Schrage Rohrkettensystem GmbH – Digitalisierung von der Website bis in die Werkshallen
Allein 5,65 Millionen persönliche Fotobücher produzierte die CEWE-Gruppe im Jahr 2021. Für den Kunden „besondere Momente“ in Form digitaler Fotos in attraktive Produkte zu verwandeln, erfordert aber nicht nur kreative Designideen, sondern auch zeitgemäße Vermarktungs- und IT-Konzepte.
Igor Kerbs: „Was uns zudem hilft, sind agile Projekt-management-Methoden, die wir gezielt einsetzen und mit denen wir in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob wir mit unseren Entwicklungen auf dem richtigen Weg sind.“
„Es ist notwendig, dass wir die Anforderungen und unternehmerischen Ziele der Fachabteilungen nicht nur kennen, sondern auch verstehen“, betont Igor Kerbs.
„Viele IT-Anwender haben die Vorstellung, dass ein Applikations-Upgrade in mehreren Tagen erledigt ist und eine neue Software an einem verlängerten Wochenende aufgesetzt wird. Das ist ein Irrglaube“, macht Igor Kerbs deutlich.
Mit der Verfügbarkeit erster Digitalkameras mit CCD-Sensoren Mitte der 70er-Jahre hat sich die Digitalfotografie zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte entwickelt. Heute verfügen viele Smartphones über integrierte Digitalkameras, deren hochwertige Bildqualität vor wenigen Jahren nur Profifotografen vorbehalten war. Bildbearbeitungsprogramme und vielfältige Internet-Services bieten ambitionierten Hobbyfotografen ein innovatives Betätigungsfeld.
Ein Unternehmen, das den Wandel von der Analog- zur Digitalfotografie als einer der Markt- und Technologieführer für Fotoservices und kommerziellen Online-Druck maßgeblich beeinflusst und vorangetrieben hat, ist die CEWE-Unternehmensgruppe. Aktiv sowohl im stationären Handel als auch im E-Commerce beliefert das Unternehmen heute Endkunden und Handelspartner in insgesamt 21 europäischen Ländern. Mit Igor Kerbs, dem Abteilungsleiter Retail-IT, sprach IT-MITTELSTAND über agile IT-Strategien und die hohen Anforderungen an moderne E-Commerce-Plattformen im dynamischen Retail-Umfeld.
ITM: Herr Kerbs, die CEWE-Gruppe verfügt aktuell über 14 Produktionsstätten und ist europaweit mit 27 Vertriebsniederlassungen vertreten. Wie werden diese Standorte EDV-technisch versorgt?
Igor Kerbs: Der IT-Betrieb orientiert sich im Wesentlichen an den teilweise sehr spezifischen Anforderungen der drei Geschäftsbereiche „Foto-Finishing“, „kommerzieller Online-Druck“ und „Einzelhandel“. An einigen Standorten – vorrangig Produktionsstandorten – betreiben wir dezentral lokale Datacenter. Es gibt allerdings auch eine Anzahl zentraler Rechenzentren, in denen die digitalen Geschäftsprozesse mehrerer Standorte koordiniert bearbeitet werden. Das gilt insbesondere für Prozesse und Business-Applikationen wie beispielsweise Enterprise-Resource-Planning-Systeme (ERP), die eine hohe strategische Relevanz haben. Die Entscheidung, ob eine dezentrale oder zentrale EDV-Versorgung stattfindet, ist von vielen Faktoren abhängig. Neben der genannten strategischen Relevanz spielen auch länderspezifische Besonderheiten oder die Notwendigkeit eines schnellen lokalen Supports eine Rolle. Über ein Netzwerk von Rechenzentren zu verfügen, hat sich in der Praxis bewährt, dennoch stellen wir Sicherheit und Effizienz des konzernweiten EDV-Betriebs kontinuierlich auf den Prüfstand und suchen ständig nach Optimierungspotenzialen. Eine komplette IT-Zentralisierung ist für uns – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt – keine angestrebte Option.
ITM: Als Abteilungsleiter Retail-IT sind Sie für den EDV-Betrieb im Geschäftsbereich „Einzelhandel“ verantwortlich. Wie ist der Retail-Bereich kaufmännisch organisiert?
