In den Augen vieler Cineasten, Filmkritiker wie auch Filmschaffender beginnt die Zeit des Umdenkens in Hollywood im Jahre 1969. Die Bewegung, die mittlerweile als New Hollywood in die Filmgeschichte einging, wird eingeläutet von Werken wie Die Reifeprüfung, Bonnie und Clyde und schließlich Easy Rider, jenem ultimativen Film der Gegenkultur, der noch dazu gemacht wurde von einem Regisseur, der wie kein anderer durch sein Werk und sein Leben diese verkörpert. Viel früher jedoch fing eine ganz andere Revolution an, Gestalt anzunehmen und die hatte mit jenem neuen Establishment, welches sich in Los Angeles bereits zu formieren begann, wenig zu tun und zeigte sich Filmen wie Shaft, Die Nacht der lebenden Toten, Putney Swope und Shadows, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Es sind solche Werke, die im Fokus von Elvis Mitchells für Netflix produzierte Dokumentation Is That Black Enough for You?!? stehen, in der er nichts Geringeres anstrebt, als eine alternative Geschichte des Kinos zu erzählen, nämlich des Black Cinema, angefangen bei den Pionieren während der Stummfilmzeit und der späten Blüte in den 60ern und 70ern, als Hollywood schließlich bemerkte, dass es durchaus ein afroamerikanisches Publikum gibt.
In über zwei Stunden erzählt Mitchell über die Filmgeschichte des Black Cinema, wobei er auch die Bezüge zu der Repräsentation afroamerikanischer Figuren und Themen im heutigen Kino nicht unerwähnt lässt. Vergleichbar ist dies formal mit Mark Cousins umfangreicher Dokumentation The Story of Film, in welcher er neben den bekannten Bewegungen des Mediums auch jene Aspekte miteinbezieht, die sich außerhalb des Mainstreams befinden und nicht minder wichtig sind. Neben einer Vielzahl von Beispielen aus unterschiedlichen Jahrzehnten, einer Unmenge Archivmaterials sowie einiger Gesprächspartner, die von Lawrence Fishburne, Samuel L. Jackson, Whoopi Goldberg bis hin zu Harry Belafonte reichen, ist es die Erzählstimme Mitchells selbst, welche durch den Film führt. Dabei werden zeitgeschichtliche Bezüge und Verweise auf die eigene Biografie ebenso behandelt wie die Frage, warum es eigentlich kein afroamerikanisches Kino mehr gibt, zumindest keines mehr, wie man es aus den 60er und 70er Jahren kennt.
Zugegeben, die schiere Menge an Material und an Wissen, die Mitchell in Is That Black Enough for You?!? für seinen Zuschauer aufbereitet hat, ist eine ganze Menge und bietet sich für mehrere Sichtungen oder episodisches Sichten an. Viele der Persönlichkeiten und Werke, auf die sich Mitchell und seine Gesprächspartner beziehen, werden wahrscheinlich nicht allen Zuschauern geläufig sein, besonders jene, die sich auf die oft unter den Tisch gefallene Zeit der Stummfilme dreht, in denen einige wenige afroamerikanische Regisseure sich gegen den Mainstream stellte und begannen, eigene Filme zu drehen, welche sich ernsthaft mit ihrer Welt auseinandersetzten. Immer wieder zeigt Mitchell auf, wie Schwarze in jenem Mainstreamkino gezeigt wurde, durch Blackfacing oder alberne, rassistische Stereotypen, die teils bis heute nicht völlig abgelegt sind. Von daher ist Is That Black Enough for You?!? eine wahre Fundgrube für jene Cineasten, die Filmgeschichte neu entdecken wollen oder einfach aus einer anderen Perspektive sehen wollen. Für diejenigen hat Elvis Mitchell sehr viel zu bieten.
OT: „Is That Black Enough for You?!?“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Elvis Mitchell
Drehbuch: Elvis Mitchell
Kamera: Jstin Ervin
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Elvis Mitchell
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