Assetto Corsa Competizione Test. Wann ist eine Rennsimulation realistisch und wann nicht? Und vor allem: Wie realistisch? Fakt ist, dass es verschiedene Abstufungen gibt, von den puren Arcade-Rasereien über Flaggschiff-Titel wie Forza Motorsport und Gran Turismo bis hin zu den echten Nerd-Simulatoren. Von denen gibt es wenige und das gilt vor allem für die Konsolen. Nachdem Kunos Simulazioni vor ein paar Jahren Assetto Corsa mit gemischten Resultaten auf die Konsolen brachte, folgt jetzt der auf die GT3-Serie fokussierte Ableger Assetto Corsa Competizione.
Besagtes Spiel hatte, als es letztes Jahr auf dem PC den Early Access verließ, ein paar Probleme, auf dieser Plattformen hat es sich mittlerweile aber gemausert und braucht sich vor iRacing oder rFactor 2 nicht zu verstecken. Erwartet hier nicht, mitten in der Nacht durch Städte zu rasen, in denen ein Neonlicht das andere überstrahlt, das hier ist ein pures Rennerlebnis auf verschiedenen echten Strecken wie Monza und Spa. Auf denen messt ihr euch bei Tag und Nacht, bei Sonne und Regen mit der Konkurrenz.
Der Fokus auf eine einzelne Rennserie bedeutet zugleich, dass es im Vergleich zu Assetto Corsa weniger Inhalt gibt. Dafür war es den Entwicklern möglich, sich ganz darauf zu konzentrieren und das Beste aus dieser herauszuholen – und der Preis orientiert sich ebenso daran. Stürzt euch in Ausdauer- oder 24-Stunden-Rennen und ihr habt eine echte Herausforderung, bei der ihr ab einem bestimmten Punkt die Zeit vergesst und in diesen Rhythmus gelangt, der euch Runde für Runde, in denen ihr die Strecke verinnerlicht und perfektioniert, mit einer Art Tunnelblick um den Kurs führt. Und das alles, ohne den Fokus und die Aufmerksamkeit zu verlieren, ganz wie in echten Rennen. Passiert das, macht ihr unter Umständen schnell Fehler.
Und diese Konzentration braucht ihr nicht allein bei solch langen Rennen, jedes Event verlangt nach eurer Aufmerksamkeit, nach der Beherrschung des eigenen Wagens und der Kenntnis des Streckenverlaufs. Ob in verschiedenen Meisterschaftsformen, der Karriere (in anpassbarer Länge), individuellen Events oder dem Multiplayer, lasst ihr es einmal zu lasch angehen, verbremst ihr euch, verlasst die Strecke und verliert ihr die Kontrolle über den hochgepowerten Rennwagen.
Zwischen den einzelnen Vehikeln gibt es indes spürbare Unterschiede, ein Ferrari fährt sich anders als ein Porsche, McLaren oder Audi. Dem Spiel gelingt es, diese Unterschiede gut zu vermitteln und auf die virtuelle Straße zu bringen. Neben dem spielerischen Aspekt ist der Sound der Wagen ein echtes Highlight. Es klingt nach echten Rennwagen, wenn der Sound mit überzeugender Wucht aus den Boxen dröhnt, ihr förmlich die einzelnen Bestandteile eures Gefährts spürt und hört und euch Sorgen macht, dass eure Karre gleich auseinanderfällt, wenn ihr die Curbs erwischt und ein wenig abhebt. Das gilt vor allem für die Fahrerperspektive, aber im Grunde klingt Assetto Corsa Competizione aus jedem Blickwinkel toll.
Zu einem solchen Rennspiel für Enthusiasten – im Ernst, das ist nichts für Gelegenheits-Rennfahrer! – gehört natürlich ein Lenkrad. Zu sagen, Assetto Corsa Competizione funktioniere nicht mit einem Gamepad, wäre übertrieben. Klar tut es das, wenngleich es nicht die optimale Steuerungsmethode für dieses Spiel ist. Es lassen sich damit Rennen fahren und die Wagen unter Kontrolle halten, aber wer es ernsthaft mit der KI auf höheren Stufen oder mit anderen menschlichen Mitspielern aufnehmen möchte, der kommt um ein Lenkrad kaum herum. Darauf scheinen zugleich die Lenkanimationen abgestimmt zu sein, beim Fahren mit einem Gamepad aus der Fahrerperspektive gibt’s einige merkwürdig anmutende Bewegungen der Arme.
