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Gaming-PC-Gehäuse 2022: Big-, Midi-Tower oder doch ein Gehäusezwerg für Micro-ATX-/Mini-ITX Gaming-PCs? Wer seiner Hardware ein neues Zuhause spendieren will, sollte sich nicht nur über die Größe des Gehäuses Gedanken machen. Auch Faktoren wie Kühlung, Lautheit der mitgelieferten Lüfter und nicht zuletzt die Optik beeinflussen die Wahl. Unsere Kaufberatung für PC Cases gibt Ihnen wertvolle Tipps und präsentiert ausgewählte Produkte.
Aktuelles: Es ist so weit, die neuen Gehäuse-Testverfahren feiern ihr Debüt. Die Wertungen von älteren Tests sind nicht mit denen des neuen Wertungssystems direkt vergleichbar. Die neue Methodik, die ab Juli 2022 bei allen kommenden Gehäuse-Tests Anwendung findet (siehe auch Seite 7 in diesem Artikel), teilt zum einen das Wertungssystem zwischen ATX- und M-ATX/Mini-ITX auf und setzt auf deutlich stromhungrigere Hardware, um so die Gehäuse strenger auf den Prüfstand stellen zu können. Im jüngsten ITX-Vergleichstest mit neun Kandidaten zelebriert das angepasste ITX-Verfahren in der PCGH-Ausgabe 09/22 den ersten Auftritt. Im Rahmen kommender Vergleichstests wird der Bestand der frisch getesteten Gehäuse mit dem neuen System konsequent steigen – ab einer bestimmten Anzahl wird auch die gesamte Gehäuse-Kaufberatung komplett überarbeitet und entschlackt.
Die Optik und die Größe, respektive das Aussehen sowie das Format/Innenraumvolumen spielen bei der Wahl eines neuen Gehäuses eine wichtige Rolle. Während der Look, etwa der Trend zu gläsernen Seitenteilen, alternativen Designs und einer auffälligen RGB-Beleuchtung, eindeutig ein subjektives Kaufkriterium ist, wird die Entscheidung für ein bestimmtes Format dadurch stark beeinflusst, wie viel Platz für den Rechenknecht überhaupt zur Verfügung steht. Egal, ob er nun unter dem Schreibtisch steht oder auffällig an einem anderen Platz präsentiert werden soll.
Ein weiterer entscheidender Punkt beim Case-Neukauf ist die gebotene Ausstattung. Hier sollte man beispielsweise schauen, ob die im Idealfall entfernbaren Festplattenkäfige Platz für alle einzubauenden Laufwerke bereithalten und ob auch hohe CPU-Turmkühler und lange Grafikkarten ins Gehäuse passen. Weitere Dinge, auf die es zu achten gilt, sind Extras wie mehrere 5,25-Zoll-Laufwerksschächte, die aber mittlerweile so gut wie komplett verschwunden sind. Einbauplatz für Radiatoren beim WaKü-Einsatz, ein Sichtfenster im Seitenteil, eine vorhandene Dämmung sowie die Lüfterbestückung. Sie sehen selbst, wie schwer es ist, das passende Gehäuse zu finden. Deswegen zeigen wir im Folgenden nicht nur die wichtigsten Kaufkriterien, sondern stellen auch Kauftipps aus den verschiedenen Gehäuseklassen vor. Dabei orientieren wir uns nicht zu sehr an den von den Herstellern angegebenen Formaten (Big-/Midi-Tower, Micro-ATX-/Mini-ITX-Cases), sondern klassifizieren die Hardware-Behausungen anhand ihres Innenraumvolumens in Litern. Diese Größe fließt mit in die Bewertung der Eigenschaften ein (siehe Seite 6).
Weitere Informationen und Tests zu den besten PC-Gehäusen gibt es im PC-Gehäuse-Ratgeber.
Wenn Sie Ihrer Hardware eine Behausung im Großformat spendieren (Midi- oder Big-Tower/ca. 120 bis ca. 50 Liter Innenraumvolumen), dann haben Sie viel Platz. Egal, ob Sie als Wakü-Fan mehrere Wärmetauscher im 3x 120-/140-Format oder als Spieler ein Zwei- oder sogar Drei-Wege-SLI/Crossfire-System unterbringen wollen. Je nachdem, wie viele groß dimensionierte PC-Komponenten oder Wärmetauscher Sie einbauen wollen, kann bereits ein geräumiges, vom Hersteller als Midi-Tower klassifiziertes Modell reichen.
