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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Wer sich mit der Geldanlage beschäftigt, stößt früher oder später auf drei Buchstaben: ETF. Die Abkürzung steht für “exchange traded funds” – und damit für eine der größten Erfolgsgeschichten der Finanzbranche der vergangenen Jahrzehnte.
Die ersten börsengehandelten Indexfonds, wie ETFs auf Deutsch heißen, kamen Anfang der 1990er-Jahre in Nordamerika auf den Markt. Im Jahr 2000 starteten sie in Europa. Seither haben die Produkte einen Siegeszug sondergleichen angetreten. Ende 2020 verwalteten sie weltweit ein Vermögen von 7,7 Billionen US-Dollar.
Warum ist im Lauf der Zeit so viel Geld in diese Produktgattung geflossen? Wie funktionieren ETFs überhaupt und wie lassen sie sich einsetzen, um langfristig ein Vermögen aufzubauen? Und welche Tricks, Fallstricke und Mythen sollten Anleger kennen, die ETFs nutzen wollen?
Diese und viele weitere Fragen beantwortet €uro am Sonntag auf den folgenden Seiten. Das Spektrum reicht von Grundlagen der Geldanlage mit ETFs bis hin zu sehr speziellen Fragestellungen, manche Erläuterungen sind für Einsteiger gedacht und manche für Kenner.
Unter Investor-Info (siehe unten) stellt die Redaktion von Euro am Sonntag zudem zwölf empfehlenswerte ETFs vor. Einige davon sind als Basisinvestment gedacht, andere als peppige Depotergänzung. Sie geben einen Fingerzeig, wie groß die Bandbreite mittlerweile ist, mit der ETFs die Investmentwelt bereichern.
Die Produkte bilden einen Börsenindex ab, ihr Wert entwickelt sich also parallel zu dem jeweiligen Index. Steigt beispielsweise der deutsche Leitindex um ein Prozent, verbucht ein DAX-ETF Gewinne in gleicher Höhe. Das Gleiche gilt entsprechend bei Verlusten.
Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds stehen hinter ETFs keine Menschen, die einzelne Aktien auswählen und andere links liegen lassen. Die Rendite eines ETFs entspricht stets der Entwicklung des kompletten Index. Weil niemand in die Zusammensetzung des Portfolios eingreift, werden ETFs als passive Fonds bezeichnet.
ETFs sind wesentlich kostengünstiger als aktiv gemanagte Fonds. Bei ETFs auf gängige Indizes liegen die jährlichen Gebühren meist bei weniger als 0,3 Prozent. Selbst Produkte, die ausgefallene Kursbarometer abbilden, kosten selten mehr als 0,7 Prozent. Aktiv gemanagte Fonds verlangen dagegen ungefähr 1,0 bis 1,5 Prozent an laufenden Kosten, wenn sie in Anleihen investieren, und 1,5 bis zwei Prozent, wenn sie Aktien kaufen. Bei einem längeren Anlagehorizont wirkt sich dieser Kostenunterschied bei der Rendite deutlich zugunsten von ETFs aus.
Hinzu kommt, dass ETFs zwingend an der Börse verfügbar sein müssen. Bei aktiv gemanagten Fonds ist das kein Muss, kommt aber dennoch häufig vor.
Prinzipiell in alle, die in einem Börsenindex abgebildet werden. Das sind überwiegend Aktien, aber auch Anleihen und Rohstoffe. Mehr als 1.600 ETFs werden an der Börse in Frankfurt angeboten – sie decken zahllose Regionen, Branchen, Themen, Bonitäten und Laufzeiten ab. In Immobilien kann man sich jedoch nur über Umwege mittels ETFs engagieren: durch den Kauf von Produkten auf Indizes, die Aktien von Immobiliengesellschaften enthalten.
ETFs werden wie Aktien an der Börse gekauft. Je nach Depotbank des Anlegers können die Orders übers Internet, telefonisch oder schriftlich erteilt werden. Sofern man darauf Einfluss nehmen kann, sollte der ETF erworben werden, wenn der zugrundeliegende Markt geöffnet ist – ein ETF auf US-Aktien also am Nachmittag, einer auf asiatische Titel am Morgen. Zu dieser Zeit ist die Handelsspanne zwischen (höherem) Kaufkurs und (niedrigerem) Verkaufskurs am geringsten, was der Rendite nützt.
Weil ETFs an der Börse gehandelt und nicht direkt beim Anbieter gekauft werden, werden keine Ausgabeaufschläge erhoben. Es fallen aber Transaktionskosten an. Deren Höhe richtet sich nach den Regeln der depotführenden Stelle, sie sind jedoch meist überschaubar. Arbeitet die Depotbank mit Mindestgebühren je Transaktion, sollten Anleger darauf achten, dass sie nicht zu kleine Summen anlegen. Sonst sind die Transaktionskosten im Verhältnis zum Anlagebetrag unverhältnismäßig hoch.
ETFs sind Fonds und das von ihnen verwaltete Kapital wird als Sondervermögen behandelt. Sollte ein Anbieter zahlungsunfähig werden, ist das Geld in den Produkten daher geschützt und die Anleger bekommen es zurück. Das unterscheidet ETFs von Zertifikaten, die als Inhaberschuldverschreibung konzipiert sind und von der Solvenz des Anbieters abhängen.
Nicht zwangsläufig. Es gibt ETFs, deren Portfolio aus sämtlichen Papieren des jeweiligen Index besteht. Diese Konstruktion wird als (vollständige) physische Replikation bezeichnet. Ein physisch replizierender ETF auf den Euro Stoxx 50 beispielsweise besitzt exakt die 50 Aktien des Leitindex der Eurozone. Bei Indizes mit sehr vielen Titeln wird gelegentlich das sogenannte Sampling angewendet. Dabei bleiben die kleinsten Werte außen vor. Denn diese beeinflussen die Entwicklung eines Kursbarometers nur marginal. Mit dieser Methode wird der Index ebenfalls sehr genau wiedergegeben, weil die Schwergewichte die Richtung bestimmen. Die dritte Konstruktionsweise ist die synthetische Replikation. Der Gleichlauf eines ETFs mit dem abgebildeten Index wird über eine vertragliche Vereinbarung mit einer Bank sichergestellt (Swap-Geschäft). Im Portfolio können sich dann Wertpapiere befinden, die im Index gar nicht oder in einem anderen Umfang enthalten sind.
