Der eher unspektakuläre Teil zuerst. Für seine Autobiographie “Born To Run” hat der Boss höchstpersönlich eine Companion Disc erstellt und dabei jedes einzelne Album mit einem Track bedacht. Bis hier hin wäre das weder eine besonders essenzielle Best Of noch eine detaillierte Werkschau über den Kanon des großen Hemdsärmeligen mit den XXL-Setlists.
Denn: Zu viele grandiose Songs, zwischen denen man sich eigentlich gar nicht entscheiden können KANN. Der Anspruch auf Vollständigkeit auf LP-Länge kann bei einem Kaliber wie Springsteen zudem sowieso nicht gestellt werden: Es war ein langer Weg von “Greetings From Asbury Park, N.J.” bis hin zu “Wrecking Ball” – und der Weg wird hoffentlich noch eine ganze Weile weitergehen.
Den Anfang auf “Chapter And Verse” machen jedoch unveröffentlichte Stücke aus Springsteens frühen Jahren, die nicht nur für Hardcore-Fans interessant sind. Die beiden ersten widmen sich Bruce’ Band Mitte/Ende der 1960er-Jahre, The Castiles. “Baby, I” ist eine Eigenkomposition aus dem Jahr 1966, die Springsteen gemeinsam mit Bandkollege George Theiss schrieb.
Weiter gehts mit dem Willie Dixon-Standard “You Can’t Judge A Book By The Cover”, ebenfalls mit The Castiles. Die Tracks geben einen spannenden Einblick in die Anfänge, ehe sich die Companion Disc dem Vorläufer der E-Street Band, Steel Mill, widmet: “He’s Guilty (The Judge Song)” belegt diese Urversion, in der sich neben dem Boss auch Steve Van Zandt, Danny Federici und Vini Lopez die Ehre geben: Federici tobt sich auf der Orgel aus, die Band spielt beherzten Rock’n’Roll.
Das Thema von “Jesse James” sollte Springsteen viel später noch mal für “We Shall Overcome – The Seeger Sessions” aufgreifen. Hier ist mit “The Ballad Of Jesse James” aber ein grandioser Midtempo-Rocker enthalten. “Don’t you wanna be an outlaw, just like Jesse James“.
Das Highlight bleibt aber das Akustikdemo von “Henry Boy”. “They broke your toys this morning, henry / Rode your board right into dust / Surrounded you with strangers who you could not trust / And then they had the gall / To write your name up on the girls’ room wall / And send you out to maria / Who spoke of babies and all / And wanted to shoot your joy / It’s a hard world when you’re the new kid in town / Ain’t it, henry boy“, singt Springsteen da, damals selbst ‘the new kid’.
Man hört dem jungen Springsteen den unglaublichen Drive, den Hunger, den großen Traum an. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Eine grandiose, immer wieder erzählenswerte Geschichte. Alleine für den Blick in die frühe Vergangenheit Springsteens lohnt sich der Kauf.
Seine Ausnahmestellung zeigt sich schon am Spitznamen "The Boss". Ob alleine, in Begleitung seiner legendären E Street Band oder als Anführer einer …