Kerbs: Wir betreiben in Polen, Tschechien, der Slowakei, Norwegen und Schweden sowie in Oldenburg Multi-Channel-Konzepte in Form stationärer Läden und Online-Shops. In aktuell 101 Läden in Innenstadt- oder Shoppingcenter-Lage bieten wir unseren Kunden eine attraktive Auswahl an Kameras, Objektiven und Zubehör, Dienstleistungen sowie das gesamte Foto-Finishing-Sortiment. Kunden können etwa das CEWE FOTOBUCH, unsere Wandbilder, Kalender, Fotogeschenke oder unsere anderen Produkte haptisch erleben, die verschiedenen Varianten genau unter die Lupe nehmen und sich die Bestellapplikationen erklären lassen. Anschließend bestellen sie ganz einfach an einer Fotostation vor Ort oder zu Hause im Online-Shop. An der Fotostation sind zudem unsere Sofortdruckprodukte erhältlich.
ITM: Wie und mit welchen IT-Applikationen unterstützen Sie den Retail-Kanal?
Kerbs: Das Rechenzentrum, in dem die Retail-IT-Systeme zentralisiert betrieben werden, befindet sich in Oldenburg. Eine Schlüsselrolle innerhalb unserer IT-Infrastruktur nimmt die E-Commerce-Plattform ein. Ebenfalls von großer Bedeutung ist unser Product-Information-Management-System (PIM), das eine Art Datendrehscheibe für alle Arten von Retail-relevanten Produktinformationen darstellt. Ein wichtiger Aspekt ist beispielsweise das Thema „Pricing“. Wir stellen u.a. Lösungen zur Verfügung, die die Fachabteilungen in den europäischen Ländern dabei unterstützen, Preisstrategien zu definieren. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass die unterschiedlichen lokalen Kassensysteme, die an den Retail-Standorten betrieben werden, ihre Daten über Standardschnittstellen direkt an unser konzernweites ERP-System von SAP übergeben können.
ITM: Wie ist die Retail-IT aufgebaut und organisiert?
Kerbs: Im Wesentlichen betreiben wir eine klassische Client-Server-Infrastruktur, wobei das Thema „Cloud Computing“ eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Unser IT-Team besteht aus fünf Mitarbeitern, die sich dediziert mit den genannten Retail-Themen beschäftigen. Im Rahmen von Projekten werden wir von anderen konzerneigenen IT-Teams oder von den Teams externer Dienstleister unterstützt. Unsere übergeordnete Aufgabe besteht sowohl im Monitoring der bestehenden Systeme als auch in ihrer kontinuierlichen Optimierung und Weiterentwicklung. Ein vorrangiges Ziel ist dabei die weitgehende Standardisierung der Prozesse und der IT-Landschaft.
Dies ist ein Artikel aus unserer Print-Ausgabe 9/2022. Bestellen Sie ein kostenfreies Probe-Abo.
ITM: Quer durch alle Wirtschaftssegmente ist die Digitale Transformation das vorherrschende Thema. Wie weit ist die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen vorangeschritten?
Kerbs: Ich denke, wir können ohne Übertreibung sagen, dass CEWE ein Musterbeispiel für die konsequente Umsetzung der Digitalen Transformation ist. Der Wandel von der analogen zur digitalen Fotografie hat uns bereits sehr früh mit dieser Thematik konfrontiert. Die Unternehmensverantwortlichen haben die Relevanz erkannt und parallel zur Transformation nahezu aller Foto-Finishing-Produktionsprozesse wurden konzernweit auch die Verwaltungsprozesse weitgehend digitalisiert. Möglichst alle Geschäftsprozesse so IT-gestützt abzubilden, dass sie bestmöglich die Anforderungen der Fachabteilungen unterstützen, ist heute ein zentraler Pfeiler der Unternehmensphilosophie. Die Aufgabe der verteilten IT-Abteilungen besteht darin, die auf effizienten Prozessen basierenden strategischen Unternehmensziele mit allen Aspekten der IT in Einklang zu bringen. Das bedeutet, wir müssen neben dem reibungslosen Ablauf der Prozesse auch den Datenschutz und die Datensicherheit der oft vertraulichen Daten im Auge behalten.
