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Das neue Orbea Oiz 2023: Nach vier erfolgreichen Jahren überarbeitet Orbea das Cross Country-Fully Oiz grundlegend. Geringes Gewicht und die Möglichkeit zur Individualisierung bleiben – doch neu gibt es mehr Federweg und eine deutlich flachere Geometrie, um auf den neuen Möglichkeiten der XC-Boliden Rechnung zu tragen. Wir schauen uns das neue Oiz im Detail an.
Das Orbea Oiz ist seit seiner Vorstellung im Frühjahr 2018 eine feste Größe im Sortiment des spanischen Fahrradherstellers – es steht für das schnelle Cross Country- und Marathon-Fully. Seit seiner Vorstellung ist das Oiz nur behutsam weiterentwickelt worden und konnte nicht nur in unseren Tests als vortriebsstarkes, wendiges und vor allem leichtes Rad überzeugen.
Doch Cross Country hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Die Strecken sind selektiver geworden und spätestens seit der Vorstellung des neuen Scott Spark (Test: Scott Spark 2021) sind auch die Federwege entsprechend gewachsen: 120 mm sind die neuen 100 mm im Segment. Diesem Trend trägt auch Orbea mit dem neuen Oiz 2023 Rechnung: Flacherer Lenkwinkel, steilerer Sitzwinkel und mehr Federweg bei gleich geringem Gewicht sollen dafür sorgen, dass es keine Konkurrenz zu fürchten braucht.
Orbea bietet das Oiz für 2023 wie gewohnt in drei Varianten an. Die Topmodelle tragen den Zusatz OMX und sind ebenso wie die etwas günstigeren OMR-Versionen aus Carbon gefertigt. Zusätzlich gibt es das Oiz auch in einer nochmals günstigeren Aluminiumversion. Insgesamt elf Ausstattungsvarianten stehen zur Wahl, die Preise reichen von 2.799 € bis 9.999 €. Die neuen Räder sollen ab Jahresende verfügbar sein – Vorbestellungen werden bereits jetzt entgegengenommen. Wir haben alle Informationen zur neusten Generation des Orbea Oiz.
„Build to fly“ ist der neue Slogan zum Orbea Oiz 2023: schneller und genauso leicht soll es sein. Kein Down Country- oder leichtes Trail-Bike, sondern ein XC-Bolide durch und durch. Dennoch zeigen der auf 67 ° abgeflachte Lenkwinkel und der auf 120 mm gewachsene Federweg klar in Richtung technisch anspruchsvollerer Strecken. Willkommen im Cross Country des Jahres 2023.
Eine 120 mm-Ausführung des Oiz‘ gab es schon in den vorherigen Generationen. Doch dieses Mal ist sie nicht der Kompromiss, sondern der Standard. Optisch zeigt sich das neue Oiz mit gestrafften Linien und angepassten Rohrquerschnitten behutsam weiterentwickelt, doch Geometrie und Federung sind grundlegend angefasst worden, um dem Anspruch des über die Strecke Fliegens gerecht werden zu können.
Die Grundanforderung soll gewesen sein, bei 1.750 g für das OMX-Rahmenkit mit Lagern und Dämpfer, aber ohne Achse zu bleiben. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten die per Laser größenspezifisch zugeschnittenen und besonders hochmodulige Kohlenstofffasern, die Orbea ursprünglich für den Rennradbereich entwickelt hat. Gleichzeitig will Orbea mit optimierten Rohrprofilen (höhere Flächenträgheit) am Hinterbau und gezieltem Materialeinsatz die Steifigkeit spürbar gesteigert haben. Das soll Effizienz im Antritt bringen. Das Design-Konzept nennt Orbea Power Spine und beschreibt die durchgängige Steifigkeit vom Steuerrohr über das Innenlager bis zum Ausfallende. Optisch wird dieser Gedanke auch in der Farbgebung des Rahmens sichtbar. Das Versprechen von Orbea: von der Stange soll die leichteste Version des Oiz mit 9,98 kg am Start stehen.
