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Test / E-MTB: Die BH Lynx-Plattform konnte mit den jeweiligen Teams in unterschiedlichen Disziplinen über Jahre hinweg überzeugen und den ein oder anderen Weltcup-Sieg einfahren. Diese Race-DNA kreuzt BH jetzt mit einem E-Bike: Heraus kommt ein modernes Light E-MTB mit fast schon rekordverdächtigem Gewicht – trotz großem Akku und Mittelmotor. Wir konnten die Top-Race-Version für euch testen und der Frage nachgehen: Geht das Konzept auf?
BH hat größtenteils versucht, die DNA des unmotorisierten XC-Bikes auf das Light-E-MTB zu übertragen. So erbt das Bike auch die modernen Carbon-Fasern. Der Rahmen samt Umlenkwippe wird im Hollow Core Internal Molding Verfahren in Verbindung mit Hochmodul-Fasern hergestellt. So kann das Gewicht des Rahmens ohne Akku und Motor auf ca. 2.200 Gramm gedrückt werden, was in der Liga von modernen XC-Fullyrahmen spielt. Zudem wird der Motor in ein Magnesiumgehäuse gepackt, was zusätzlich Gewichtsersparnis bringt.
Der BH iLYNX Rahmen ist auf Federgabeln mit 100 bis 120 mm, je nach Ausstattungsvariante, ausgelegt. Ebenso kann der Hinterbaufederweg durch unterschiedliche Dämpferlängen entsprechend der Federgabeln angepasst werden. Während viele XC-Bikes aus Gewichtsgründen mittlerweile auf einen Drehpunkt am Hinterbau verzichten und dafür eine flexende Sitzstrebe verbauen, nutzt BH den von Dave Weagle entwickelten Split Pivot. Dabei sitzt der Drehpunkt direkt an der Hinterachse. Durch diese Anbringung werden Brems-, Tret- und Federungskräfte voneinander entkoppelt. Der Hinterbau soll so sehr antriebsneutral sein und beim Bremsen aktiv bleiben. Außerdem soll das System sehr sensibel, aber auch gleichzeitig bereit für Gröberes sein. Für die nötige Steifigkeit sorgen verwindungssteife Ausfallenden am Hinterbau und überdimensionierte Lager an den Drehpunkten.
Beim BH iLYNX Carbon muss der Laie schon öfter hinsehen, um es als E-Bike zu identifizieren. Das Unterrohr ist kaum von einem Bio-Bike zu unterscheiden, aber trotzdem schafft es BH, dort satte 540 Wh unterzubringen. Unglaublich wenn man bedenkt, dass man sich vor ein paar Jahren noch ein mächtiges Akku-Pack für solche Daten ans Unterrohr schnallen musste. Sollte man eine längere Tour planen, kann man sich sogar noch einen Range Extender mit zusätzlichen 180Wh in den Flaschenhalter stecken. Von dort aus kann der Motor direkt gespeist werden ohne weitere Kabel anbringen zu müssen. Ansonsten kann der Flaschenhalter ganz normal genutzt werden.
Beim Motor setzt BH auf eine Eigenentwicklung, welche man bereits beim Gravelbike Core Gravel X verbaut. Der 2ESMAG bietet gute 65 Nm Drehmoment und punktet vor allem beim Gewicht mit nur 2,2 kg. Das ist gut ein halbes Kilogramm weniger als die Konkurrenz von Shimano oder Bosch. Dabei ist der Motor auch sehr kompakt und bietet einen geringen Q-Faktor, wie es Racer gewohnt sind. Das Display befindet sich an der Lenkermitte und wird über einen Controller am linken Lenkergriff gesteuert. Das Display zeigt die Stufen in verschiedenen Farben an und lässt sich so sehr gut ablesen. Die Abstimmung der Unterstützungsstufen kann per App angepasst werden. Außerdem kann das System auch mit einem Garmin GPS verbunden und die Steuerung direkt über dieses geregelt werden.
Wie bereits erwähnt ist das iLYNX als Race-Variante (100 mm Federweg) und LT, der Down Country-Variante, (120 mm Federweg) erhältlich. Mit unterschiedlichem Federweg verändert sich die Geometrie leicht, doch die Ausrichtung bleibt sehr ähnlich. Die Maße orientieren sich an den Entwicklungen im XC-Bereich. Technisch anspruchsvollere Strecken erfordern potentere Geometrien. So wurden Lenkwinkel flacher und der Reach verlängert für mehr Kontrolle. Beim BH mit 100 mm Federweg pendelt sich der Lenkwinkel bei gemäßigt flachen 68,5° ein und der Reach ist auch entsprechend lang. Auch die Kettenstreben fallen mit 453 mm für ein Bike in dieser Klasse eher lang aus. Um die Kraftübertragung am Berg optimal zu halten und das weiter vorne platzierte Vorderrad zu kompensieren, wurde der Sitzwinkel mit 75,5° entsprechend steiler ausgelegt.
