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Dr. Larissa Schwarzkopf ist eine ehemalige Mentee des Mentoring-Programms der Helmholtz-Gemeinschaft. Bild: HMGU
Mentoring kann wichtige Impulse in beruflichen Entscheidungsphasen geben. Nachwuchstalente profitieren hierbei von den Erfahrungen gestandener Führungspersönlichkeiten. Doch wie finden die richtigen Partner zusammen und für wen eignet sich ein solches Tandem überhaupt? Zum Start von Helmholtz Advance, unserem neuen, überarbeiteten Mentoring-Programm haben wir mit einer Mentorin und einer Mentee gesprochen.
Die Mentee
Die Freude daran, Masteranden zu betreuen, hat Larissa Schwarzkopf schon während ihrer Promotionsphase im Bereich Humanbiologie an der Ludwigs-Maximilians-Universität München entdeckt. Schnell wurde ihr klar, dass sie nicht nur forschen, sondern ihr Wissen auch an junge Menschen weitergeben wollte. Für Schwarzkopf bedeutete dies: “Erst die Habilitation und dann ein eigener Lehrstuhl.” Allerdings blieben für die junge Wissenschaftlerin zwei zentrale Fragen bestehen: Wie sollte sie dieses ambitionierte Vorhaben systematisch angehen und war die Professur wirklich der einzig gangbare Weg? Im Jahr 2015 stieß Schwarzkopf durch den Tipp einer Kollegin zufällig auf das Helmholtz-Mentoring-Programm, nahm als Mentee teil – und war schnell begeistert von dieser Form der Unterstützung. Als junges Talent wurde sie ein Jahr lang durch Workshops, Treffen mit ihrer Mentorin und persönliche Coachings auf dem Weg ihrer nächsten Karriereschritte begleitet.
Die Mentorin
“Als ich selbst am Anfang meiner Karriere stand, hatte ich keine Mentorin, die ich um Rat fragen konnte”, erzählt Ruth Herzog, die seit 1997 die Stabsstelle Technologietransfer am Deutschen Krebsforschungszentrum leitet. “Meine Großmutter hat mir ein Grundprinzip mit auf den Weg gegeben: Die Dinge, die man weiß und kennt, soll man nicht für sich behalten, sondern weitergeben.” Die Erfahrungen, die die promovierte Molekularbiologin auf ihrem Karriereweg zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sammelte, wollte sie gerne mit anderen teilen. Inzwischen engagiert sich Herzog seit 2013 regelmäßig als Mentorin im Mentoring-Programm der Helmholtz-Gemeinschaft.
Dr. Ruth Herzog leitet seit 1997 die Stabsstelle Technologietransfer, die sie am Deutschen Krebsforschungszentrum aufgebaut hat. Bild: DKFZ
Herausforderungen
Die formalen Voraussetzungen für die Teilnahme erfüllte Schwarzkopf. Zudem hätte es für sie kein besseres Timing geben können, da der Start des Mentoring-Programms 2015 und ihr Zuschlag für eine Nachwuchsgruppe mit Forschungsschwerpunkt ökonomische Bedeutung und Lebensqualität bei chronischen Lungenerkrankungen am Helmholtz Zentrum München zusammenfielen. Doch der Aufbau der Nachwuchsgruppe in einem für Schwarzkopf weitgehend neuen Themenfeld war nicht die einzige Herausforderung für die damals 30-jährige junge Frau: Parallel absolvierte sie noch ein berufsbegleitendes Masterstudium in medizinischer Biometrie an der Uni Heidelberg. Darüber hinaus hatte Sie erst vor kurzem ihr zweites Kind bekommen. “Ich erhoffte mir durch das Mentoring-Programm, mehr über Selbstmanagement und Organisation zu lernen”, erzählt sie.