Einzelne Fahrhilfen stehen euch zur Verfügung, wenngleich euch das Spiel bei weitem nicht so unter die Arme greift, wie das in einem F1 oder Forza möglich ist. Eine Ideallinie lässt sich zuschalten, ebenso zum Beispiel eine automatische Kupplung. Es ist definitiv nicht so, dass sich die Wagen dann wie auf Schienen über die Wagen lenken, es ist immer ein höchstes Maß an Kontrolle eurerseits erforderlich, damit diese Biester nicht von der Strecke fliegen. Ihr merkt in jeder Sekunde, an welche Zielgruppe sich das Spiel richtet.
Das beste Rennerlebnis habt ihr in Assetto Corsa Competizione wie gesagt mit einem Lenkrad. Welche das Spiel unterstützt, lest ihr weiter unten. Unabhängig davon, ob ihr ein Pad oder Lenkrad einsetzt, lohnt es sich, ein wenig an den Details der Steuerung herumzuschrauben. Die Standardeinstellungen der Entwickler sind nicht ganz perfekt und tüftelt ihr ein wenig mit den Einstellungen herum, verbessert ihr euer Fahrerlebnis noch ein Stück weiter. Eigentlich sollte das aber nicht passieren, hier hat Kunos Simulazioni noch Grund zum Nachbessern. Zudem gibt es mit dem ein oder anderen Lenkrad noch Erkennungsprobleme. Die Entwickler betonen, dass sie daran arbeiten.
Ein wenig enttäuschend präsentiert sich die Konsolenumsetzung des Spiels in Sachen Framerate. Mehr als 30 Bilder pro Sekunde sind weder auf Xbox One X noch auf PS4 Pro drin. Andere Rennspiele kommen mit 30fps ebenso gut klar, wenngleich Assetto Corsa Competizione in manchen Situationen diese 30 Bilder nicht konstant zu halten vermag. Hier herrscht daher ebenso Optimierungsbedarf. Probleme erwarten euch darüber hinaus im Multiplayer-Modus. Zum Start sind keine privaten Lobbys verfügbar (sie sind in Planung) und um auf die kompetitiven Server zu gelangen, benötigt ihr eine gute Streckenkenntnis und eine gute Fahrerbewertung, die zeigt, dass ihr euren Wagen unter Kontrolle habt und fair bleibt. Davon abgesehen fand ich während des Testzeitraums in Zeiten, in denen ich spielte, so gut wie keine Server und öffentliche Rennen. Keine optimale Situation.
Was in Anbetracht der Tatsache, dass die PC-Version damals mit Schwierigkeiten an den Start ging, einen faden Beigeschmack hinterlässt. Geschichte wiederholt sich in diesem Fall. Die gute Nachricht ist: Auf dem PC hat sich bei Assetto Corsa Competizione nach dem Release einiges zum Besseren gewandelt, auf den Konsolen besteht somit die Hoffnung, dass es ähnlich läuft.
Ihr meint es ernst mit einer Rennsimulation auf den Konsolen? Ihr schreckt nicht davor zurück, euch jedes Detail anzugucken und daran zu tüfteln, buchstäblich mit den Wagen um die Kontrolle zu ringen und nach den besten Setups Ausschau zu halten? Dann ist Assetto Corsa Competizione der Real Deal für euch, eine bessere Rennsimulation gibt es auf den Konsolen nicht. Es hat eine tolle Fahrphysik, klingt fantastisch und verschafft euch ein gutes Gefühl dafür, echte Rennwagen zu steuern. Gleichzeitig gibt es in mehreren Bereichen noch Verbesserungsbedarf, damit das Spiel auf Xbox One und PS4 ebenso glänzt, wie es das mittlerweile auf dem PC tut. Da haben die Entwickler noch Arbeit vor sich.
Nach Angaben der Entwickler sollte das Spiel alle der folgenden Lenkräder unterstützen, die fett markierten haben sie getestet und sie gelten als funktionsfähig.
Schaut auch hier rein, was zu euch passen könnte: Die besten Lenkräder für PS4 und PC – So bleibt ihr in der Spur!
Entwickler/Publisher: Kunos Simulazioni/505 Games – Erscheint für: PC, PS4, Xbox One – Preis: zirka 40 Euro – Erscheint am: erhältlich – Getestete Version: Xbox One – Sprache: Deutsch, Englisch und andere – Mikrotransaktionen: nein
In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.
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Benjamin Jakobs
Leitender Redakteur News
Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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