Nein. Zum einen ist das Risiko, dass der Vertragspartner des Swaps – meist eine internationale Großbank – seine Pflichten nicht erfüllen kann, grundsätzlich sehr gering. Zum anderen ist eine Absicherung obligatorisch. “Die Möglichkeit, dass eine Gegenpartei ihren Verpflichtungen nicht nachkommen kann, muss entsprechend der regulatorischen Vorschriften täglich voll besichert werden”, sagt Patrick Diel, deutscher Vertriebschef beim ETF-Haus Xtrackers. Dazu werden sehr liquide Wertpapiere, etwa Staatsanleihen verlässlicher Schuldner, hinterlegt. Bei einem Ausfall des Swap-Partners greift dieser Schutz.
Die passiven Fonds sind nicht besser als ihr Index, aber auch nicht signifikant schlechter. Was nach Mittelmaß klingt, ist bei genauerem Hinsehen ein Vorteil. Auch aktiv gemanagte Fonds übertreffen im Durchschnitt ihren Vergleichsindex nicht. Vereinfacht gesagt ist ein Teil der aktiven Manager besser als ein Index, der andere Teil schlechter. Ob ein Manager in Zukunft zum besseren oder schlechteren Teil gehören wird, lässt sich nicht vorhersagen. Bekannt ist hingegen die Kostenbelastung. Sie ist bei aktiven Fonds höher als bei ETFs. Diese Bürde hat jeder Fondsmanager zu tragen. Deshalb bleiben aktiv gemanagte Fonds im Durchschnitt oft hinter ihrem Vergleichsindex zurück, während ETFs das Niveau des abgebildeten Kursbarometers erreichen. “ETFs sind also zumeist nicht durchschnittlichen Anlageprodukte, sondern überdurchschnittliche”, sagt Ali Masarwah, Analyst bei der Fondsplattform Envestor.
Das kommt auf das Produkt an. Ein aktiv gemanagter Fonds, der in einem großen Markt unterwegs ist und nur die bekannten Standardwerte hält, ohne sich von seinem Vergleichsindex deutlich abzuheben, sollte durch einen entsprechenden ETF ersetzt werden. Investiert der aktive Fonds dagegen in ausgefallene Anlagesegmente oder verfolgt ein innovatives Konzept, kann sich ein Engagement lohnen. “Wenn Sie von einer Strategie langfristig überzeugt sind, kann auch ein aktiver Fonds eine wichtige Rolle im Depot spielen”, sagt Thomas Meyer zu Drewer, Vertriebschef für Deutschland und Österreich beim ETF-Anbieter Lyxor. Eine Kombination von aktiv gemanagten Fonds und ETFs ist also möglich.
Die bekannten Indizes hat fast jeder ETF-Anbieter im Programm. Theoretisch sollte es egal sein, welchen der beispielsweise 18 ETFs auf den US-Leitindex S & P 500 man ins Depot holt. Denn alle bilden den gleichen Index ab. Doch die Produkte sind nicht völlig identisch.
Ein wichtiges Auswahlkriterium sind die laufenden Kosten. Zwar unterscheiden sich die jährlichen Gebühren oft nicht stark. Doch ein ETF, der 0,1 Prozent per annum veranschlagt, erscheint attraktiver als einer mit einer Jahresgebühr von 0,2 Prozent.
“Für Anleger sollten aber nicht nur die Kosten entscheidend sein”, sagt Xtrackers-Experte Diel. “Es nützt nichts, wenn auf dem Papier zwei Basispunkte weniger aufgeführt sind, der günstigere ETF bei der Rendite aber immer hinter dem teureren liegt.” Er empfiehlt daher einen Blick auf die Tracking Difference, den Unterschied zwischen abgebildetem Index und ETF-Entwicklung. Ist sie bei einem ETF aus Anlegersicht regelmäßig vorteilhafter, kann das ein Grund sein, dieses Produkt vorzuziehen.
Weiteres Auswahlkriterium ist die Größe eines ETFs. Ein gewisses Mindestvolumen ist sinnvoll, um die Gefahr zu minimieren, dass der Anbieter den ETF wegen mangelndem Anlegerinteresse aus dem Programm nimmt. Als Faustregel sollten das Volumen mindestens bei 50 Millionen Euro liegen. Wird ein ETF nicht fortgeführt, ist das zwar nicht tragisch, weil das Geld nicht verloren ist. Doch eine Neuanlage ist nötig, die Umstände bereitet.
Ein großes Fondsvermögen ist auch beim Handel an der Börse sinnvoll. Für gewöhnlich sind bei schwergewichtigen ETFs die Handelsvolumina höher, was zu einer geringeren Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs (Spread) führt. Gerade wer ETFs häufig erwirbt und veräußert, spart viel Geld, wenn der Spread niedrig ist.
Da die passiven Fonds an der Börse gehandelt werden, können sie zu den Börsenzeiten jederzeit gekauft und veräußert werden. Häufige Transaktionen oder kurzfristige Haltedauern sind also möglich. Ob sie sinnvoll sind, steht auf einem anderen Blatt. Jeder Kauf, jeder Verkauf kostet Gebühren und ob sich mit den Wechseln die gewünschten Erfolge erzielen lassen, ist offen. “ETFs sollten nicht missbraucht werden, um die Märkte zu timen”, rät Davor Horvat, der sich als Honorarberater auf das Thema ETFs spezialisiert hat.
“Wenige wissen, dass Buy and Hold mit ETFs gut funktioniert”, sagt Horvat. “Das mag vielleicht langweilig sein, ist aber sehr effizient.” Gerade über lange Zeiträume macht sich die niedrige Kostenbelastung positiv bemerkbar. Wichtig ist aber, dass der Aufbau des Depots stimmt und zu den Vorstellungen des Anlegers passt. Das gilt aber ganz grundsätzlich bei Börseninvestments und nicht nur beim Einsatz von ETFs.
Zudem sollten Anleger beim Vermögensaufbau mithilfe von ETFs einige Grundsätze beachten. “Zum Erfolg nötig sind Geduld, Ausdauer, Regelmäßigkeit und Disziplin”, sagt Lyxor-Experte Meyer zu Drewer. Und mit dem Einstieg abzuwarten, sei keine gute Empfehlung. “Die Antwort auf die Frage, wann der richtige Anfangszeitpunkt zum Investieren sei, lautet immer: Jetzt!”, betont er.