Nach der Zusage folgte der wichtigste Teil des Mentoring-Prozesses, das Matching zwischen Mentee und Mentorin. Dazu werden potenzielle Tandems anhand von definierten Kriterien vorgeschlagen. Schwarzkopf hatte daher vorab ihre Erwartungen an die Organisatorinnen des Programms kommuniziert. Ihre “Wunsch-Person” sollte idealerweise im Bereich Wissenschaftsmanagement tätig sein und sich mit Soft-Skills und Social-Aspects bei medizinischen Fragen auskennen. Die Schnittstelle zwischen Forschung und Management war Schwarzkopf wichtig, um ihr Perspektiven für Karriereschritte jenseits der akademischen Laufbahn aufzuzeigen. Fachliche Übereinstimmung spielte dabei eine weniger zentrale Rolle, da sich Schwarzkopf bewusst war, dass “wir als Ökonomen in einem eher naturwissenschaftlich orientierten Forschungsverbund eine gewisse Inselstellung inne haben”. Als Mentorin kam da Ruth Herzog infrage, die an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft Vermarktungs-, Vermittlungs-, und Koordinationsaufgaben wahrnimmt, bereits Netzwerke etabliert hat und somit auf der Karriereleiter zwei bis drei Schritte weiter als Schwarzkopf vorangeschritten war. Zu wissenschaftlichen und administrativen Abteilungen hatte sie Kontakte und somit einen guten Überblick über abteilungsübergreifende Fragestellungen des Deutschen Krebsforschungszentrums. Ein Tandem zwischen den beiden Frauen schien vielversprechend.
Doch garantiert ein Matching anhand dieser Kriterien, dass eine erfolgreiche Beziehung zwischen Mentee und Mentorin aufgebaut wird? “Es ist wichtig zu schauen, ob die Chemie stimmt und Sympathie auf beiden Seiten vorhanden ist”, erzählt Schwarzkopf. Beim telefonischen Kennenlerngespräch zwischen Ruth Herzog und Larissa Schwarzkopf war das sofort der Fall. Die Anfangshürde war überwunden und es konnte losgehen.
Phasen des Programms
“Es ist ganz wichtig, dass man seine Mentoring-Beziehung nicht ins Blaue angeht. Für mich war es wichtig, dass ich Ziele hatte und wusste, in welchen Bereichen ich klarer sehen möchte, um dann eine Entscheidung treffen zu können.” Vor den alle zwei Monate stattfindenden Treffen definierte Schwarzkopf konkrete Fragestellungen und schickte eine Agenda an ihre Mentorin. In ihren rund einstündigen Gesprächen fokussierten sie Themen, die Schwarzkopf am Herzen lagen und zu denen sie Informationen oder Hilfestellung benötigte: Will ich in der Wissenschaft bleiben? Wie finde ich meine Rolle im Team? Wie schaffe ich eine gute Work-Life-Balance? Für den Entscheidungsprozess entwickelten sie mögliche “Was wäre wenn”-Szenarien, auf deren Basis Schwarzkopf selbst Entscheidungen treffen konnte. “Ratschläge sind auch Schläge. Selbst wenn die Mentee meinem Rat letztendlich nicht folgt, hat sie dennoch neue Impulse bekommen, die ihr helfen, Situationen aus einer anderen Perspektive zu betrachten”, so Herzog. Das erlernte Wissen konnte Schwarzkopf in ihrer neuen Funktion als Gruppenleiterin gleich praktisch anwenden. Schrittweise fand sie sich in ihre Führungsrolle ein. “Wenn wir es schaffen, unsere Handlungsoptionen stetig zu erweitern, werden wir entspannt in die Zukunft schauen, und wir können schwierige Situationen souverän meistern”, so Herzog, die zu einer erfahrenen Wegbegleiterin wurde.
Persönliche Motivation
Die offene Aufnahme in der Gruppe der Mentees hat Schwarzkopf als eine Besonderheit aufgefasst “Das Mentoring-Programm zeichnet sich durch eine Heterogenität in der Gruppe aus, die dazu beiträgt, dass sich alle Teilnehmenden auf gleicher Augenhöhe begegnen. Gleichzeitig ist aber auch die nötige Distanz vorhanden, um konstruktiv Kritik äußern zu können.” Schwarzkopf resümiert, sie habe in den Workshops viel über das Thema Feedback gelernt und könne dieses Wissen in ihrer Nachwuchsgruppe nun deutlich aktiver anwenden. Das Workshop-Programm habe ihr dabei geholfen, sich zu fokussieren und zu erkennen, in welchen Bereichen ihre Kompetenzen weiter ausgebaut werden können. Vor allem die Optimierung ihres Selbstmanagements hat ihr dabei geholfen, Privat- und Berufsleben unter einen Hut zu bekommen, aber auch voneinander abzugrenzen. Sie profitierte also nicht nur in beruflicher Hinsicht vom Programm.