Gerade bei der neuesten Gehäusegeneration verschwimmen die Grenzen nicht nur bei der Ausstattung und der Zahl der Montageplätze für die Laufwerke, sondern auch bei der für die Kühlung entscheidende Lüfterbestückung (vorhandene Lüfter/Lüfterplätze) immer mehr. Selbst große Wakü-Radiatoren lassen sich mittlerweile dank des großzügigen Platzangebots bequem in die großräumigen Midi-Modelle einbauen. Dazu kommt, dass Laufwerkskäfige auch hier nicht mehr um- oder ausgebaut werden müssen, um Platz für sperrige Komponenten zu schaffen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Kauf ist die Temperaturentwicklung. In großformatigen Gehäusen werden zentrale Komponenten wie CPU, Grafikkarte oder Spannungswandler besser gekühlt als beispielsweise in einem mit Hardware vollgestopften Micro-ATX- oder gar Mini-ITX-Cases. Bei Midi- oder Big-Towern dagegen spielt der Formfaktor respektive das Innenraumvolumen für die Synthese aus einer guten Komponentenkühlung und einer geringen Lüfterlautheit oft eine untergeordnete Rolle. Im Wesentlichen unterscheiden sich Gehäuse der Volumenklasse von rund 120 bis 50 Liter in dem vorhandenen Platz für Komponenten, der Möglichkeit Radiatoren montieren zu können sowie dem Komfort beim Einbau der Hardware.
Bei den Kaufkriterien Kühlung und Platzangebot für Komponenten sowie deren bequemen Einbau hat ein mit einem Micro-ATX- oder gar Mini-ITX-Mainboard bestücktes Mini-Case mit einem Innenraumvolumen von lediglich 20 bis 30 Litern natürlich das Nachsehen. Auch die Zahl der Komponenten, die in einen Gehäusezwerg eingebaut werden können, ist je nach Modell deutlich eingeschränkt. Zumal es bei den besonders kleinen Behausungen auch noch Beschränkungen bei der Länge des Netzteils und der Grafikkarte sowie der Höhe des CPU-(Turm-)Kühlers gibt. Doch gerade PC-Spieler, die sich einen potenten Rechner als Konsolenersatz zusammenbasteln, benötigen oft nur Platz für zwei Festplatten/SSDs, ein optisches Laufwerk und eine Grafikkarte. Für diese Konfiguration reichen eine Micro-ATX/Mini-ITX-Platine sowie ein entsprechend kleines Gehäuse. Sie sind oft ein paar Euro günstiger als größere Modelle.
Dazu kommt, dass viele Hersteller bei der aktuellen Mini-Gehäuse-Generation versuchen, mithilfe einer durchdachten Lüfterbestückung sowie effizienten Zwei- oder Drei-Kammersystemen die Kühleigenschaften auf das Niveau der großen Brüder zu hieven. Unser Vergleichstest mit sechs kleinen Gehäusen (Micro ATX/Mini ITX) in der PCGH 07/2019 zeigt jedoch, dass dies nicht immer gelingt und der Einsatz von spielertauglicher Hardware für höhere Temperaturen im Innenraum und bei der Kühlung von CPU und GPU sorgt. Ein Mini kann zwar eine ordentliche Kühlung bieten, die bedingt durch das geringe Innenraumvolumen jedoch nicht ganz so gut ausfällt, wie bei den großen Brüdern. Mini-ITX-Gehäuse sparen in erster Linie Platz auf oder unter dem Tisch, allerdings sollten Sie hier besonders auf die Maße der Komponenten achten.
Will man optimal niedrige Temperaturen im Gehäuse erzielen, ist es natürlich einfach, dieses mit vielen schnellen Lüftern und großzügigen Luftlöchern auszustatten. Im Gegenzug kann ein komplett geschlossenes Case mit leisen oder gar keinen Lüftern für gefährlich hohe Temperaturen sorgen. Daher kommt es beim Gehäusekauf darauf an, den richtigen Kompromiss aus Lautheit und Temperatur zu finden, wobei der für Sie ideale Mittelweg natürlich auch von Ihrer persönlichen Lärmtoleranz abhängt. Dabei eignen sich manche Cases bauartbedingt besser für niedrige Temperaturen bei angenehmer Lautheit als andere. So dämmen zum Beispiel dicke, hochwertige Seitenwände den Lüfterlärm besser als dünne und Seitenteile aus bis zu 5 mm dickem Glas senken die Geräuschkulisse deutlich besser als Plexiglasfenster. Des Weiteren lassen Ausstattungsextras wie Dämmmatten oder komplette Seitenteile aus bis zu 5 mm dicken Hartglas lassen wenig Geräusche aus dem Innenraum nach draußen dringen. Im Gegenzug können große Lüftungslöcher, Elemente mit Wabengitter oder Luftschlitze die Silent-Tauglichkeit beeinträchtigen, da durch diese optischen Extras die Dämmung leidet.