Nein, ETFs werden nicht zu einem festen Zeitpunkt ausgezahlt. Als Fonds laufen sie “ewig”, also so lange es den Index gibt, dem sie folgen. “Aber klassisches Zielsparen ist mit ETFs nicht möglich”, sagt Meyer zu Drewer. Denn der ETF-Wert schwankt und es lässt sich kein fixer Zeitpunkt berechnen, an dem eine bestimmte Summe erreicht ist.
Ja und nein. Auch wenn die Produkte passiv sind, heißt das nicht, dass ihre Nutzer besonders agil sein müssen. Mit einem gut konstruierten, breit diversifizierten ETF-Depot kann man durch die Börsenwelt schippern, ohne ständig Anpassungen vornehmen zu müssen. Von Zeit zu Zeit müssen Investoren diese Zusammensetzung aber überprüfen. “Manche Anleger lassen ihr Portfolio einfach laufen und bemerken nicht, dass ein großes Übergewicht bei Branchen oder Regionen entstanden ist”, sagt Envestor-Analyst Masarwah. Als Beispiel verweist er auf den immer größer gewordenen Anteil an Technologieaktien in vielen Depots aufgrund der jahrelangen IT-Hausse.
Der MSCI World enthält mehr als 1.600 Aktien, ist also breit aufgestellt. Anders als sein Name vermuten lässt, bietet er jedoch keinen wirklich globalen Börsen-Querschnitt: Nur Unternehmen aus Industrieländern sind enthalten. Aktien aus Schwellenländern weltweit deckt dagegen der MSCI Emerging Markets ab. Der MSCI World hat noch eine weitere Unwucht: Aktien aus den USA machen den Löwenanteil aus. Hintergrund: Die Vereinigten Staaten sind der mit Abstand größte Börsenmarkt der Welt. Das spiegelt sich im Weltaktienindex wider, in dem US-Titel auf ein Gewicht von fast 70 Prozent kommen. “Hier fehlt bei vielen Anlegern das nötige Bewusstsein”, sagt Masarwah. Ein ETF auf den MSCI World kann also eine gute Grundlage sein, doch Anleger sollten sich der Ecken und Kanten des Weltaktienindex bewusst sein.
Die kräftigen Zuwächse des verwalteten Vermögens in den vergangenen 20 Jahren zeigen, dass ETFs nicht bloß gekauft wurden, weil es dem Zeitgeist entsprach. Es ist davon auszugehen, dass die Branche weiter Kapital anziehen wird, denn ihre Vorteile sind bestechend.
Das heißt aber nicht, dass einzelne Produkte für immer bestehen werden. Immer wieder bringen die Anbieter Produkte auf den Markt, die bestimmte Themen abdecken und aktuelle Trends aufgreifen. Deren Nachfrage unterliegt dann eher einer Mode und bedingt das Auf- und Ableben einzelner ETFs. Die gesamte Branche geht aber einer gesicherten Zukunft entgegen.
ETFs sind günstig, diversifiziert und bequem nutzbar. Das macht sie ziemlich ideal. Eine Universallösung sind sie dennoch nicht. “Der ETF selbst ist nur ein Instrument und wenn man es richtig einsetzt, wird es viel Nutzen bringen. Wenn nicht, wird es genau so viel schaden wie jedes andere Finanzinstrument”, sagt Honorarberater Horvat.
Envestor-Experte Masarwah warnt vor einem blinden Vertrauen. “Es hat sich die Vorstellung breit gemacht, dass alles gut ist, was den Stempel ‚ETF‘ trägt”, sagt er. Doch es gebe auch passive Fonds, die nicht ideal seien, etwa weil es ihnen an einer sinnvollen Diversifikation mangelt.
Mit den passiven Produkten sind Anleger dem Auf und Ab der Börsen stets voll ausgesetzt. Aktive Fonds, die nicht voll investiert sein müssen, können durch eine Erhöhung der Bargeldquote Einbrüche abfedern. In der Theorie ist das gut möglich und immer wieder schaffen es Fondsmanager, Kursverluste zu begrenzen. Doch dies kann genauso gut misslingen. Hinzu kommt, dass vorsichtige Manager zwar Rückgänge abmildern können, aber oft daran scheitern, am anschließenden Aufschwung zu partizipieren. Die perfekten Momente für den Ausstieg und Wiedereinstieg zu treffen, ist extrem schwierig und gelingt deshalb meist nicht. ETFs machen den Aufschwung dagegen ebenso vollständig mit wie den Einbruch. “Die Historie zeigt, dass ETFs über einen ganzen Zyklus aus Krise und Aufschwung hinweg besser abschneiden können”, sagt Xtrackers-Experte Diel.
Die passiven Fonds haben sich bereits mehrfach als widerstandsfähig erwiesen. In den USA haben ETFs die Krise der Techwerte im Jahr 2000 mitgemacht, weltweit dann die Finanzkrise 2008. Mit dem Corona-Crash im vergangenen Jahr wurde die Resistenz des ETF-Markts ganz besonders auf die Probe gestellt. “ETFs haben damals eher als Dämpfer gedient”, sagt Diel. Weil der ETF-Handel an der Börse gut funktionierte, kam zusätzliche Liquidität in den Markt, die diesen stützte.
ETFs bilden Indizes ab, die sich aus mehreren Werten zusammensetzen. Eine gewisse Diversifikation ist also immer gegeben. Doch bei längst nicht allen Kursbarometern reicht diese aus. Einige Sektor- oder Länderindizes bestehen aus nur wenigen Titeln, in manchen machen einzelne Schwergewichte einen Großteil der Wertentwicklung aus. Anders als bei aktiv gemanagten Fonds dürfen Einzelwerte in ETFs mehr als zehn Prozent des Vermögens ausmachen, wenn dies der Zusammensetzung des Indexes entspricht. “Anleger sollten stärker schauen, was in einem ETF drin ist, damit es nicht zu einer Scheindiversifikation kommt”, rät Masarwah.
