Lange hatte sich Jules (Mo Bakker) schwer getan mit Weihnachten, da sein Vater zu dieser Zeit gestorben ist. Doch das änderte sich, als er feststellte, dass seine Familie vom Weihnachtsmann abstammt und dessen Aufgaben übernommen hat. Inzwischen hat er mit seinem Erbe versöhnt und ist bereit, gemeinsam mit seinem Großvater Noël (Jan Decleir) die Familientradition fortzusetzen. Tatsächlich macht es ihm richtig Spaß, den anderen Geschenken zu bringen und Wünsche zu erfüllen. Zu gern würde er auch den von Marie (Jasmina Fall) erfüllen, die sich nichts mehr wünscht, als dass ihre Eltern wieder zusammenkommen. Doch als Jules mit diesem Wunsch zu seinem Großvater geht, muss er überrascht feststellen, dass der damit nichts zu tun haben will …
Weihnachten ohne Ende. Sobald der November da ist, beginnt Netflix, einen Weihnachtstitel nach dem anderen rauszuhauen, in der Hoffnung, von der Stimmung zu profitieren und die Menschen an die Bildschirme zu ketten. Wobei die meisten dieser Titel eigentlich nur so tun, als hätten sie etwas mit Weihnachten zu tun. Die meisten beschränken sich darauf, die Geschichte zum Teil zu dieser Zeit spielen zu lassen, ohne inhaltlich darauf Bezug zu nehmen. Vor allem bei den Liebeskomödien handelt es sich oft um Mogelpackungen, zuletzt etwa bei Falling For Christmas. Eine der wenigen Ausnahmen war letztes Jahr Die Familie Claus, bei dem es darum ging, dass ein Junge seine Liebe für Weihnachten wiederentdeckt. Nun folgt mit Die Familie Claus 2 bereits ein zweiter Teil.
Der Konflikt des Vorgängers gehört dabei natürlich der Vergangenheit an, schließlich endete dieser damit, dass Jules seine Berufung akzeptiert hat. Es brauchte also einen neuen Konflikt. Zu dem Zweck bringt Regisseur und Drehbuchautor Ruben Vandenborre ein weiteres tragisches Thema mit, dieses Mal geht es um Scheidungen und die Sehnsucht nach einer heilen Familie. Das ist an und für sich eine gute Idee, da Weihnachten eben auch die Zeit der Besinnung aufs Wesentliche sein soll. Sie kann auch eine sehr harte Zeit sein, gerade wenn die Familie zerstritten ist, manche vielleicht gar keine haben. Wenn sich Die Familie Claus 2 mit diesem Thema auseinandersetzt und dies aus Sicht eines Kindes tut, das unter der Trennung der Eltern leidet, dann hätte das durchaus ein wichtiger Beitrag zum Umgang mit einer schwierigen Lebensrealität sein können.
Am Ende verlässt Vandenborre und seine Co-Autorin Elke de Gezelle dann aber doch der Mut. Oder sie haben schlichtweg kein Interesse. Ein Knackpunkt ist, dass nie so richtig klar wird, inwiefern der Weihnachtsmann zwei Menschen zusammenbringen soll, sofern er nicht gerade die fragwürdige Fähigkeit der Gehirnwäsche hat. Problematischer noch: Die Familie Claus 2 impliziert, dass Beziehungen um jeden Preis erhalten bleiben müssen, zumindest wenn ein Kind da ist. Wie schon der Vorgänger wird hier die Beibehaltung des Status Quo gefordert: Es gibt einen richtigen Weg, nur wer den verfolgt, bekommt am Ende das Glück. Dass Weihnachtsfilme gern mal ein bisschen konservativer sind im Weltbild, ist kein Geheimnis. Dennoch wäre es hier vielleicht dann doch besser gewesen, Scheidungskindern Trost zu spenden und das Gefühl zu vermitteln, dass ihr Leben genauso wertvoll ist, anstatt um jeden Preis ein Weiter so fordern zu wollen.
Das bedeutet nicht, dass alles an dem Film falsch ist. Die Sehnsucht nach der heilen Familie ist verständlich. Manche Appelle sind auch zweifelsfrei richtig, darunter den, vor lauter Arbeit nicht die Familie zu vernachlässigen oder Rücksicht auf Kinder zu nehmen. Und klar ist Die Familie Claus 2 ein netter Film, der seinem Publikum das Gefühl geben möchte, dass alles im Leben gut werden kann. Das kann man fast immer gebrauchen, damit gern auch zu Weihnachten. Die Grundidee einer Familie Weihnachtsmann, die irgendwie Alltag und Bescherung unter einen Hut bringen muss, hat sowieso Potenzial. Wie schon der Vorgänger kommt das Ergebnis aber nicht übers Mittelfeld hinaus.
OT: „De Familie Claus 2“
Land: Belgien
Jahr: 2021
Regie: Ruben Vandenborre
Drehbuch: Ruben Vandenborre, Elke de Gezelle
Musik: Anne-Kathrin Dern
Kamera: Philip van Volsem
Besetzung: Mo Bakker, Jan Decleir, Bracha van Doesburgh, Eva van der Gucht, Josje Huisman, Janne Desmet, Stefaan Degand, Renée Soutendijk, Jasmina Fall
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