Neben dem Topmodell OMX gibt es das Oiz in einer weiteren Kohlefaserausführung, die wie gehabt auf den Namen OMR hört. Sie teilt sich dieselbe Geometrie, wird jedoch mit etwas einfacheren Fasern gefertigt und bringt so einen nicht bekannt gegebenen Gewichtsnachteil mit sich. Unter den beiden Carbon-Ausführungen gibt es noch eine Aluminium-Version des Rahmens. Diese kommt mit moderat angepasster Geometrie daher und ist die einzige, die in Größe S nicht zwei Trinkflaschen montieren kann. An den Carbon-Modellen ist das durchgängig möglich.
Auch mit weiteren Optimierungen im Detail hat Orbea nicht gespart. So ist im Steuersatz neuerdings ein Spin Block eingebaut, der verhindert, dass das tiefe Cockpit im Falle eines Sturzes das Oberrohr beschädigt oder die Leitungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein neuer, dickerer und profilierter Kettenstrebenschutz soll für Ruhe in ruppigen Abschnitten sorgen und die Kettenstrebe vor Beschädigungen schützen. Und alle Lager von Enduro Bearings sind nicht nur für sich schon gedichtet, sondern unter zusätzlich gedichteten Abdeckkappen verschraubt. Das soll der Haltbarkeit zu Gute kommen.
Der nächste Punkt der Überarbeitung für 2023 betrifft den Hinterbau. Hier hat Orbea nicht nur den Federweg von 100 auf 120 mm erhöht, sondern auch grundlegend an der Kinematik gearbeitet, um den Federweg bestmöglich nutzbar zu machen. Das Versprechen: mit 120 mm Federweg soll das Oiz einerseits schneller und sicherer in der Abfahrt sein – aber dennoch leichtfüßiger und effizienter den Berg hinauf arbeiten. So soll das Ansprechverhalten verbessert worden sein, während der Hinterbau linearer arbeitet, um den zusätzlichen Federweg effizient zu nutzen.
Die Grundkonstruktion des Hinterbaus mit Hauptdrehpunkt auf Höhe des 34er Kettenblatts und in die elastische Verformung der Sitzstrebe integriertem Lager ist dabei unangetastet geblieben. Überarbeitet und topologieoptimiert zeigt sich der obere Umlenkhebel, bei Orbea Fiberlink genannt. Er wird als Kohlefaser-verstärktes Spritzgussteil hergestellt und soll niedriges Gewicht mit höchster Steifigkeit verbinden Helfen. Die Dämpferaufnahme wächst wie gewohnt organisch und mit integrierter Zugführung für das Lockout (Orbea i Line) aus dem Oberrohr heraus.
Stichwort Lockout: Orbea verbaut bei den meisten Modellen weiterhin den hauseigenen OC Squidlock-Hebel. Der steuert einerseits in drei Positionen das Fahrwerk bis hin zum harten Lockout und integriert andererseits die Fernbedienung für die Variosattelstütze. Hier gibt es im Vergleich zum Vorgänger keine Anpassung und die Funktion konnte im Orbea Oiz OMX Test von 2021 bereits überzeugen.
Stichwort Integration: Auf der Suche nach dem letzten Gramm, der besseren Funktion aber auch einfach dem stimmigen Gesamtbild bei Verwendung hauseigener Komponenten gibe es kaum mehr einen Hersteller, der hier in den letzten Jahren nicht seine Strategie angepasst hätte. So nun auch Orbea, denn auch das neue Oiz führt seine Bremsleitung und so vorhanden den Schaltzug nicht mehr nur durch den Rahmen, sonder auch durch den Steuersatz. Orbea SIC System heißt die Lösung im Falle der Spanier.