ITM: Welche Rolle spielen die Fachabteilungen, wenn es um die Einführung neuer IT-Applikationen oder die Optimierung bestehender IT-Services geht?
Kerbs: Die 100-prozentige Akzeptanz unserer IT-Angebote durch die Fachabteilungen ist der Schlüssel für die erfolgreiche Implementierung neuer Applikationen und Services. Die Kollegen dort müssen sich total mit den von uns entwickelten Lösungen identifizieren können. Dafür ist es notwendig, dass wir die Anforderungen und die unternehmerischen Ziele der Fachabteilungen nicht nur kennen, sondern auch verstehen.
ITM: Wie erreichen Sie das?
Kerbs: Ich denke, das funktioniert nur mit einer von Anfang an sehr engen und kooperativen Zusammenarbeit in allen Projektphasen. Das beginnt mit der Projektplanung, geht über den kompletten Zeitraum der Projektentwicklung und reicht bis hin zur Lösungsimplementierung. Die Vertreter der Fachabteilung sind kontinuierlich involviert. Was uns zudem hilft, sind agile Projektmanagement-Methoden, die wir gezielt einsetzen und mit denen wir in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob wir mit unseren Entwicklungen auf dem richtigen Weg sind. Stichworte in diesem Zusammenhang sind z.B. Proof of Concept (PoC) oder Minimum Viable Product (MVP), d.h. Ansätze, die es uns erlauben, aus schnellem Nutzer-Feedback zu lernen und eventuelle Fehlentwicklungen zu einem frühen Zeitpunkt zu erkennen und zu vermeiden. Auch ein strukturiertes Change Management, das nicht nur Ziele vorgibt, sondern auch verbindliche Zeitachsen festlegt, ist ein wichtiges Element.
ITM: In welcher Form und wie tief ist das CEWE-Management in Ihre Projekte involviert?
Kerbs: Die Retail-IT, für die ich die Verantwortung trage, ist Teil des Organisationsbereichs „E-Commerce“ unter der Leitung von Ludger Jungeblut, der seinerzeit die Digitale Transformation im Kerngeschäft „Foto-Finishing“ durch die Etablierung des Online-Geschäfts maßgeblich geprägt hat. Der Bereich „E-Commerce“ ist innerhalb der Konzernstruktur dem Unternehmensbereich „Forschung & Entwicklung“ zugeordnet. Daraus lässt sich ablesen, welche Relevanz unsere Arbeit für den Gesamtkonzern hat. Genau wie die Fachabteilungen sind Vertreter des Managements Teil der Projektorganisation. Auch sie müssen von uns „abgeholt“ und in das jeweilige Projektteam integriert werden. Letztendlich geben sie die wirtschaftlichen Unternehmensziele vor, an denen sich unsere IT-Lösungen orientieren müssen. Von entscheidender Bedeutung ist, dass die Management-Vertreter über weitreichende Entscheidungskompetenzen verfügen und in der Lage sind – falls notwendig –, schnell Beschlüsse zu fällen. Für den Fall, dass unsere IT-Projekte eine sehr hohe strategische Relevanz für den Gesamtkonzern haben, wird vor dem Projektstart das sogenannte „Steering Committee“, der mit Mitgliedern des oberen Managements besetzte Lenkungsausschuss, konsultiert.
ITM: Wann und in welchem Umfang nehmen Sie Leistungen von externen IT-Dienstleistern in Anspruch?
Kerbs: Wir können und wollen auf die häufig sehr speziellen Kenntnisse externer Dienstleister nicht verzichten. Es gibt eine ganze Reihe von Anbietern, mit denen wir – meist seit vielen Jahren – vertrauensvoll zusammenarbeiten. Ihre Leistungen nehmen wir verstärkt in der Anfangsphase von Projekten in Anspruch. Generell ist es unser Ziel, von deren Erfahrungen zu lernen, mittelfristig unabhängig zu werden und ihre jeweiligen Aufgaben in Eigenregie zu übernehmen. Was die Auslagerung von Applikationen und das gesamte Thema „Cloud Computing“ betrifft, verhalten wir uns sehr zurückhaltend. Wir sperren uns nicht grundsätzlich, schauen uns potenzielle Partner, ihre Angebote und ihre Infrastrukturen jedoch sehr genau an.