“ETFs haben sich als liquides Investment bewährt”, sagt Meyer zu Drewer. Das habe sich sowohl in der Finanzkrise als auch im Corona-Crash gezeigt. Dennoch sind die passiven Fonds – wie ihre aktiven Pendants – langfristig nicht liquider als der Markt, den sie abbilden. In engen Anlagesegmenten ist der Handel zäher als in internationalen Standardmärkten. Dazu zählen etwa spezielle Unternehmensanleihen oder Aktien aus kleinen Ländern.
Ja, das geht. Wie auch im Segment der aktiv gemanagten Fonds wächst die Zahl der passiven Produkte, die ökologische und soziale Kriterien sowie eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung bei der Titelauswahl berücksichtigen. ETFs, die einen solchen Ansatz verfolgen, tragen in ihrem Namen meist die Kürzel ESG (environment, social, governance – auf Deutsch: Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) oder SRI (socially responsible investment – sozial verantwortungsvolles Investment). Fast 300 Nachhaltigkeits-ETFs sind mittlerweile für deutsche Privatanleger verfügbar (siehe Investor-Info unten).
Das lässt sich nicht pauschal beantworten, weil es vom Aufbau des Depots und den persönlichen Zielen abhängt. Einen Blick sollten Anleger aber auf jeden Fall auf die Ertragsverwendung werfen. Einige ETFs legen die Erträge (Dividenden und Zinsen) wieder im Fondsvermögen an (thesaurierend), andere zahlen sie an die Anleger aus. Bei der langfristigen Anlage für den Vermögensaufbau sind thesaurierende ETFs die bessere Wahl. Werden dagegen regelmäßig Erträge benötigt, sind ausschüttende ETFs vorzuziehen.
Das geht sogar sehr gut. Viele Banken bieten die Möglichkeit, ETFs mit überschaubaren Beträgen zu besparen. Anleger sollten aber auf die Kostenstruktur achten. Werden Mindestgebühren verlangt, sollte die Frequenz gesenkt und die Sparrate erhöht werden. So kann es sinnvoller sein, einmal pro Quartal zum Beispiel 150 Euro in den Sparplan einzuzahlen als 50 Euro jeden Monat. Bei kleinen Sparraten verschlingen die Gebühren ansonsten einen zu großen Anteil des Anlagebetrags.
Als Grundlage für den Aktienteil eines Depots eignen sich ETFs für Standardwerte mit breiter regionaler Streuung. Der bekannteste globale Aktienindex ist der MSCI World, der über einen ETF von iShares investierbar ist. Er enthält knapp 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern. Zwei Drittel des Vermögens stecken in US-Titeln – ein deutliches Übergewicht, das dem hohen Börsenwert amerikanischer Unternehmen geschuldet ist. Im MSCI Emerging Markets, der die wichtigsten Aktien aus Schwellenländern enthält, dominiert das größte Land nicht ganz so deutlich, sein Anteil ist aber immer noch beachtlich: Chinesische Titel steuern 35 Prozent zum Index bei, der über einen ETF von Amundi ins Depot geholt werden kann. Um das Gewicht europäischer Aktien zu erhöhen, können Anleger den Lyxor Core Stoxx Europe 600 nutzen.
Wer ein ausgewogenes Depot anstrebt, braucht weitere Anlageklassen neben Aktien. Auch Renten-ETFs sind mittlerweile in großer Zahl erhältlich. In Anleihen von Staaten, die als verlässliche Schuldner gelten (Investment Grade), investiert der Xtrackers Global Government Bond. Er verfolgt rund 1.000 Zinspapiere aus 20 Industriestaaten und kann als Basisinvestment im Rentenbereich dienen. Für die Investition in Anleihen zuverlässiger Unternehmen empfiehlt sich ein iShares-ETF, der einen globalen Index mit knapp 10.000 Titeln abbildet. Um stärker zu diversifizieren, können Anleger zusätzlich Rohstoff-ETFs nutzen. Ein Produkt von Lyxor folgt der Wertentwicklung eines Korbs von zwölf Rohstoffen der Bereiche Energie, Industrie- und Edelmetalle. Alle Bestandteile des Index werden regelmäßig gleichgewichtet.
Bei der Geldanlage auf ökologische und soziale Kriterien sowie eine verantwortungsvolle Unternehmensführung zu achten wird immer bedeutsamer. Die ETF-Branche hat darauf reagiert und bietet zahlreiche Nachhaltigkeitsprodukte an. Um mit einem solchen Fokus in globale Aktien aus Industrieländern zu investieren, können Anleger einen ETF von Xtrackers nutzen. Er enthält knapp 600 Unternehmen aus dem Weltaktienindex MSCI World, die in puncto Nachhaltigkeit besser dastehen als ihre Konkurrenten. Der Amundi MSCI Emerging ESG Leaders überträgt dieses Prinzip auf Schwellenländer. Er kauft Aktien dort ansässiger Firmen mit guten Bewertungen in den Bereichen Ökologie, Soziales und Unternehmensführung. Nachhaltige Aktien aus Europa lassen sich mit dem Amundi MSCI Europe SRI ins Depot holen.
Ein solide konstruiertes Depot braucht eigentlich keine ausgefallenen Investments. Doch wer etwas Würze wünscht, findet eine Reihe von ETFs, die sich auf spezielle Themen fokussieren. Dass dabei mit großen Chancen höhere Risiken einhergehen, muss Anlegern aber bewusst sein. Auf die neuesten Entwicklungen im Gesundheitssektor weltweit setzt der iShares Healthcare Innovation. Der recht USA-lastige ETF enthält knapp 200 Werte. Das heiße Thema Batterietechnik greift ein Produkt von L & G auf. Es investiert sowohl in die Entwickler von Energiespeichertechnologien als auch in Konzerne, die den Bedarf an den dafür erforderlichen Metallen decken. Der Xtrackers Artificial Intelligence and Big Data ETF bietet Zugang zu Unternehmen aus den Bereichen künstliche Intelligenz, Datenverarbeitung und Datensicherheit.