Rein von der Ausrichtung der Ausstattung wird wieder Race und LT Variante unterschieden. Die LT Varianten sind mit 120 mm Federgabel gespect und die Race mit 100 mm. Die LT werden dazu noch mit Vario-Stützen ausgestattet. Alle Ausstattungsvarianten haben wir euch bereits in einem Artikel zusammengestellt.
Produktnews / E-MTB: Überraschung! In der eigentlich sehr ruhigen Zeit Anfang des Jahres hauen die Basken von BH mit dem iLynx Race Carbon ein erstes Highlight im E-MTB-Jahr 2021 raus. Das sehr leichte Bike setzt auf einen eigenen Motor und bleibt beim Gewicht trotz großem Akku mit über 500 Wh unter 20 Kilogramm. Im vergangenen […]
Zum Test wurde uns die Top-Version der Race-Variante zu Verfügung gestellt. Diese ist mit High-End Ausstattung für 8.999 Euro erhältlich und liegt auf jeden Fall auf Worldcup-Niveau. Es wird nicht nur elektrisch beim Treten unterstützt, sondern auch die Schaltvorgänge werden von einer kabellosen Sram XX1 AXS Schaltgruppe übernommen. Kassette und Kette kommen im Oilslick-Look, was für ein weiteres optisches Highlight sorgt. Ergänzt wird die XX1 AXS Schaltgruppe durch eine leichte FSA Carbonkurbel. Auch beim Fahrwerk wurde nicht gespart. Hier wurde ein Fox Factory Fahrwerk mit goldener Kashima-Beschichtung verbaut. Vom Lenker aus kann das Fahrwerk sogar gesperrt werden – für mehr Effizienz im Uphill, trotz E-Unterstützung. Dem niedrigen Gesamtgewicht zum Trotz setzt BH auf kräftige Bremsen. Hier kommen Shimano XT Trail mit vier Kolben und 203 mm Scheiben zum Einsatz.
Als Laufräder werden BH Evo C30 Carbon TR aus eigenem Haus verbaut. Die Carbonfelgen der Laufräder kommen mit 30 mm Innenbreite und dementsprechend breit kommt die Maxxis Reifenkombi aus Ardent und Ikon in 2,35″ Breite aus der Felge. Ebenfalls aus eigenem Hause kommen Sattelstütze und Lowriser-Lenker in 760 mm Breite aus Carbon. Der Vorbau sorgt für eine integrierte Kabelführung durch das Steuerrohr und im Gabelschaft wurde das Fit System integriert, welches die wichtigsten Werkzeuge gut verstaut. Außerdem wird der Prologo Scratch M5 Stn Sattel verbaut. Insgesamt eine sehr stimmige Ausstattung und der Preis des Komplettbikes ist für diese Ausstattung auf jeden Fall fair.
Ideale Testbedingungen für das iLYNX bot uns der Bikepark am Geißkopf mit dem Uphill Flow und den vielfältigen Trails. So konnten wir das Bike in jeglichen Bedingungen unter die Lupe nehmen. Schon beim Heben vom Fahrradträger machte sich das geringe Gewicht des Bikes bemerkbar und es lässt sich deutlich leichter handhaben als herkömmliche E-Bikes. Schon am Parkplatz zog das iLYNX die Blicke auf sich. Die auffällige neonrote Lackierung und der edle Spec samt Oilslick XX1 sieht man nicht alle Tage. Durch das schlanke Unterrohr und dem kompakten Motor haben das Rad viele als Bio-Bike ohne Motor identifiziert, beim Hochheben wurde die Überraschung noch größer.
Sattelhöhe, Cockpit und Fahrwerk eingestellt und schon konnte es losgehen. Die erste Sitzprobe fällt sehr positiv aus. Trotz Race-Genen ist die Sitzposition nicht zu sportlich und man kann sich beim ersten Eindruck auch längere Touren vorstellen.