ITM: Das Augenmerk liegt dabei sicherlich auf der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften hinsichtlich des Schutzes persönlicher Daten?
Kerbs: Das ist richtig. Die Einhaltung der DSGVO-Vorgaben und aller damit zusammenhängenden Aspekte genießen in unserem Konzern höchste Priorität. Weder verkaufen wir Kundendaten noch geben wir sie ohne die Zustimmung der Kunden an Dritte weiter. Übergreifende Datenanalysen finden nur mit anonymisierten Daten oder der ausdrücklichen Zustimmung der Kunden statt. CEWE verfolgt eine verantwortungsvolle und kundenzentrierte Nutzung von digitalen Technologien. Unsere zugrundeliegende Haltung haben wir in einer Charta formuliert. Die Inhalte haben wir vorab in unserem Kundenforum mit Nutzern unserer Produkte diskutiert. Weil die Digitalisierung sich mit neuen Technologien sehr schnell weiterentwickelt, werden wir auch diese Charta kontinuierlich anpassen. Zu diesem Zweck haben wir einen unabhängigen Beirat für Digitalisierung gegründet, der uns unterstützt und neue Technologien bewertet.
ITM: Können Sie ein Beispiel nennen?
Kerbs: Eine Zukunftstechnologie, die für die gesamte Informationstechnologie eine kontinuierlich steigende Relevanz hat, ist die Künstliche Intelligenz (KI). CEWE ist der Auffassung, dass in Europa die Fähigkeit erhalten bleiben muss, Innovationen im Bereich neuer Digitalisierungstechnologien selbst zu gestalten – auch, um einen unseren Wertvorstellungen entsprechenden Umgang mit solchen Technologien sicherzustellen. CEWE unterstützt daher Forschung und Lehre im KI-Bereich in Europa.
ITM: Wird KI in Ihrem Unternehmen bereits eingesetzt?
Kerbs: Ja, wir setzen Künstliche Intelligenz – in unterschiedlicher Ausprägung – bereits in diversen Geschäftsbereichen ein. Dazu zählt vorrangig der Bereich „Forschung & Entwicklung“, aber auch in Marketing & Vertrieb, in der Produktions-IT, dem Kundendienst und nicht zuletzt dem Retail-Bereich greifen wir bereits auf KI-basierte Applikationen zurück. Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist CEWE transparent. Wir erklären die Wirkungsweise in den Kundenprodukten so weit wie möglich. Vor der Einführung derartiger Technologien überprüfen wir diese gemeinsam mit dem Beirat anhand der Kriterien dieser Kunden-Charta.
ITM: Für welche Aufgaben nutzen Sie KI im Retail-Bereich?
Kerbs: Ein Einsatzbereich ist die Optimierung der Preisgestaltung im Einzelhandel mithilfe von Predictive Pricing. Ziel dabei ist die vorausschauende und zielorientierte Ermittlung absatzrelevanter Preispunkte unter Berücksichtigung relevanter Preisregeln für das gesamte Warensortiment.
ITM: Welchen Stellenwert hat Innovation generell in Ihrem Unternehmen?
Kerbs: Eine hohe Innovationskraft gepaart mit einem hohen Qualitätsanspruch an alle unsere Produkte und Services sind Kernelemente unserer Corporate Identity. Wir haben das Marktgeschehen ständig im Blick und setzen auf Innovationen, um unsere in vielen Segmenten führende Marktposition zu festigen. Beispielsweise im Mobile-Umfeld oder auch beim E-Commerce – beides Segmente, die sich sehr dynamisch entwickeln – sind innovative Lösungen gefragt.
ITM: Beim Internet-Handel setzen Sie seit inzwischen zehn Jahren auf die Plattform HCL Commerce. Was hat Sie veranlasst, sich für diese Lösung zu entscheiden?