Letzter Handelstag 2022: US-Börsen letztlich schwächer — DAX schließt das Börsenjahr unter 14.000 Punkten ab — Notzulassung von Merck-COVID-Medikament in China — Munich Re, Commerzbank im Fokus
Iran erhält trotz Sanktionen vier gebrauchte Airbus-Flugzeuge. SNB verkauft Devisen. Vonovia-Chef erwartet 2023 keine sinkenden Immobilienpreise. Nach Zusammenbruch der Greensill-Bank: Schutz der Kundeneinlagen bei Privatbanken wird begrenzt. Förderprämien für Elektro-Fahrzeuge sinken 2023. Förderprämien für Elektro-Fahrzeuge sinken 2023. Uneinigkeit bei Software-Zeitplänen von VW.
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Wer sich mit der Geldanlage beschäftigt, stößt früher oder später auf drei Buchstaben: ETF. Die Abkürzung steht für “exchange traded funds” – und damit für eine der größten Erfolgsgeschichten der Finanzbranche der vergangenen Jahrzehnte.
Die ersten börsengehandelten Indexfonds, wie ETFs auf Deutsch heißen, kamen Anfang der 1990er-Jahre in Nordamerika auf den Markt. Im Jahr 2000 starteten sie in Europa. Seither haben die Produkte einen Siegeszug sondergleichen angetreten. Ende 2020 verwalteten sie weltweit ein Vermögen von 7,7 Billionen US-Dollar.
Warum ist im Lauf der Zeit so viel Geld in diese Produktgattung geflossen? Wie funktionieren ETFs überhaupt und wie lassen sie sich einsetzen, um langfristig ein Vermögen aufzubauen? Und welche Tricks, Fallstricke und Mythen sollten Anleger kennen, die ETFs nutzen wollen?
Diese und viele weitere Fragen beantwortet €uro am Sonntag auf den folgenden Seiten. Das Spektrum reicht von Grundlagen der Geldanlage mit ETFs bis hin zu sehr speziellen Fragestellungen, manche Erläuterungen sind für Einsteiger gedacht und manche für Kenner.
Unter Investor-Info (siehe unten) stellt die Redaktion von Euro am Sonntag zudem zwölf empfehlenswerte ETFs vor. Einige davon sind als Basisinvestment gedacht, andere als peppige Depotergänzung. Sie geben einen Fingerzeig, wie groß die Bandbreite mittlerweile ist, mit der ETFs die Investmentwelt bereichern.
Die Produkte bilden einen Börsenindex ab, ihr Wert entwickelt sich also parallel zu dem jeweiligen Index. Steigt beispielsweise der deutsche Leitindex um ein Prozent, verbucht ein DAX-ETF Gewinne in gleicher Höhe. Das Gleiche gilt entsprechend bei Verlusten.
Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds stehen hinter ETFs keine Menschen, die einzelne Aktien auswählen und andere links liegen lassen. Die Rendite eines ETFs entspricht stets der Entwicklung des kompletten Index. Weil niemand in die Zusammensetzung des Portfolios eingreift, werden ETFs als passive Fonds bezeichnet.
ETFs sind wesentlich kostengünstiger als aktiv gemanagte Fonds. Bei ETFs auf gängige Indizes liegen die jährlichen Gebühren meist bei weniger als 0,3 Prozent. Selbst Produkte, die ausgefallene Kursbarometer abbilden, kosten selten mehr als 0,7 Prozent. Aktiv gemanagte Fonds verlangen dagegen ungefähr 1,0 bis 1,5 Prozent an laufenden Kosten, wenn sie in Anleihen investieren, und 1,5 bis zwei Prozent, wenn sie Aktien kaufen. Bei einem längeren Anlagehorizont wirkt sich dieser Kostenunterschied bei der Rendite deutlich zugunsten von ETFs aus.
Hinzu kommt, dass ETFs zwingend an der Börse verfügbar sein müssen. Bei aktiv gemanagten Fonds ist das kein Muss, kommt aber dennoch häufig vor.
Prinzipiell in alle, die in einem Börsenindex abgebildet werden. Das sind überwiegend Aktien, aber auch Anleihen und Rohstoffe. Mehr als 1.600 ETFs werden an der Börse in Frankfurt angeboten – sie decken zahllose Regionen, Branchen, Themen, Bonitäten und Laufzeiten ab. In Immobilien kann man sich jedoch nur über Umwege mittels ETFs engagieren: durch den Kauf von Produkten auf Indizes, die Aktien von Immobiliengesellschaften enthalten.
ETFs werden wie Aktien an der Börse gekauft. Je nach Depotbank des Anlegers können die Orders übers Internet, telefonisch oder schriftlich erteilt werden. Sofern man darauf Einfluss nehmen kann, sollte der ETF erworben werden, wenn der zugrundeliegende Markt geöffnet ist – ein ETF auf US-Aktien also am Nachmittag, einer auf asiatische Titel am Morgen. Zu dieser Zeit ist die Handelsspanne zwischen (höherem) Kaufkurs und (niedrigerem) Verkaufskurs am geringsten, was der Rendite nützt.
Weil ETFs an der Börse gehandelt und nicht direkt beim Anbieter gekauft werden, werden keine Ausgabeaufschläge erhoben. Es fallen aber Transaktionskosten an. Deren Höhe richtet sich nach den Regeln der depotführenden Stelle, sie sind jedoch meist überschaubar. Arbeitet die Depotbank mit Mindestgebühren je Transaktion, sollten Anleger darauf achten, dass sie nicht zu kleine Summen anlegen. Sonst sind die Transaktionskosten im Verhältnis zum Anlagebetrag unverhältnismäßig hoch.
ETFs sind Fonds und das von ihnen verwaltete Kapital wird als Sondervermögen behandelt. Sollte ein Anbieter zahlungsunfähig werden, ist das Geld in den Produkten daher geschützt und die Anleger bekommen es zurück. Das unterscheidet ETFs von Zertifikaten, die als Inhaberschuldverschreibung konzipiert sind und von der Solvenz des Anbieters abhängen.
Nicht zwangsläufig. Es gibt ETFs, deren Portfolio aus sämtlichen Papieren des jeweiligen Index besteht. Diese Konstruktion wird als (vollständige) physische Replikation bezeichnet. Ein physisch replizierender ETF auf den Euro Stoxx 50 beispielsweise besitzt exakt die 50 Aktien des Leitindex der Eurozone. Bei Indizes mit sehr vielen Titeln wird gelegentlich das sogenannte Sampling angewendet. Dabei bleiben die kleinsten Werte außen vor. Denn diese beeinflussen die Entwicklung eines Kursbarometers nur marginal. Mit dieser Methode wird der Index ebenfalls sehr genau wiedergegeben, weil die Schwergewichte die Richtung bestimmen. Die dritte Konstruktionsweise ist die synthetische Replikation. Der Gleichlauf eines ETFs mit dem abgebildeten Index wird über eine vertragliche Vereinbarung mit einer Bank sichergestellt (Swap-Geschäft). Im Portfolio können sich dann Wertpapiere befinden, die im Index gar nicht oder in einem anderen Umfang enthalten sind.