Sehr wichtig sind natürlich auch Anzahl und Art der serienmäßig im Gehäuse eingebauten Lüfter. Da längst nicht jeder Hersteller angibt, wie laut die Propeller sind oder zumindest mit welcher Drehzahl diese rotieren, prüfen wir bei unseren Gehäusetests stets, wie laut die enthaltenen Luftquirle sind. Dazu regeln wir deren U/min bei den neuen Testmethoden nicht mehr per Netzteil oder Lüftersteuerung, sondern nutzen die Q-Fan-Control-Funktion unseres neuen Test-Platine (Asus Z170i Pro Gaming, Details siehe Seite 6).
Wer sich schon vor dem Kauf über die enthaltenen Lüfter informieren möchte, kann anhand von Fotos auf der Herstellerwebseite versuchen zu überprüfen, ob die eingebauten Lüfter über eine gute Entkopplung verfügen. Damit wird verhindert, dass Schwingungen auf das Gehäuse übertragen werden. Im Idealfall können Sie auf den Fotos zudem die Produktnummern der Lüfter erkennen. Damit lässt sich im Internet suchen, mit welcher Drehzahl diese arbeiten und um welchen Hersteller es sich handelt – ein erstes Indiz für die Qualität der Lüfter. Wenn Ihr Budget hoch genug ist, kann sich sogar ein Austausch lohnen, denn hochwertige Lüfter fördern dank zahlreicher Optimierungen meist bei gleicher Lautheit mehr Luft als günstige Modelle. Die günstigere Lösung sind 7V/5V-Adapter und separate Lüfterentkoppler.
Ein Großteil der aktuell erhältlichen Gehäuse verfügen über einen ähnlichen Aufbau: Das Netzteil sitzt unten und Lüfter lassen sich in Front, Heck sowie Deckel einbauen oder sind dort bereits vorhanden. Lüfter in der Front lohnen sich auf jeden Fall. Des Weiteren haben wir bei unseren Tests festgestellt, dass die CPU kälter bleibt, wenn CPU- und Caselüfter Richtung Heck blasen. Zeigen beide zum Deckel, profitiert davon die Grafikkarte. Bei vielen großen Gehäusen, die eine Einbaumöglichkeit für zwei oder drei 120- bis 140-mm-Lüfter im Deckel bieten, lässt sich zudem meist ein Dual- oder Triple-Radiator einbauen. Und auch für die übrigen Komponenten einer Wasserkühlung wie Pumpe oder Ausgleichsbehälter ist wie beim Be Quiet Silent Base 900 Pro Platz vorhanden.
Immer beliebter werden auch Innenraumdesigns, bei denen für das Netzteil, teils auch für die Laufwerke, eine Kammer vorhanden ist oder bei denen der Stromgeber oben im Gehäuse eingebaut wird. Ein gutes Beispiel ist das In Win 303 (siehe Bild rechts), bei dem sogar noch die Lüfterbefestigungen an der Front und die Laufwerkskäfige fehlen und die durch zwei 2,5-Zoll-Halterungen im Innenraum sowie zwei 3,5-Zoll-Befestigungen an der Rückseite der Mainboard-Halterung ersetzt werden. Gerade einzelne Montagemöglichkeiten für 2,5-Zoll-SSDs am Gehäuseboden, an der Netzteilkammer oder wie oben beschrieben an der Rückseite des Mainboard-Trays sind immer öfter zu finden und bieten sich hauptsächlich für den Bastler an, der sehr hohe Radiatoren in die Front einbauen möchte.
Die Komfortfunktionen eines Gehäuses werden ebenfalls oft unterschätzt. Dabei erleichtern sie nicht nur den Komponenteneinbau, sondern auch den täglichen Umgang mit dem PC. Außerdem bleibt ein Rechner bei Hardware-affinen Bastlern selten lange unverändert – auch beim Umbauen ist ein komfortables Gehäuse von Vorteil. Ein anschauliches Beispiel hier wäre die Festplattenmontage, bei der es zahlreiche Lösungen gibt. Die schlechteste: HDDs werden einfach festgeschraubt und übertragen Schwingungen. Bei günstigen Cases lassen sich HDDs meist mit Plastikhalterungen befestigen. Damit erspart man sich zwar das Festschrauben, eine Entkopplung findet jedoch nicht statt. Besser sind Schubladen, in denen sich Datenträger festschrauben lassen. Oft verfügen die Schubladen über eine integrierte Dämmung. Dabei gibt es jedoch sehr große Unterschiede.
SSDs, die mit Flash-Speicher arbeiten und in der Regel ein 2,5-Zoll-Format besitzen, brauchen dagegen keine Entkopplung. Deswegen verfügt ein Großteil aller neueren Gehäuse unabhängig vom Format/Innenraumvolumen über mehrere 2,5-Zoll-(SSD)-Halterungen, die auf der Rückseite der Mainboard-Halterung, oben auf dem Laufwerkskäfig, an oder auf der Netzteilkammer und sogar anstelle einer auch für 3,5-Zoll-Modelle geeigneten Laufwerksbefestigung zu finden sind.