Kerbs: HCL Commerce, 2012 noch unter dem Namen IBM Web-sphere Commerce oder Websphere Commerce Suite (WCS) bekannt, ist ein Software-Plattform-Framework, das nahezu alle Anforderungen, die an E-Commerce-Lösungen gestellt werden, in integrierter Form bedient. Neben diesem umfassenden Satz von Funktionen, der Marketing, Werbung, Personalisierung und Kundenservice umfasst, war uns damals wichtig, dass es sich um ein ausgereiftes Standardprodukt handelt, das uns ein hohes Maß an Flexibilität, d.h. Investitionssicherheit, bietet. Es besitzt eine breit gefächerte Core-Funktionalität, darüber hinaus aber auch diverse Optionen, auf unterschiedlichen Ebenen mit anderen Applikationen Daten auszutauschen und ein so entstandenes eigenes Ökosystem kontinuierlich weiter zu entwickeln. Ein weiterer Grund für unsere Entscheidung zugunsten von HCL Commerce war die ambitionierte Product Roadmap des Anbieters – damals noch IBM –, die uns zeigte, welches große Potenzial das zugrundeliegende Entwicklungskonzept hatte. Seit Anfang an stehen wir mit dem Anbieter – seit 2019 HCL Technologies Germany – in engem Kontakt und werden im Rahmen von Roadmap Sessions oder Migration Workshops im Vorfeld detailliert über geplante Upgrades und damit verbundene Funktionsänderungen oder -erweiterungen informiert.
ITM: Demnächst steht eine Migration auf die neueste Version an?
Kerbs: Das ist richtig. Versionswechsel finden alle vier bis sechs Jahre statt. Wir sind 2012 mit der Version 7 gestartet, haben 2016 auf die Version 8 migriert und stehen aktuell vor der Migration auf die neue Version 9.1.
ITM: Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit dieser Migration?
Kerbs: In den vergangenen sechs Jahren hat sich die gesamte Informationstechnologie dynamisch weiterentwickelt. Neue, noch leistungsfähigere Produkte wurden vorgestellt, neue IT-Konzepte haben sich am Markt etabliert, aber auch die Kundenansprüche sind gestiegen. All diese Entwicklungen spiegeln sich in der Version 9.1 von HCL Commerce wider. Stichworte wie Kubernetes, Docker, Container, Microservice Architecture, Low code, Machine Learning Search Engine oder Cloud-native-Plattformen sind heute in aller Munde, waren vor sechs Jahren allerdings – falls überhaupt – nur wenigen IT-Insidern ein Begriff. Unsere Aufgabe besteht darin, zu prüfen und zu entscheiden, welche dieser „Werkzeuge“ das Potenzial haben, für unsere Geschäftsprozesse und natürlich unsere Kunden einen echten Mehrwert zu generieren.
ITM: Wie gehen Sie dabei vor?
Kerbs: Viele IT-Anwender haben die Vorstellung, dass ein Applikations-Upgrade in mehreren Tagen erledigt ist und eine neue Software an einem verlängerten Wochenende aufgesetzt wird. Das ist ein Irrglaube. Allein für die Basisintegration haben wir einen Zeitraum von sechs bis neun Monaten eingeplant. Bis unsere gesamten Pläne und Anforderungen tatsächlich umgesetzt sind, werden voraussichtlich zwei bis drei Jahre vergehen. Es gilt, eine Roadmap für die Umsetzung zu definieren, die alle notwendigen vorbereitenden Aktivitäten beinhaltet und die eigentliche Implementierung in kurzfristige, mittelfristige und langfristige Arbeiten unterteilt. Dabei ist es unser Ziel, bereits nach kurzer Zeit Optimierungen zu realisieren, die sowohl für unsere Inhouse-Mitarbeiter als auch für unsere Kunden spürbar sind.
ITM: Können Sie Ihre Vorgehensweise anhand von Beispielen konkretisieren?