Larissa Schwarzkopf’s Nachwuchsgruppe “Economics and Management of Lung Diseases” am Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen am Helmholtz Zentrum München. Bild: HMGU
Ergänzend und vertiefend zum Mentoring nehmen alle Mentees eines Jahrgangs an gemeinsamen Workshops teil. Zusätzlich können die Teilnehmenden des Helmholtz-Programms mit professionellen Coaches an ihrer persönlichen Entwicklung arbeiten, an Themen wie Kommunikation oder der eigenen Außenwirkung. Die Einzel-Coachings sind auch eine Möglichkeit, ein bestimmtes Themenfeld oder eine Problemstellung aus dem beruflichen Alltag zu bearbeiten.
“Ich brauche in meinem Beruf auch Zeiten, in denen ich über den Tellerrand schauen kann. Diese Freiheit brauche ich und die nehme ich mir so gut es geht”, erklärt Herzog ihr Engagement im Mentoringprogramm, das sie neben ihrer Leitungsfunktion ehrenamtlich ausführt. “Ich habe Spaß daran, mein Wissen weiterzugeben und nehme dabei auch viel für mich persönlich mit. Junge Menschen sollten sich trauen, um Hilfe zu bitten, und ältere Menschen sollten ihr Wissen ruhig weitergeben – denn wir können alle noch viel lernen.”
Heute ist Schwarzkopf ihrem Ziel der Habilitation schon deutlich näher: Das Lehrdeputat und die Studentischen Evaluationen hat sie erfüllt. Von 15 geforderten Publikationen liegen 14 vor. Als nächstes steht der Rahmentext ihrer Habilitation an.
Drei Jahre nach dem Programm schreiben sich die beiden Weihnachtskarten und halten sich über die wichtigsten Entwicklungen auf dem Laufenden. Denn das Ende des Programms heißt nicht, dass es keinen Austausch mehr gibt. “Die Mentees können auch noch nach Jahren auf mich zukommen; ich bin jederzeit für sie da”, so Herzog.
Und wer weiß, vielleicht wird Schwarzkopf in Zukunft ihr Wissen nicht nur an Forschungsgruppen weitergeben, sondern auch selbst als Mentorin aktiv werden.
Weitere Informationen zum Programm von Helmholtz Advance finden Sie hier.
Kurz-Profil Ruth Herzog
Ruth Herzog leitet seit 1997 die Stabsstelle Technologietransfer, die sie am Deutschen Krebsforschungszentrum aufgebaut hat. Vorher arbeitete sie 6 Jahre bei Roche Deutschland im Vertrieb von onkologischen Produkten. Sie ist Molekularbiologin und promovierte am Institut für Humangenetik der Universität des Saarlandes. 2011 schloss sie ihr berufsbegleitendes Masterstudium in Ökonomie und Management an der TU Kaiserslautern ab und erhielt außerdem das Zertifikat CLP (Certified Licensing Professional). Sie ist derzeit Mitglied im Steering Committee der DKFZ Excecutive Women’s Initiative.
Kurz-Profil Larissa Schwarzkopf
Larissa Schwarzkopf ist diplomierte Gesundheitsökonomin und leitet die Nachwuchsgruppe “Economics and Management of Lung Diseases” am Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen am Helmholtz Zentrum München. Nach ihrer Promotion in Humanbiologie an der Ludwigs-Maximilians-Universität München absolvierte Sie als Zweitstudium das Masterprogramm “Medizinische Biometrie und Biostatistik” an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Derzeit arbeitet sie an ihrer Habilitation.