kursverluste der Siltronic Aktie erklären kann. Denn hohe Unsicherheit und erhöhte Risiken sind Gift für Aktienkurse. Hier aus dem Bericht:
„Aktuell steigt durch die Eskalation des Krieges in der Ukraine der politische Druck, die Erdgaslieferungen aus Russland zu stoppen. Die Bundesregierung hat am 30. März 2022 die erste von drei Warnstufen des Notfallplans für Gas ausgerufen. Unsere zuständigen Experten an den deutschen Produktionsstandorten in Freiberg und Burghausen sind dazu jeweils im engen Austausch mit unseren lokalen Energieversorgern und den zuständigen Behörden. Zusätzlich ist der Einkauf in enger Abstimmung mit unseren Lieferanten, die unmittelbar oder mittelbar von Handelsembargos betroffen sein könnten. Unsere Mitarbeiter bewerten permanent die dynamische Lage und passen je nach Bedarf unsere Vorsorgemaßnahmen und Notfallkonzepte an.
Der direkte Anteil der Erdgasversorgung an unserem gesamten Energiebedarf ist gering und wird insbesondere am Standort in Freiberg für die Klimatisierung der Reinräume benötigt. Zusätzlich wird Erdgas bei vielen weiteren Lieferanten für die Herstellung unterschiedlichster Produktionsmedien, aber auch für die uns wichtige Elektrizität, benötigt. Bei diesen Lieferanten sind ebenfalls direkte oder indirekte Versorgungsstörungen im Falle eines Embargos möglich. Eine Produktionsunterbrechung in Deutschland durch fehlende Erdgaslieferungen kann damit eine erhebliche negative Auswirkung auf unseren Absatz sowie die Ertragslage haben.
Darüber hinaus beobachten wir dynamische und sich verstetigende Preissteigerungen bei vielen wichtigen Betriebs- und Rohstoffen, die über das Geschäftsjahr 2022 hinaus gehen. Unerwartete Preiserhöhungen können zu negativen Auswirkungen auf die Ertragslage führen und eine Qualifizierung neuer Lieferanten kann eine längere Zeit beanspruchen. Wir erhöhen in diesem Umfeld daher unsere Risikoeinschätzung für die Beschaffungsmärkte von mittel auf hoch.“
Der Bau der neuen Fabrik in Singapur will Siltronic zu einem großen Teil durch vorhandene Liquidität, künftige Cashflows und Anzahlungen wichtiger Kunden finanzieren. Zusätzlich plant man Darlehen und Anleihen in überschaubarem Rahmen zu platzieren, sodass man derzeit eine Kapitalerhöhung für 2022 ausschliesst. Und so stehen alle Zeichen auf Wachstum – ohne Verwässerung!
„Geopolitische Probleme, anhaltende Verwerfungen in globalen Lieferketten sowie die die weitere Entwicklung der Corona Pandemie bringen weiter Unsicherheiten mit sich, deren wirtschaftliche Auswirkungen schwer zu prognostizieren sind. Der Blick auf die anhaltenden Megatrends der Halbleiterindustrie lässt uns jedoch weiterhin von mittel- und langfristig steigender Nachfrage nach Siliziumwafern ausgehen, auch wenn das Wachstum Schwankungen unterworfen sein kann. Für 2022 erwarten wir weiterhin eine starke Nachfrage und planen mit einer hohen Produktionsauslastung“, so von Plotho bei Vorlage der Zahlen für 2021 – sollte immer noch gültig sein, jedoch mit erhöhten Risiken.
Für 2022 plant Siltronic Investitionen von rund 1,1 Mrd EUR. Davon sollen etwa zwei Drittel in den Bau der neuen Fabrik in Singapur fließen. Weitere Schwerpunkte sollen die Erweiterung der Kristallziehhalle und der Epitaxie-Kapazitäten in Freiberg sowie Maßnahmen zur“ Verbesserung der Capabilities für neue Design Rules“ sein.
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