Album Nummer Neun im Hause MOB RULES und das 25-jährige Bandjubiläum steht ebenfalls bevor! Beste Voraussetzungen also für die deutschen Power-Metaller, um ihr neuestes Baby „Beast Reborn“ in die Regale zu wuchten. Heavier und düsterer als die bisherigen Alben soll es sein, dabei aber straighter und melodischer zu Gange gehen, als das vorhergehende, streckenweise eher progig geratene „Tales From Beyond“. Nun denn, dann schauen wir uns die Sache mal an…
Tatsächlich versprechen MOB RULES im Pressetext nicht zuviel, beweist doch schon der Opener nach dem epischen „Beast Reborn“-Intro, „Ghost Of A Chance“ mehr als passablen Ohrwurmcharakter. Musikalisch agiert man zwar noch etwas verhalten und glatt, doch dafür ritzt sich der Chorus messerscharf in die Gehirnrinde. Die straightere Ausrichtung merkt man in den pointierten „Shores Ahead“ und „Sinister Light“, ehe es mit „Traveller In Time“ erstmals so richtig ans Eingemachte geht. Ein epischer, sich langsam aufbauender, dann aber mit Macht losstartender Brecher, dessen Thematik, nämlich der um 2000 in Internetforen aufgetauchte, angebliche Zeitreisende „John Titor“, sich sehen lassen kann. Noch viel mehr sehen lassen, kann sich das flotte, gnadenlos eingängige musikalische Bett, das von einem packenden Refrain gekrönt wird, zu dem man schon nach dem ersten Durchlauf die Fäuste in die Luft reckt und sich dabei vorstellt, wie eine Hundertschaft an Metalheads selbigen in einer dunstigen Halle mitgrölt.
Der extrem starke Mittelteil des Albums setzt sich mit dem im Uptempo gehaltenen „Children's Crusade“ fort, das erneut mit fesselndem Thema, nämlich dem rätselhaften Kinder-Kreuzzug Anfang des 13. Jahrhunderts bestechen kann. Im Anschluss wird noch einmal mit Wucht die Epik-Keule geschwungen, wenn der Stromkrieg zwischen Edison und Tesla ausbricht. Der Abwechslungsreichtum des Songs wird der raumgreifenden, den Lauf der Geschichte maßgeblich beeinflussenden Ereignisse ohne Frage gerecht und lässt über acht Minuten mit tollem Spannungsaufbau und schön verwobener Instrumentierung quasi im Fluge vergehen.
Das folgende, stark und solide vor sich hin riffende „The Explorer“ und das schleppende „Revenant in Time“, das rhythmisch ein wenig hakt, eher ziellos umher mäandert und nicht so recht auf den Punkt kommen mag, können die getragene Epik des Mittelteils dann nicht mehr so ganz weiterführen. Auch das ultra-eingängige „Way Back Home“ muss sich den Vergleich mit dem vor Stärke strotzenden Dreierschlag der Albenmitte gefallen lassen und zurückstecken. Lediglich das von einer Klaviermelodie und extrem starkem, emotionalem Gesang getragene „My Sobriety Mind (For Those Who Left)“ kann mit seinem Gänsehaut erzeugenden Duett an die Atmosphäre anknüpfen und baut sich zu einem fulminanten stromunterstützten und würdigen Finale für „Beast Reborn“ aus.
Ja, MOB RULES haben mit „Beast Reborn“ wieder ein fettes Album am Start, das vor allem durch den extrem starken Mittelteil aus „Traveller In Time“, „Children's Crusade“ und „War Of Currents“ den größten Teil seiner Durchschlagskraft bezieht. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Rest des songwriterisch ausgewogenen und durchdachten Albums schlecht wäre – im Gegenteil! Titel wie den Überflieger „Traveller In Time“ schreibt man nunmal nicht einfach nebenbei, dennoch vermag es ein Titel wie dieser, den Rest eines Albums so zu überstrahlen, dass man versucht ist die weiteren, bis auf wenige Ausnahmen hochklassigen Titel als Durchschnitt abzukanzeln – was „Beast Reborn“ aber keinesfalls gerecht werden würde. Aber wenn dieser Ohrwurm einfach mit der Wucht eines Bücherwurms Kaliber .303 ( © Terry Pratchett) durch den Denkapparat fetzt…