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Zwei Zelltypen in der menschlichen Netzhaut werden laut neuester Forschungsergebnisse aus Münster auch von Coronaviren infiziert.
Zwei Zelltypen in der menschlichen Netzhaut werden laut neuester Forschungsergebnisse aus Münster auch von Coronaviren infiziert.
Zwei Zelltypen in der menschlichen Netzhaut werden laut neuester Forschungsergebnisse aus Münster auch von Coronaviren infiziert.
Forscher haben es schon länger vermutet, nun gibt eine Studie Gewissheit: eine Corona-Infektion kann die Augen schädigen. Wissenschaftler konnten zeigen, an welchen Netzhautzellen Schädigungen auftreten können und was das für Covid-Patienten heißt.
Atemwege, Organe, Nervenzellen – die Liste der Körperteile, die von einer Corona-Infektion betroffen und dadurch nicht selten dauerhaft geschädigt sein können, ist lang – und wird immer länger. Denn dass auch die menschliche Netzhaut vom Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert sein kann, dazu gibt es bereits seit Längerem Hinweise.
Bislang war jedoch unklar, welche Stellen der Netzhaut genau von Coronaviren infiziert werden können. Wissenschaftlern aus Münster ist es jetzt gelungen, dies zu klären. In ihrer Ende März 2022 im Fachmagazin "Stem Cell Reports" veröffentlichten Studie konnten sie nachweisen, dass Coronaviren vor allem die sogenannten "retinalen Ganglienzellen" infizieren, also die Zellen der Netzhaut, die alle visuellen Informationen vom Auge ins Gehirn weiterleiten.
Auch eine Infektion der Lichtsinneszellen durch Coronaviren ist laut der Untersuchungen möglich. Dem Forscherteam der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und des dort ansässigen Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin (MPI) gelang außerdem der Nachweis, dass sich Coronaviren in diesen beiden Zelltypen auch vermehren können. "Diese Erkenntnis ist neu", heißt es sowohl auf der Internetseite der Universität als auch auf der Seite des MPI dazu.
Da sich Sars-CoV-2-Infektionen beim Menschen nicht oder nur schlecht im Tiermodell nachbilden lassen, mussten die Forscher ihre Untersuchungen an einem sogenannten Netzhaut-Organoid vornehmen, einem aus menschlichen reprogrammierten Stammzellen bestehenden Netzhaut-Modell. Dieses Modell infizierten sie mit dem Coronavirus SARS CoV-2. An den sogenannten Organoiden, dem Modell, konnten die Wissenschaftler Sars-CoV-2 mRNA nachweisen, "was darauf hindeutet, dass Zellen in den Organoiden tatsächlich vom Virus infiziert wurden", heißt es in der Veröffentlichung des MPI.
Mittels sogenanntem Plaque-Assay, einem Verfahren zum Nachweis infektiöser Viren, konnten die Forscher zudem nachweisen, dass sich in dem Netzhaut-Modell auch neue Virusnachkommen gebildet hatten. "Dies ist der erste Nachweis, dass sich SARS-CoV-2 in menschlichen Netzhautzellen repliziert“, sagt Thomas Rauen vom MPI für nukleare Biomedizin in Münster über das Forschungsergebnis.
Was bedeuten die Studienergebnisse der Münsteraner Forscher für Covid-19-Patienten? Bisher wurden Netzhaut-Probleme von SARS-CoV-2-Infizierten auf andere Ursachen zurückgeführt, wie etwa Schäden an den Blutgefäßen oder eine Erhöhung des Augendrucks. Die aktuelle Studie zeige jedoch, so Forschungsgruppenleiter Rauen, "dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 direkte pathologische Folgen für die retinalen Ganglienzellen haben kann, auch wenn Sehbehinderungen bei Patienten mit Covid-19 nicht häufig vorkommen."
Die Daten gäben Grund zur Annahme, "dass Long-Covid-Symptome degenerative Erkrankungen der Netzhaut einschließen können", so das Fazit des Wissenschaftlers.
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