Nein. Zum einen ist das Risiko, dass der Vertragspartner des Swaps – meist eine internationale Großbank – seine Pflichten nicht erfüllen kann, grundsätzlich sehr gering. Zum anderen ist eine Absicherung obligatorisch. “Die Möglichkeit, dass eine Gegenpartei ihren Verpflichtungen nicht nachkommen kann, muss entsprechend der regulatorischen Vorschriften täglich voll besichert werden”, sagt Patrick Diel, deutscher Vertriebschef beim ETF-Haus Xtrackers. Dazu werden sehr liquide Wertpapiere, etwa Staatsanleihen verlässlicher Schuldner, hinterlegt. Bei einem Ausfall des Swap-Partners greift dieser Schutz.
Die passiven Fonds sind nicht besser als ihr Index, aber auch nicht signifikant schlechter. Was nach Mittelmaß klingt, ist bei genauerem Hinsehen ein Vorteil. Auch aktiv gemanagte Fonds übertreffen im Durchschnitt ihren Vergleichsindex nicht. Vereinfacht gesagt ist ein Teil der aktiven Manager besser als ein Index, der andere Teil schlechter. Ob ein Manager in Zukunft zum besseren oder schlechteren Teil gehören wird, lässt sich nicht vorhersagen. Bekannt ist hingegen die Kostenbelastung. Sie ist bei aktiven Fonds höher als bei ETFs. Diese Bürde hat jeder Fondsmanager zu tragen. Deshalb bleiben aktiv gemanagte Fonds im Durchschnitt oft hinter ihrem Vergleichsindex zurück, während ETFs das Niveau des abgebildeten Kursbarometers erreichen. “ETFs sind also zumeist nicht durchschnittlichen Anlageprodukte, sondern überdurchschnittliche”, sagt Ali Masarwah, Analyst bei der Fondsplattform Envestor.
Das kommt auf das Produkt an. Ein aktiv gemanagter Fonds, der in einem großen Markt unterwegs ist und nur die bekannten Standardwerte hält, ohne sich von seinem Vergleichsindex deutlich abzuheben, sollte durch einen entsprechenden ETF ersetzt werden. Investiert der aktive Fonds dagegen in ausgefallene Anlagesegmente oder verfolgt ein innovatives Konzept, kann sich ein Engagement lohnen. “Wenn Sie von einer Strategie langfristig überzeugt sind, kann auch ein aktiver Fonds eine wichtige Rolle im Depot spielen”, sagt Thomas Meyer zu Drewer, Vertriebschef für Deutschland und Österreich beim ETF-Anbieter Lyxor. Eine Kombination von aktiv gemanagten Fonds und ETFs ist also möglich.
Die bekannten Indizes hat fast jeder ETF-Anbieter im Programm. Theoretisch sollte es egal sein, welchen der beispielsweise 18 ETFs auf den US-Leitindex S & P 500 man ins Depot holt. Denn alle bilden den gleichen Index ab. Doch die Produkte sind nicht völlig identisch.
Ein wichtiges Auswahlkriterium sind die laufenden Kosten. Zwar unterscheiden sich die jährlichen Gebühren oft nicht stark. Doch ein ETF, der 0,1 Prozent per annum veranschlagt, erscheint attraktiver als einer mit einer Jahresgebühr von 0,2 Prozent.
“Für Anleger sollten aber nicht nur die Kosten entscheidend sein”, sagt Xtrackers-Experte Diel. “Es nützt nichts, wenn auf dem Papier zwei Basispunkte weniger aufgeführt sind, der günstigere ETF bei der Rendite aber immer hinter dem teureren liegt.” Er empfiehlt daher einen Blick auf die Tracking Difference, den Unterschied zwischen abgebildetem Index und ETF-Entwicklung. Ist sie bei einem ETF aus Anlegersicht regelmäßig vorteilhafter, kann das ein Grund sein, dieses Produkt vorzuziehen.
Weiteres Auswahlkriterium ist die Größe eines ETFs. Ein gewisses Mindestvolumen ist sinnvoll, um die Gefahr zu minimieren, dass der Anbieter den ETF wegen mangelndem Anlegerinteresse aus dem Programm nimmt. Als Faustregel sollten das Volumen mindestens bei 50 Millionen Euro liegen. Wird ein ETF nicht fortgeführt, ist das zwar nicht tragisch, weil das Geld nicht verloren ist. Doch eine Neuanlage ist nötig, die Umstände bereitet.
Ein großes Fondsvermögen ist auch beim Handel an der Börse sinnvoll. Für gewöhnlich sind bei schwergewichtigen ETFs die Handelsvolumina höher, was zu einer geringeren Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs (Spread) führt. Gerade wer ETFs häufig erwirbt und veräußert, spart viel Geld, wenn der Spread niedrig ist.
Da die passiven Fonds an der Börse gehandelt werden, können sie zu den Börsenzeiten jederzeit gekauft und veräußert werden. Häufige Transaktionen oder kurzfristige Haltedauern sind also möglich. Ob sie sinnvoll sind, steht auf einem anderen Blatt. Jeder Kauf, jeder Verkauf kostet Gebühren und ob sich mit den Wechseln die gewünschten Erfolge erzielen lassen, ist offen. “ETFs sollten nicht missbraucht werden, um die Märkte zu timen”, rät Davor Horvat, der sich als Honorarberater auf das Thema ETFs spezialisiert hat.
“Wenige wissen, dass Buy and Hold mit ETFs gut funktioniert”, sagt Horvat. “Das mag vielleicht langweilig sein, ist aber sehr effizient.” Gerade über lange Zeiträume macht sich die niedrige Kostenbelastung positiv bemerkbar. Wichtig ist aber, dass der Aufbau des Depots stimmt und zu den Vorstellungen des Anlegers passt. Das gilt aber ganz grundsätzlich bei Börseninvestments und nicht nur beim Einsatz von ETFs.