Kerbs: Die Migration startet mit unserer Vorbereitung, die – da wir die Product Roadmap des Anbieters kennen – bereits vor der Verfügbarkeit der neuen Software-Version beginnt. Eine Hauptaufgabe ist dabei der Kompetenzaufbau. Da wir die E-Commerce-Plattform weitgehend in Eigenregie administrieren und betreiben möchten, hat die Einarbeitung in neue IT-Technologien eine hohe Priorität. Eine weitere wichtige Komponente der Vorbereitung ist auch die detaillierte Bestandsaufnahme des Ist-Zustands. Fragen, die es zu klären gilt, sind u.a.: Welche proprietären Anpassungen haben wir bei der aktuellen Version vorgenommen und ist die neue Version in dieser Hinsicht abwärtskompatibel? Welche Funktionalitäten haben sich als unnötig erwiesen und können als „Ballast“ abgeworfen werden? Gibt es andere Anwender von HCL Commerce, die die Migration bereits durchgeführt haben? Welche Erfahrungen haben sie gemacht und welche Erkenntnisse haben sie erworben? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich unser IT-Team zurzeit.
ITM: In welchen Anwendungsbereichen erwarten Sie schnelle und konkrete Verbesserungen?
Kerbs: Verbesserungen versprechen wir uns sowohl im Frontend als auch im Backend. Im Frontend kann sich der Kunde auf eine noch einfachere Bedienung und eine attraktive optische Gestaltung freuen. Im Backend, d.h. für die Benutzer in den Fachabteilungen, werden wir Prozesse verschlanken und die Usability insgesamt optimieren – beispielsweise durch intuitive Tools, die die Einkäufer dabei unterstützen, die Markteinführung neuer Produkte und Webshops zu beschleunigen. Beide Anwendergruppen werden darüber hinaus von einer höheren Performance und erweiterten, intelligenten Suchfunktionen – u.a. unter Einbeziehung von Natural Language Processing – profitieren.
ITM: In welchen Bereichen möchten Sie die HCL-Commerce-Plattform mittel- und langfristig weiterentwickeln?
Kerbs: Zu nennen ist da sicherlich der gesamte Komplex rund um „Cloud Native“. Die Möglichkeit zu haben, die Handelsplattform innerhalb kürzester Zeit auf jeder beliebigen Cloud oder On-Premises zu betreiben, eröffnet uns eine Vielzahl an Optionen. Ideen und teilweise konkrete Pläne existieren bereits für Entwicklungen in den Bereichen „Analytics“, „KI“, und „Machine Learning“. Ebenfalls unsere Aktivitäten intensivieren möchten wir im Mobile-Umfeld, das sich sehr dynamisch entwickelt. Immer mehr Kunden nutzen mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets. Ihnen eine optimale Performance zu bieten, hat für uns eine hohe Priorität.
ITM: Neben attraktiven Produkten und einem exzellenten Service erwarten immer mehr Kunden von Anbietern, auch ökologische Verantwortung zu übernehmen. Welchen Stellenwert hat das Thema „Nachhaltigkeit“ innerhalb des CEWE-Konzerns?
Kerbs: CEWE legt großen Wert auf eine nachhaltige Unternehmensführung, das gilt für sämtliche Unternehmensbereiche. Die ständige Verbesserung des Umweltschutzes sowie die Vermeidung von Umweltbelastungen sind zentrale Anliegen. Bei Planungen und Investitionen setzen wir auf ressourcenschonende Technologien, und auch bestehende Lieferketten werden kontinuierlich auf den Prüfstand gestellt – mit dem Ziel, einen möglichst großen Anteil des benötigten Materials lokal zu beschaffen. Als eines der ersten SDAX-Unternehmen haben wir eine transparente Berichterstattung etabliert und dokumentieren unsere Aktivitäten in einem jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht. Der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung der dort dokumentierten ambitionierten Ziele sind motivierte Mitarbeiter. Damit CEWE auch weiterhin ein attraktiver Arbeitsplatz bleibt, umfasst die Personalarbeit vielfältige Maßnahmen. Sie reichen von Kinderbetreuung, über Altersteilzeit bis hin zu umfangreichen Weiterbildungs-, Gesundheitsvorsorge- und Fitnessangeboten – ein Konzept, das aufgeht. Von unabhängigen Institutionen wurde CEWE bereits mehrfach als vorbildlicher Arbeitgeber ausgezeichnet.
