LEONDING/LINZ. Quidditch ist Harry Potter-Fans bestens bekannt. Die Sportart ist aber nicht der Welt der Zauberer vorbehalten, sondern wird in einer eigenen Variante auch von „Muggeln“ (Menschen ohne magische Fähigkeiten) gespielt.
Christoph Pichler aus Leonding ist Mitglied bei den Steelcity Snidgets aus Linz, die vor zwei Jahren gegründet wurden. Trainiert wird entweder in der Nähe des Pleschingersees oder bei der Kepler Uni. „Quidditch ist an die Sportart aus den Büchern angelehnt, wird aber in veränderter Form gespielt“, sagt Pichler, der eigentlich gar kein Harry Potter-Fan ist und einer Freundin zuliebe bei einem Probetraining teilnahm. Wider Erwarten machte es so viel Spaß, dass er schon seit eineinhalb Jahren in der Mannschaft ist, in der er die Position des „Treibers“ innehat.
Vier Positionen
Beim Quidditch spielen zwei Mannschaften gegeneinander, wobei je Team immer sieben Spieler auf dem Spielfeld stehen. Pro Mannschaft gibt es drei Jäger, die den „Quaffel“ – einen nicht voll aufgepumpten Volleyball – durch einen von drei unterschiedlich hoch angebrachten Ringen (Hoops) schießen müssen, um Tore zu erzielen. Jedes Tor zählt zehn Punkte. Der Hüter versucht die Ringe seiner Mannschaft vor den Angriffen zu verteidigen. Pro Mannschaft gibt es auch zwei Treiber, die gegnerische Spieler mit „Klatschern“ (in natura sind es keine verhexten Eisenbälle, sondern Völkerbälle) abschießen. Wer getroffen wird, muss zuerst die eigenen Hoops berühren, bevor er wieder am Spielgeschehen teilnehmen darf. Damit die Positionen auseinander gehalten werden können, tragen die Spieler verschiedenfärbige Stirnbänder.
Strafen bei Vergehen
Nach 18 Minuten kommt der „Schnatz“ (Snitch Runner) – ein unabhängiger Spieler – herein, der von den beiden Suchern gefangen werden muss. Der Schnatz ist ein Tennisball, der in einer Socke steckt und aus dem Hosenbund des Snitch Runners gezogen werden muss. Wer den Schnatz fängt, erhält 30 Punkte. Gleichzeitig ist das Spiel vorbei. Sechs Schiedsrichter mit unterschiedlichen Aufgaben kontrollieren die Einhaltung der Regeln. Vergehen, die bei dem Vollkontaktsport nicht selten sind, werden mit blauen, gelben und roten Karten geahndet.
Strenge Gender Rule
Beim Quidditch gibt es also nicht nur mehrere Positionen und parallel verlaufende Spielszenarien, es sind auch ständig vier Bälle im Spiel. Dem noch nicht genug klemmen die Spieler als zusätzliche Erschwernis einen „Besen“ zwischen die Beine, der immer ein Körperteil berühren muss. Anstelle von echten Besen werden allerdings ein Meter lange PVC-Rohre verwendet. Gerade die Hektik ist es, die Pichler so an der Sportart gefällt. „Das Spiel verläuft sehr schnell. Die Kommunikation innerhalb der Mannschaft ist daher sehr wichtig“, sagt er. Eine weitere Besonderheit des Quidditch ist die „Gender Rule“. Diese besagt, dass sich pro Mannschaft maximal vier Spieler eines Geschlechts (männlich, weiblich oder Transgender) auf dem Spielfeld befinden dürfen.
Momentan kein Liga-Betrieb
In Österreich gibt es neben den Steelcity Snidgets vier weitere registrierte Quidditch-Mannschaften, die untereinander regelmäßig Freundschaftsspiele austragen oder jeweils im Herbst im Austrian Quidditch Cup aufeinandertreffen. Gemeinsam mit Teams aus Prag (Tschechien), Bratislava (Slowakei) und Ljubljana (Slowenien) nehmen die österreichischen Mannschaften auch in der mitteleuropäischen Liga CEQL (Central European Quidditch League) teil, die derzeit aufgrund der Corona-Krise unterbrochen ist. „Wir wissen noch nicht, wie es mit der Liga weitergeht. Deswegen halten wir uns mit Fitnesstraining über Skype und Zoom in Form“, sagt Pichler.
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