Zudem sollten Anleger beim Vermögensaufbau mithilfe von ETFs einige Grundsätze beachten. “Zum Erfolg nötig sind Geduld, Ausdauer, Regelmäßigkeit und Disziplin”, sagt Lyxor-Experte Meyer zu Drewer. Und mit dem Einstieg abzuwarten, sei keine gute Empfehlung. “Die Antwort auf die Frage, wann der richtige Anfangszeitpunkt zum Investieren sei, lautet immer: Jetzt!”, betont er.
Nein, ETFs werden nicht zu einem festen Zeitpunkt ausgezahlt. Als Fonds laufen sie “ewig”, also so lange es den Index gibt, dem sie folgen. “Aber klassisches Zielsparen ist mit ETFs nicht möglich”, sagt Meyer zu Drewer. Denn der ETF-Wert schwankt und es lässt sich kein fixer Zeitpunkt berechnen, an dem eine bestimmte Summe erreicht ist.
Ja und nein. Auch wenn die Produkte passiv sind, heißt das nicht, dass ihre Nutzer besonders agil sein müssen. Mit einem gut konstruierten, breit diversifizierten ETF-Depot kann man durch die Börsenwelt schippern, ohne ständig Anpassungen vornehmen zu müssen. Von Zeit zu Zeit müssen Investoren diese Zusammensetzung aber überprüfen. “Manche Anleger lassen ihr Portfolio einfach laufen und bemerken nicht, dass ein großes Übergewicht bei Branchen oder Regionen entstanden ist”, sagt Envestor-Analyst Masarwah. Als Beispiel verweist er auf den immer größer gewordenen Anteil an Technologieaktien in vielen Depots aufgrund der jahrelangen IT-Hausse.
Der MSCI World enthält mehr als 1.600 Aktien, ist also breit aufgestellt. Anders als sein Name vermuten lässt, bietet er jedoch keinen wirklich globalen Börsen-Querschnitt: Nur Unternehmen aus Industrieländern sind enthalten. Aktien aus Schwellenländern weltweit deckt dagegen der MSCI Emerging Markets ab. Der MSCI World hat noch eine weitere Unwucht: Aktien aus den USA machen den Löwenanteil aus. Hintergrund: Die Vereinigten Staaten sind der mit Abstand größte Börsenmarkt der Welt. Das spiegelt sich im Weltaktienindex wider, in dem US-Titel auf ein Gewicht von fast 70 Prozent kommen. “Hier fehlt bei vielen Anlegern das nötige Bewusstsein”, sagt Masarwah. Ein ETF auf den MSCI World kann also eine gute Grundlage sein, doch Anleger sollten sich der Ecken und Kanten des Weltaktienindex bewusst sein.
Die kräftigen Zuwächse des verwalteten Vermögens in den vergangenen 20 Jahren zeigen, dass ETFs nicht bloß gekauft wurden, weil es dem Zeitgeist entsprach. Es ist davon auszugehen, dass die Branche weiter Kapital anziehen wird, denn ihre Vorteile sind bestechend.
Das heißt aber nicht, dass einzelne Produkte für immer bestehen werden. Immer wieder bringen die Anbieter Produkte auf den Markt, die bestimmte Themen abdecken und aktuelle Trends aufgreifen. Deren Nachfrage unterliegt dann eher einer Mode und bedingt das Auf- und Ableben einzelner ETFs. Die gesamte Branche geht aber einer gesicherten Zukunft entgegen.
ETFs sind günstig, diversifiziert und bequem nutzbar. Das macht sie ziemlich ideal. Eine Universallösung sind sie dennoch nicht. “Der ETF selbst ist nur ein Instrument und wenn man es richtig einsetzt, wird es viel Nutzen bringen. Wenn nicht, wird es genau so viel schaden wie jedes andere Finanzinstrument”, sagt Honorarberater Horvat.
Envestor-Experte Masarwah warnt vor einem blinden Vertrauen. “Es hat sich die Vorstellung breit gemacht, dass alles gut ist, was den Stempel ‚ETF‘ trägt”, sagt er. Doch es gebe auch passive Fonds, die nicht ideal seien, etwa weil es ihnen an einer sinnvollen Diversifikation mangelt.
Mit den passiven Produkten sind Anleger dem Auf und Ab der Börsen stets voll ausgesetzt. Aktive Fonds, die nicht voll investiert sein müssen, können durch eine Erhöhung der Bargeldquote Einbrüche abfedern. In der Theorie ist das gut möglich und immer wieder schaffen es Fondsmanager, Kursverluste zu begrenzen. Doch dies kann genauso gut misslingen. Hinzu kommt, dass vorsichtige Manager zwar Rückgänge abmildern können, aber oft daran scheitern, am anschließenden Aufschwung zu partizipieren. Die perfekten Momente für den Ausstieg und Wiedereinstieg zu treffen, ist extrem schwierig und gelingt deshalb meist nicht. ETFs machen den Aufschwung dagegen ebenso vollständig mit wie den Einbruch. “Die Historie zeigt, dass ETFs über einen ganzen Zyklus aus Krise und Aufschwung hinweg besser abschneiden können”, sagt Xtrackers-Experte Diel.
Die passiven Fonds haben sich bereits mehrfach als widerstandsfähig erwiesen. In den USA haben ETFs die Krise der Techwerte im Jahr 2000 mitgemacht, weltweit dann die Finanzkrise 2008. Mit dem Corona-Crash im vergangenen Jahr wurde die Resistenz des ETF-Markts ganz besonders auf die Probe gestellt. “ETFs haben damals eher als Dämpfer gedient”, sagt Diel. Weil der ETF-Handel an der Börse gut funktionierte, kam zusätzliche Liquidität in den Markt, die diesen stützte.
ETFs bilden Indizes ab, die sich aus mehreren Werten zusammensetzen. Eine gewisse Diversifikation ist also immer gegeben. Doch bei längst nicht allen Kursbarometern reicht diese aus. Einige Sektor- oder Länderindizes bestehen aus nur wenigen Titeln, in manchen machen einzelne Schwergewichte einen Großteil der Wertentwicklung aus. Anders als bei aktiv gemanagten Fonds dürfen Einzelwerte in ETFs mehr als zehn Prozent des Vermögens ausmachen, wenn dies der Zusammensetzung des Indexes entspricht. “Anleger sollten stärker schauen, was in einem ETF drin ist, damit es nicht zu einer Scheindiversifikation kommt”, rät Masarwah.