Alter: 38 Jahre | Familienstand: verheiratet, drei Kinder
Werdegang: seit 2004 CEWE, 2004 bis 2008 Duales Studium (Diplom-Wirtschaftsinformatik), 2008 bis 2012 Software-Entwicklung und Datenbankdesign, 2012 bis 2014 Projektleitung
Derzeitige Position: Abteilungsleiter Retail-IT bei der CEWE Stiftung & Co. KGaA
Als Foto- und Online-Druckservice ist CEWE mit 14 hoch technisierten Produktionsstandorten und 27 Vertriebsniederlassungen in Europa präsent. Das Unternehmen ist sowohl im stationären Handel als auch im E-Commerce aktiv und beliefert Endkunden sowie über 20.000 Handelspartner in insgesamt 21 europäischen Ländern. Im Jahr 2021 lieferte das Unternehmen 2,18 Milliarden Fotos und 5,65 Millionen CEWE-FOTOBUCH-Exemplare sowie zahlreiche Fotogeschenkartikel aus. Die rund 4.000 Mitarbeiter erzielten damit einen Gruppenumsatz von 692,8 Mio. Euro.
Bildquelle: Mike Henning
Die Schrage Rohrkettensystem GmbH baut hochwertige Förderanlagen für Schüttgut. Um die Produkt- und…
Während die Passagiere auf immer spektakuläreren Fahrgeschäften den Adrenalinkick genießen, ist die…
Im Kommentar berichtet Lars Klimbingat, Partner der Retailsolutions GmbH, darüber, wie Künstliche…
Die Bäckerei Pappert gehört zu den größten Bäckereibetrieben in Deutschland. Die Digitalisierung der…
Mithilfe einer Low-Code-Plattform können Mitarbeiter bei der Lufthansa eigene Anwendungen umsetzen –…
Die Dmexco startet am 21. September 2022 mit einer hohen CEO-Dichte in Köln: RTL-Deutschland-Co-CEO…
Wenn Websites oder Apps Spitzenlasten abarbeiten, muss nicht nur die Infrastruktur stimmen, sondern…
Im Interview erläutert Dr. Hendrik Thamer, CEO und Co-Founder von Cellumation, wie mit dem Einsatz…
Seit über 130 Jahren unterstützt die Drägerwerk AG Menschen mit ihrer Medizin- und…
Tools zu Digitalisierung des Kundenservice transformieren mit Hilfe von künstlicher Intelligenz…
>>> jetzt mehr erfahren
Unternehmen und ihre Rechenzentren müssen effizienter werden. Es ist an der Zeit für neue, umweltfreundliche Lösungsansätze. Wie diese aussehen können, lesen Sie in unserem Special.
>>> zum SPECIAL RECHENZENTREN
Erfahren Sie mehr über neue Lösungen und Tools, um Hackern, Ransomware und Co. auf Augenhöhe zu begegnen.
>>> zum IT-SECURITY SPECIAL
Hier finden Sie alle Heftbeilagen, die im MEDIENHAUS Verlag erschienen sind!
Fordern Sie jetzt Ihr Probeheft eines unserer Magazine an.
Einfach hier klicken, das Formular ausfüllen und abschicken.
Wir senden Ihnen kostenfrei das aktuelle Heft per Post zu.
MEDIENHAUS Verlag GmbH
Bertram-Blank-Straße 8
51427 Bergisch-Gladbach
info(at)medienhaus-verlag.de
Folgen Sie uns
IT-ZOOM ist das Wissensportal der erfolgreichen Magazine IT-DIRECTOR, IT-MITTELSTAND, MOBILE BUSINESS und DV-Dialog. IT-ZOOM bündelt Wissen über Business-Lösungen, IT-Technologien und Anwendungen.
IT-ZOOM bietet:
– Die besten Gadgets, Smartwatches & Smartphones
– Die coolsten Apps & Tricks
– Die Zukunft des Autos: E-Mobility, E-Cars, E-Bikes
– Digital Lifestyle
IT-ZOOM liefert IT-Profis Personalmeldungen, Tipps für IT-Management, Strategie-Interviews, Managerporträts und Investitionshilfen.
Unsere Website verwendet Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten. Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung zu. Weitere Infos finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.