Im Rahmen der Präsentation des neuen Oiz habe ich die Frage nach dem „Warum?“ gestellt. Die Antwort des Entwickler-Teams ist vielschichtig. Einerseits werde die Konstruktion des Steuerrohrs vereinfacht und es komme oben und unten beim Steuersatz das selbe Lager in Standardmaß zum Einsatz. Andererseits könnten alle Leitungen und Züge so etwas kürzer verlegt werden, was Gewicht spare und der Optik zuträglich sei. Zu guter Letzt habe man jedoch im Sinne der Servicefreundlichkeit auch darauf geachtet, dass beim Wechsel des Lenkers oder Vorbaus der Steuersatz dort bleiben kann, wo er ist. Auch sorgt die Anpassung der Spacer in begrenztem Maße für keine Änderung der Zugverlegung. Zum Einfädeln einer neuen Leitung muss allerdings nach wie vor die Gabel demontiert werden.
Bei den Leitungseingängen hat Orbea die Hausaufgaben gemacht und die Anbringung im Steuersatz so gestaltet, dass sie dicht gegenüber Regen und ambitionierten Bike-Wäschen sein sollen. Wer weniger als vier Leitungen fährt (z.B. weil eine elektrische SRAM AXS Schaltung verwendet wird), der kann einen Stopfen in die Öffnung einsetzen und schützt so Lager und Rahmen vor unbeabsichtigter und schädlicher Nässe.
Natürlich bietet Orbea unter der Komponentenmarke OC inzwischen hauseigene Vorbauten und Lenker an. Die Spacer, Ahead-Kappen und GPS-Halterungen sind darauf abgestimmt. Dennoch versichert man uns, dass Orbea auch passende Spacer für einen Vorbau von Drittanbietern zur Verfügung stellen würde. In diesem Falle verliere man jedoch die Spin Block-Funktion am Steuersatz. Da schlägt sie dann wieder zu, die Systemintegration.
Das Orbea Oiz 2023 ist im Grund die zweite Evolutionsstufe des Bikes, das 2018 eingeführt worden ist. Die Überarbeitung für 2021 brachte reduziertes Gewicht aber keine Änderungen an der Geometrie. Nun hat man sich bei Orbea bei unverändertem Gewicht genau auf die Geometrie konzentriert.
Wichtigster Unterschied: Das Rad ist direkt mit 120 mm Federweg entwickelt worden, so dass die Unterscheidung zwischen dem normalen Oiz und dem TR entfällt. Neben dem Federweg hat sich dann auch die Geometrie grundsätzlich an den Zeitgeist und die Streckenauswahl im Cross Country-Sport angenähert.
Die wichtigste Änderung betrifft den Lenkwinkel: der fällt mir 67 ° volle zwei Grad flacher aus als in allen Jahren zuvor. Gleichzeitig ist der Reach gewachsen: um 15 mm auf nun 450 mm in Größe M. Auch in den anderen Größen gibt es entsprechende Zuwächse zu berichten: von 425 mm in Größe S bis 496 mm in XL. Der Sitzwinkel wird steiler: von 75 ° auf 76,5 °. Entsprechend deutlich fallen die Veränderungen bei den Radständen aus: ganze 40 mm länger wir das Rad in Größe M und misst nun 1.163 mm. Hier wirken sich der steilere Sitzwinkel und der flache Lenkwinkel zusammen mit dem gewachsenen Federweg deutlich aus.
Bei den Kettenstreben variiert Orbea erneut – wenn auch minimal. Die erste Überarbeitung zum Oiz OMX 2021 brachte mit 430 mm fünf Millimeter weniger Länge als bei der ersten Generation, nun gibt es wieder zwei Millimeter dazu. Über die Rahmengrößen hinweg bleiben die Kettenstrebenlängen weiterhin konstant. Ähnlich marginale Verschiebungen gibt es auch bei der Steuerrohrlänge (-5 mm) oder den Sitzrohrlängen. Durch den flacheren Lenkwinkel wirkt sich der um 20 mm erhöhte Federweg kaum auf den Stack auf – der liegt in Größe M bei 596 mm und damit 5 mm höher. Das neue Orbea Oiz 2023 ist konsequent auf die Verwendung von Variosattelstützen ausgelegt und kommt mit entsprechend kurzen Sitzrohren und wenig Überstandshöhe.