Der Motor verfügt über fünf Unterstützungsstufen, wir starten im Flachen mit dem Eco Modus. Dieser unterstützt sanft im Hintergrund, als würde jemand ganz leicht anschieben. Im Uphill Flow wechseln wir zunächst in den Sport Modus und dann wenn es steiler wird in den Boost Modus. Hier gilt es aber anzumerken, dass man sich hier keinen Punch wie bei einem herkömmlichen E-MTB erwarten darf. Mit 65 Nm liegt das Drehmoment 20 Nm niedriger als z.B. beim Bosch Performance Line CX. Das typische Boost-Gefühl geht hier vor allem bei schwereren Fahrern etwas verloren, allerdings hat man dadurch ein sehr natürliches Fahrverhalten, als hätte man immer etwas Rückenwind. Auf nicht zu steilen Forststraßen fühlt sich das Bike richtig wohl und man kann mit Leichtigkeit Höhenmeter abspulen. Positiv fällt dabei die Akustik des Motors auf, dieser unterstützt leise und gibt keine störende Geräusche von sich. Bei Bedarf kann das Fahrwerk vom Lenker aus blockieren, damit keine Watt im Federweg verpuffen bei stärkeren Antritten. Sobald man Tempo aufgenommen hat unterstützt der Motor gut und man kann leicht das Tempo halten. Die AXS Schaltung funktioniert dabei tadellos und ermöglicht schnelle Gangwechsel. Die Position am Rad ist sehr ausgeglichen und man behält auch in technischen Abschnitten die Kontrolle. Die Reifen bieten dabei auch genügend Grip.
Oben am Gipfel angekommen versenken wir erstmal den Sattel per Minitool. Hier im Bikepark hätten wir uns schon eine Variostütze gewünscht, aber wer hauptsächlich auf Forststraßen und einfachen Trails fährt, wird auch so zurecht kommen. Doch ohne Dropper verschenkt man etwas Potential vom Bike, denn im Downhill macht es, trotz nur 100 mm Federweg, wirklich Laune. Zunächst auf dem Flow Trail, wo sich das Bike spielend um die Anliegerkurven manövrieren ließ und auch bei High-Speed-Sektionen sehr stabil war. Auf der nächsten Runde machten wir uns an einen der Enduro-Trails auch hier Schlug sich das Bike überraschend sehr gut. Die Reifen lieferten trotz geringem Profil eine gute Performance. Der Hinterbau hat sich hier auf jeden Fall nach deutlich mehr Federweg angefühlt und nahm auch stärkere Hits gut auf. Die Gabel performte dazu auch tadellos. Nur beim Bremsen flatterten die 32er Standrohr schon etwas. Bei schweren Fahrern würden wir hier auf jeden Fall eine massivere Gabel empfehlen.
Abschließend stellen wir uns die Frage, für wen ist dieses Bike? XC-Racer, die etwas entspannter in einer niedrigeren Zone trainieren wollen haben bestimmt Spaß damit. Auch Fahrer, die eher gerne auf Forststraßen unterwegs sind und weite Strecken abspulen werden damit gut zurecht kommen. Uns ist aufgefallen, dass sich die Race-Version den Einsatzbereich etwas einschränkt, aber dafür voll auf Gewicht und Speed getrimmt ist. Mit unseren Erfahrungen aus dem Test durch die fehlende Variostütze und die etwas weiche Gabel für das Gesamtgewicht, würden wir wohl eher die LT Variante empfehlen, da diese den breiteren Einsatzbereich bietet und mehr Fahrer glücklich machen dürfte – trotz des Mehrgewichts von ungefähr einem Kilogramm.
Joseph Kuchler war in jungen Jahren aktiver XC-Racer und hat zwischenzeitlich in München Medienmanagement studiert. Zurück in seiner niederbayerischen Heimat ist er wieder öfter auf den Trails im bayrischen Wald anzutreffen.
says
Hallo,
Ich fahre das iLynx Race 8.2. Kann allerdings ihrem Test nicht zu allem zustimmen.
Die steifigkeit des Tretlagers ist meiner Meinung zu gering. Bemerkbar beim schnellen Antritt durch plötzliches schalten.
Beim beschleunigen und hochschalten unter zug hat man das Gefühl das das Hinterrad versetzt. Auch finde ich den Motor nicht so leise.
Berghoch, bei einer hohen Trittfrequnz pfeift er recht laut.
Ansonsten, bis auf Kleinigkeiten, ist es Rundrum ein gutes Bike.
Sportliche Grüße, D
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