Zu den weiteren Ausstattungs-Features, die den Zusammenbau erleichtern, gehören unter anderem, Platinenhalterungen, die um 90/180 Grad gedreht werden, Kabeldurchführungen (Aussparungen) in der Zwischenwand und/oder der Platinenhalterung, ein Kabelmanagement mit Klettverschluss oder Führungskanälen ein Mainboard-Schlitten, Seitenwände mit schraubenloser Befestigung sowie die Möglichkeit, nicht bestückte Laufwerkskäfige zu demontieren.
Ein weiterer Trend zeigt sich immer deutlicher bei Midi-/Big-Towern und mittlerweile auch Gehäuse-Minis, die mithilfe von Glaselementen (Seitenteile/Front) sowie einer auffälligen RGB-Beleuchtung optisch einiges hermachen und zu Hinguckern, Designerstücken oder Lichtspielern mutieren. Die RGB-Beleuchtung ist definitiv auch in der Gehäuse-Sparte angekommen und Modelle wie das hier empfohlene Cooler Master Cosmos C700M, Raijintek Zofos Evo, Bitfenix Sabre, NZXT H200i, Corsair Crystal 280X RGB oder das auf pcgh.de getestete Fractal Design Define S2 Vision RGB sind mit bunt leuchtenden LED-Lüftern und/oder LED-Leuchtstreifen (Bitfenix Saber, Be Quiet Dark Base 900 Pro, Fractal Design Define S2 Vision RGB) bestückt. Um die RGB-LEDs der Lüfter und Leuchtleisten zu adressieren, sprich deren Farbe und Effekte zu steuern, gehört eine RGB-Steuerungsplatine oder Steuerungseinheit zur Ausstattung, die im Falle des Cooler Master Cosmos C700M, des Be Quiet Dark Base 900 Pro oder des Fractal Design Define S2 Vi sion RGB auch noch zur Regulierung der Lüfterdrehzahl eingesetzt wird.
Dabei erfolgt die Bedienung der Steuerplatine entweder per Fernbedienung sowie RGB-Steuerung der Hauptplatine (Raijintek Zovo Evo) oder per Knopfdruck am I/O-Panel sowie RGB-Steckverbindung (Header) und der Synchronisierungssoftware des Mainboards (Cooler Master Cosmos C700M, Bitfenix Saber, Fractal Design Define S2 Vision RGB). Für letztgenannte Variante gibt es je nach Platinenhersteller verschieden Systeme, die vier wichtigsten sind: Asus (Aura Sync), Gigabyte (RGB Fusion Ready), MSI (Mystic Light Sync) und Asrock (Polychrome RGB). Dazu kommen andere Lösungen der Gehäusehersteller wie das Smart Device und CAM-Software von NZXT (H200i) oder Corsairs Lighting-Node-Pro-Platine inklusive iCUE-Software. Es ist allerdings nicht optimal, wenn die Steuerung der RGB-Beleuchtung wie beim Chieftec Scorpion 2 Gamer RGB (Link: Preisvergleich) oder Chieftec Gamer Stallion 2 (Link: Preisvergleich) ausschließlich mit der mitgeliefert Fernbedienung möglich ist. Sollte das Case jedoch ohnehin bei Ihnen unter dem Schreibtisch verschwinden, können Sie auf all diesen visuellen Schnickschnack beim Kauf verzichten. Das wirkt sich in der Regel auch auf die Anschaffungskosten aus.
Ein Ausstattungselement, das seit dem vermehrten Einsatz von Glaselemente und einer bunten (Lüfter-)Beleuchtung wieder an Bedeutung gewinnt, ist die Möglichkeit, die Grafikkarte mithilfe eines PCI-E-Riser-Kabels hochkant einbauen zu können. Ziel und Zweck ist hier sicherlich, den 3D-Beschleuniger so effektiv wie möglich im oft noch bunt beleuchteten Innenraum zu präsentieren. Von dem von uns empfohlenen mittelgroßen bis großen Gehäuse verfügen sechs Modelle über zwei zusätzlich Steckplatzblenden, die hochkant satt horizontal angeordnet sind. Die PCI-E-Riser-Kabel gehören dabei in den seltensten Fällen zur Grundausstattung. Wer seine GPU also besonders auffällig zur Show stellen will, benötigt neben dem passenden Gehäuse auch noch eine solche Verlängerung, die mit 30 Euro (Thermaltake Gaming PCIe x16 Riser Kabel 200 mm, Link Preisvergleich) respektive 40 Euro (Fractal Design Flex VRC-25 Riser Card Cable, Link Preisvergleich) zu Buche schlägt.