“ETFs haben sich als liquides Investment bewährt”, sagt Meyer zu Drewer. Das habe sich sowohl in der Finanzkrise als auch im Corona-Crash gezeigt. Dennoch sind die passiven Fonds – wie ihre aktiven Pendants – langfristig nicht liquider als der Markt, den sie abbilden. In engen Anlagesegmenten ist der Handel zäher als in internationalen Standardmärkten. Dazu zählen etwa spezielle Unternehmensanleihen oder Aktien aus kleinen Ländern.
Ja, das geht. Wie auch im Segment der aktiv gemanagten Fonds wächst die Zahl der passiven Produkte, die ökologische und soziale Kriterien sowie eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung bei der Titelauswahl berücksichtigen. ETFs, die einen solchen Ansatz verfolgen, tragen in ihrem Namen meist die Kürzel ESG (environment, social, governance – auf Deutsch: Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) oder SRI (socially responsible investment – sozial verantwortungsvolles Investment). Fast 300 Nachhaltigkeits-ETFs sind mittlerweile für deutsche Privatanleger verfügbar (siehe Investor-Info unten).
Das lässt sich nicht pauschal beantworten, weil es vom Aufbau des Depots und den persönlichen Zielen abhängt. Einen Blick sollten Anleger aber auf jeden Fall auf die Ertragsverwendung werfen. Einige ETFs legen die Erträge (Dividenden und Zinsen) wieder im Fondsvermögen an (thesaurierend), andere zahlen sie an die Anleger aus. Bei der langfristigen Anlage für den Vermögensaufbau sind thesaurierende ETFs die bessere Wahl. Werden dagegen regelmäßig Erträge benötigt, sind ausschüttende ETFs vorzuziehen.
Das geht sogar sehr gut. Viele Banken bieten die Möglichkeit, ETFs mit überschaubaren Beträgen zu besparen. Anleger sollten aber auf die Kostenstruktur achten. Werden Mindestgebühren verlangt, sollte die Frequenz gesenkt und die Sparrate erhöht werden. So kann es sinnvoller sein, einmal pro Quartal zum Beispiel 150 Euro in den Sparplan einzuzahlen als 50 Euro jeden Monat. Bei kleinen Sparraten verschlingen die Gebühren ansonsten einen zu großen Anteil des Anlagebetrags.
Als Grundlage für den Aktienteil eines Depots eignen sich ETFs für Standardwerte mit breiter regionaler Streuung. Der bekannteste globale Aktienindex ist der MSCI World, der über einen ETF von iShares investierbar ist. Er enthält knapp 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern. Zwei Drittel des Vermögens stecken in US-Titeln – ein deutliches Übergewicht, das dem hohen Börsenwert amerikanischer Unternehmen geschuldet ist. Im MSCI Emerging Markets, der die wichtigsten Aktien aus Schwellenländern enthält, dominiert das größte Land nicht ganz so deutlich, sein Anteil ist aber immer noch beachtlich: Chinesische Titel steuern 35 Prozent zum Index bei, der über einen ETF von Amundi ins Depot geholt werden kann. Um das Gewicht europäischer Aktien zu erhöhen, können Anleger den Lyxor Core Stoxx Europe 600 nutzen.
Wer ein ausgewogenes Depot anstrebt, braucht weitere Anlageklassen neben Aktien. Auch Renten-ETFs sind mittlerweile in großer Zahl erhältlich. In Anleihen von Staaten, die als verlässliche Schuldner gelten (Investment Grade), investiert der Xtrackers Global Government Bond. Er verfolgt rund 1.000 Zinspapiere aus 20 Industriestaaten und kann als Basisinvestment im Rentenbereich dienen. Für die Investition in Anleihen zuverlässiger Unternehmen empfiehlt sich ein iShares-ETF, der einen globalen Index mit knapp 10.000 Titeln abbildet. Um stärker zu diversifizieren, können Anleger zusätzlich Rohstoff-ETFs nutzen. Ein Produkt von Lyxor folgt der Wertentwicklung eines Korbs von zwölf Rohstoffen der Bereiche Energie, Industrie- und Edelmetalle. Alle Bestandteile des Index werden regelmäßig gleichgewichtet.
Bei der Geldanlage auf ökologische und soziale Kriterien sowie eine verantwortungsvolle Unternehmensführung zu achten wird immer bedeutsamer. Die ETF-Branche hat darauf reagiert und bietet zahlreiche Nachhaltigkeitsprodukte an. Um mit einem solchen Fokus in globale Aktien aus Industrieländern zu investieren, können Anleger einen ETF von Xtrackers nutzen. Er enthält knapp 600 Unternehmen aus dem Weltaktienindex MSCI World, die in puncto Nachhaltigkeit besser dastehen als ihre Konkurrenten. Der Amundi MSCI Emerging ESG Leaders überträgt dieses Prinzip auf Schwellenländer. Er kauft Aktien dort ansässiger Firmen mit guten Bewertungen in den Bereichen Ökologie, Soziales und Unternehmensführung. Nachhaltige Aktien aus Europa lassen sich mit dem Amundi MSCI Europe SRI ins Depot holen.
Ein solide konstruiertes Depot braucht eigentlich keine ausgefallenen Investments. Doch wer etwas Würze wünscht, findet eine Reihe von ETFs, die sich auf spezielle Themen fokussieren. Dass dabei mit großen Chancen höhere Risiken einhergehen, muss Anlegern aber bewusst sein. Auf die neuesten Entwicklungen im Gesundheitssektor weltweit setzt der iShares Healthcare Innovation. Der recht USA-lastige ETF enthält knapp 200 Werte. Das heiße Thema Batterietechnik greift ein Produkt von L & G auf. Es investiert sowohl in die Entwickler von Energiespeichertechnologien als auch in Konzerne, die den Bedarf an den dafür erforderlichen Metallen decken. Der Xtrackers Artificial Intelligence and Big Data ETF bietet Zugang zu Unternehmen aus den Bereichen künstliche Intelligenz, Datenverarbeitung und Datensicherheit.
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