FRANKFURT (dpa-AFX) – Der Dax hat sich am Dienstag ungeachtet aller konjunkturellen und geopolitischen Risiken nahe an die runde Marke von 14 000 Punkten herangewagt. Bis zum Erreichen fehlten dem deutschen Leitindex am Vormittag zeitweise nur etwas mehr als 50 Punkte. Schwache Konjunktursignale ließen die Gewinne danach etwas abschmelzen und so stand der Dax am Nachmittag noch 0,44 Prozent höher auf 13 877,54 Punkten.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen schlug sich mit plus 1,00 Prozent etwas besser als der Dax beim Stand von 28 186,07 Zählern. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,3 Prozent.
Vor allem wegen der hohen Inflation trübten sich die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten erneut ein. Das Stimmungsbarometer des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW fiel im August auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2008. Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft seien düster, kommentierte der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel, die Daten. “Die Gefahr einer ernsten Energiekrise ist nicht gebannt und die hohen Teuerungsraten entziehen den Verbrauchern Kaufkraft.”
Der in den USA etwas nachlassende Inflationsdruck nährte jüngst die Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed bei ihrem Zinserhöhungskurs nach den jüngst großen Schritten mehr Vorsicht walten lassen könnte. Dieses Schema prägte die Erholungsrally an den Weltbörsen.
Doch auch wenn es Anzeichen dafür gebe, dass die Inflation in einigen Regionen der Welt wahrscheinlich den Höhepunkt überschritten habe, sei der Gedanke, der geldpolitische Straffungszyklus könnte bald ein Ende finden, fehl am Platz, schreibt die Anlage-Strategin Seema Shah vom Vermögensverwalter Principal Global Investors. “Perspektivisch bleibt die Inflation in den USA weiterhin unangenehm hoch, Chinas Inflationsproblem könnte sich noch ausweiten, während es in Europa außerordentlich akut ist. Die Notwendigkeit einer Abschwächung der Inflation besteht fort.”
Unter den Favoriten im Dax bauten die Titel des Kochboxen-Anbieters Hellofresh ihre Vortagesgewinne um zwei Prozent aus. Laut Analyst Clement Genelot vom Investmenthaus Bryan Garnier liegt die obere Hälfte des neuen Ausblicks von Hellofresh in Reichweite. Die Gewinnwarnung vom Juli sei letztlich so nicht notwendig gewesen.
Delivery Hero aus dem MDax standen mit finalen Kennzahlen für das zweite Quartal im Blick. Der Essenslieferdienst sieht sich bei seinem Profitabilitätsziel auf Kurs. Die Aktien gewannen als bester Index-Wert 7,5 Prozent und stehen nur noch knapp unter der 200-Tage-Linie, die charttechnisch orientierten Anlegern Hinweise auf den längerfristigen Trend gibt. Eckdaten zum abgelaufenen Quartal und eine Anpassung der Jahresziele hatte es bereits im Juli gegeben.
Bei Rüstungswerten nahmen Anleger die bislang im August recht schwache Kursentwicklung zum Anlass für Käufe. Rheinmetall im MDax und Hensoldt im SDax gewannen jeweils mehr als vier Prozent.
Starke Geschäftszahlen vom australischen Minenkonzern BHP Group entfalteten eine positive Wirkung auf Rohstoffwerte allgemein und hierzulande auf Stahltitel wie Klöckner & Co , Salzgitter und Thyssenkrupp sowie auf die Aktien des Kupferkonzerns Aurubis . Sie gewannen bis zu fünf Prozent.
Der Euro blieb nach seinen jüngsten Verlusten unter Druck. Die Gemeinschaftswährung fiel bis auf 1,0123 Dollar und erreichte damit den tiefsten Stand seit Anfang August. Am Nachmittag kostete der Euro 1,0138 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0195 (Freitag: 1,0285) Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 0,84 Prozent am Vortag auf 0,82 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 136,39 Punkte. Der Bund-Future gab am Nachmittag um 0,17 Prozent auf 156,25 Punkte nach./ajx/mis
— Von Achim Jüngling, dpa-AFX —