So richtig toll läuft es im Leben ja nicht für Hunter (Adrian Greensmith) seit der Trennung seiner Eltern. Trost findet er jedoch im Heavy Metal, den er so oft und so laut hört, wie es nur eben geht. Aber das reicht nicht. Sein Traum ist es, selbst Musik zu machen und auf der Bühne zu stehen. Seinen besten – und einzigen – Freund Kevin (Jaeden Martell) hat er schon rekrutiert, gemeinsam bilden sie die Band Skullfucker. Nur fehlt ihnen noch der passende Bassist. Trotz intensiver Suche will sich einfach keiner finden lassen, der den Ansprüchen genügt. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als auf Emily (Isis Hainsworth) zurückzugreifen. Die hat keine Ahnung von Metal, spielt Cello statt Bass und ist auch noch ein Mädchen. Doch wenn sie beim Musikwettbewerb Battle of the Bands siegreich sein wollen, bleibt ihnen nichts anderes übrig …
Jugendjahre sind Rebellenjahre, so besagt es zumindest ein bewährtes Klischee. Schließlich ist das die Phase des Lebens, in der es darum geht, sich selbst zu finden und einen eigenen Weg festzulegen. Und das geht nun einmal am besten durch Abgrenzung, gerade zu den Eltern, die gern zum Symbol für all das werden, was mit dieser Welt nicht stimmt. Musikalisch bietet sich da Heavy Metal besonders an, eine Richtung, die gerne mal des Schockfaktors wegen eingeschlagen wird. Alles ist laut und konfrontativ, dazu darf es dann schon mal eine auffällige Kleidung oder auch Make-up sein. Erlaubt ist, was anders ist. So auch bei dem Netflix-Film Metal Lords, in dessen Mittelpunkt ein Junge steht, der nicht wirklich weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll und der, von seinem besten Freund einmal abgesehen, keinen Kontakt zu der realen Welt hat.
Das hätte man durchaus in Form eines Dramas machen können. Metalhead war vor einigen Jahren ein schönes Beispiel dafür, wie diese Musik für eine Außenseiterin eine Form des Ausdrucks und der Identität wird. Gerade weil sie sich von allen anderen so unverstanden fühlte, konnte sie auf diese Weise sich selbst behaupten. Bei Metal Lords gibt es ebenfalls im Hintergrund ernste Themen, wenn Hunter nicht mehr wirklich Anschluss findet. Die Musik ist für ihn ein Ventil für die Wut, die in ihm wuchert. Sie ist aber gleichzeitig auch eine Möglichkeit, selbst jemand zu sein. Das funktioniert zwar letztendlich nur über Nachahmung, indem er seine großen Helden imitiert, ohne etwas davon in Frage zu stellen oder ein eigenes Verhältnis zu dem Stoff zu suchen. Aber immerhin, es hilft ihm durch den Alltag.
Regisseur Peter Sollett (Freeheld – Jede Liebe ist gleich) und Drehbuchautor D.B. Weiss (Game of Thrones) haben dabei jedoch kein übermäßig großes Interesse daran, an diesen Punkten näher nachzuhaken. Stattdessen ziehen sie bei Metal Lords einen leichteren, netten Zugang vor. So ist der Film vielmehr Komödie als Drama, viele Szenen nehmen diese Selbstsuche humorvoll. So wird ganz gerne mal mit Kontrasten gearbeitet. Wenn zum Beispiel ein Metal-Fan auf eine Cello-Spielerin trifft, dann sind das schon zwei Welten, die zusammenprallen. Das erinnert ein wenig an eine andere thematisch verwandte Komödie namens Happy Metal – All We Need Is Love!. Damals ging es um ein Nebeneinander von Metal und Hippieidylle. Hier ist es dann mehr das biedere Bürgerliche, das auf wildes Posieren stößt.
Das ist ganz charmant, gerade auch wegen des Dilettantismus der ambitionierten Nachwuchsrocker. Eigentlich weiß hier keiner so genau, was er tut. Das Ziel mag einigermaßen klar definiert sein, der Weg dorthin ist es nicht. Und so ein bisschen Chaos ist doch immer wieder nett, zumal das Ensemble sympathisch ist. Dass Hunter sich und anderen das Leben unnötig schwer macht und sich als Gralshüter des Heavy Metals aufführt, ohne auf andere zu hören, macht ihn ein wenig anstrengend. Aber das ist von Adrian Greensmith mit so viel Einsatz gespielt, dass Metal Lords dann doch recht nett zum Anschauen ist.
Wirklich mehr als das hier aber leider nicht. Zwar erzählt Weiss viel vom Thema Selbständigkeit und Individualität. Wirklich viele eigene Ideen hat er aber nicht. So wie Hunter seine Helden nachahmt, ahmt auch der Film ähnlich gelagerte Coming-of-Age-Geschichten nach. Und das ist schon schade, das Szenario und das Ensemble hätten mehr hergegeben als eine zwar laute, oft aber etwas nichtssagende Musikkomödie. Wer diese Art Filme mag oder selbst ein Faible für Heavy Metal mag, der schaut rein. Namedropping gibt es in Metal Lords schon einiges. Aber es fehlt dann doch das Besondere und ein wirklicher Zugang zur Materie, der über eine oberflächliche Hommage hinausgeht.
OT: „Metal Lords“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Peter Sollett
Drehbuch: D.B. Weiss
Musik: Ramin Djawadi
Kamera: Anette Haellmigk
Besetzung: Jaeden Martell, Isis Hainsworth, Adrian Greensmith, Brett Gelman, Joe Manganiello, Noah Urrea
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