Auch das neue Orbea Oiz 2023 gibt es in vier Rahmengrößen von S bis XL, die alle mit 29″ Laufrädern ausgestattet sind. S richtet sich dabei an Fahrer*innen mit 155 bis 170 cm Körpergröße, M wird zwischen 165 und 180 cm empfohlen. Zwischen 178 und 190 cm empfiehlt Orbea Größe L, ab 185 bis 198 cm sollte XL am besten passen. Die Überschneidungen zwischen den Größen zeigen, dass Orbea durchaus einen gewissen Spielraum sieht. Durch den gewachsenen Reach kann sich je nach Vorliebe die tatsächlich passende Größe verschoben haben.
Die Preise reichen von 2.799 € für das Orbea Oiz H30 mit Aluminiumrahmen bis hin zum Orbea Oiz M-LTD mit OMX Carbon-Rahmen für 9.999 €. Die Ausstattung des Topmodells liest sich dabei erlesen und soll dafür sorgen, dass das Komplettrad unter 10 kg liegt – von der Stange, trotz 29″ und mit Variosattelstütze.
Ausstattung Orbea Oiz M-LTD
Orbea setzt an allen Modellen des Oiz auf Fox Federelemente und Shimano Bremssysteme. Bei den Antrieben stehen ausschließlich 1×12-Systeme zur Auswahl. Hier gibt es sowohl SRAM AXS Modelle, als auch verschiedene Shimano XTR, XT, SLX und Deore Kombinationen. So haben Freunde der Marken jeweils die Möglichkeit, auf ihre Kosten zu kommen. Einen Wattmesser an der Kurbel, wie er bei der Konkurrenz zunehmend weit verbreitet ist, bietet Orbea auch als Option nicht an.
Eine wichtige Rolle nehmen bei Orbea hauseigene Komponenten der Eigenmarken OC und OQUO ein. OQUO ist die gerade erst neu eingeführte Laufradmarke, die Orbea-spezifische Felgen mit bewährten DT Swiss Naben kombiniert. Orbea will mit dieser Strategie nach eigenen Angaben das Fahrerlebnis bestmöglich definieren. Und natürlich auch Kosten kontrollieren und die Marge schützen. Fakt ist: in einer zuletzt nachfrageverwöhnten Industrie und in Anbetracht der aktuellen Inflation fallen die Preissteigerungen im Vergleich zum Vorgänger vergleichsweise moderat aus.
Über die beschriebenen Standardausstattungen hinaus bietet Orbea im Rahmen des hauseigenen MyO-Programmes die Möglichkeit zur weitreichenden Individualisierung. Das betrifft bei den OMX-Modellen einerseits die Lackierung des Rahmens in Wunschfarben (oder auch nur Klarlack über Kohlefaser zur Gewichtsreduktion). Andererseits können viele Komponenten den persönlichen Vorlieben angepasst (z.B. Reifen oder Hub der Variosattelstütze) oder gegen eine vorgegebene Liste an Optionen ausgetauscht werden. Preise und Optik werden dabei fast wie von den Autoherstellern gewohnt live angepasst. Das Versprechen: das individuelle Rad direkt bereit zur Ausfahrt aus dem Konfigurator.
Über alle Modelle hinweg verbaut Orbea Vorbauten mit 60 (S), 75 (M, L) und 90 mm Länge (XL). Die Lenker sind standardmäßig 760 mm breit – nur an den Aluminiummodellen wird auf 740 mm gesetzt. Die Kurbellängen betragen jeweils 175 mm, wobei an S-Rädern 170 mm Kurbelarme montiert werden.
Verschieden sind je nach Modell die Hübe der Variosattelstützen. Je mehr auf das Gewicht geachtet wird, desto kürzer fallen die Stützen aus. So bietet das Topmodell 100 mm Verstellweg, während an den günstigeren Modellen 125 mm (S, M) und 150 mm (L, XL) der Standard sind.
Länger und tiefer: Wie gefällt euch das neue Orbea Oiz 2023?
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