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Yeti SB160 im Test: Der jüngste Spross aus dem Hause Yeti hört auf den Namen SB160. Das Enduro Race-Bike rollt auf 29″ und verfügt über die namensgebenden 160 mm Federweg am Heck sowie 170 mm an der Front. Alle Infos und einen ersten Test zum neuen Yeti SB160 gibt’s hier.
Es wurde bereits hier und da gemunkelt: Richie Rude heizt der Konkurrenz in der EWS nicht mit einem SB150, sondern mit einem bislang unbekannten Bike ein. Nicht jedem ist das aufgefallen, denn der neue Race-Bolide sieht dem bisherigen Yeti SB150 auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Switch Infinity, das Yeti-typische türkis, die Formsprache des Rahmens – alles schon da gewesen. Aber aufgepasst! Der Teufel liegt im Detail.
Wie dem Namen des Bikes bereits zu entnehmen ist, handelt es sich um einen Rahmen mit 160 mm Federweg am Heck und 170 mm Federweg an der Front. Verbaut werden ausschließlich Federelemente aus dem Hause Fox. Wie der Vorgänger rollt das SB160 auf 29″-Laufrädern und ist nicht Mullet-kompatibel. Yeti hat sich vor einigen Jahren von Aluminium-Rahmen verabschiedet und bleibt diesem Motto treu. Dafür gibt es wie gehabt zwei Carbon-Varianten: die etwas hochwertigere TURQ-Series und die günstigere C-Series. Der rein vertikale Federweg an Front und Heck soll nahezu identisch sein, um ein perfekt ausbalanciertes Einfedern zu erreichen. Balance ist das große Stichwort, wenn es um das neue SB160 geht. Denn auch die Geometrie wurde verfeinert. Der Reach hat sich über alle Rahmengrößen etwas gelängt und die Kettenstrebenlänge sowie der Sitzwinkel sind nun größenspezifisch. Wir konnten das schicke Enduro Race-Bike bereits kurz für euch ausprobieren. Unser Testbike in Rahmengröße L ist für einen Preis von 10.390 € zu haben und bringt 15,6 kg auf die Waage.
Im Hause Yeti scheint man viele Rufe der potenziellen Kundschaft gehört zu haben. Das neue Bike kommt mit altbekannten funktionalen Standards daher: BSA-Innenlagergehäuse, Boost-Standard, 31,6er Sattelstützenmaß, UDH-Schaltauge, Standardlager im Hinterbau und Montagepunkten für die Trinkflasche. Der Rahmen fasste unsere 750 ml Flasche und den OneUp-Pumpenhalter ohne Probleme. Alles nichts Besonderes, aber mit diesen Standards wird man überall auf der Welt bei einem Defekt schnell wieder auf die Piste kommen.
Der gesamte Rahmen des neuen Yeti SB160 kommt schnörkellos daher. Sanfte Linien, keine harten Kanten und ein insgesamt sehr cleaner Look zieren das Bike. Die Züge verschwinden kurz hinter dem Steuerrohr im Rahmen und erscheinen wieder kurz vor dem Innenlagergehäuse. Bevor sie wieder im Hinterbau verschwinden, werden sie noch am Yeti-typischen Switch Infinity-System befestigt. Zusammen mit den Klemmungen an Ein- und Ausgangspunkten sorgt das für eine klapperfreie sowie reibungslose Fahrt. Hier hat Yeti auf die Kritik am teilweise doch sehr lauten Vorgänger reagiert – so sollte eine Zugführung aussehen! Ein weiteres Update betrifft die Rahmenform. Neben den insgesamt etwas schnittigeren Linien ist vor allem der beim SB150 sehr ausgeprägte Hängebauch deutlich schlanker geworden. Hier steht nun mehr Bodenfreiheit zur Verfügung.
Verwende den Slider, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Yeti SB160 und dem Vorgänger SB150 zu entdecken!
Der Rahmen wird von einem Unterrohrprotektor geschützt, der aus zwei Schichten besteht und mittels Inbusschrauben getauscht werden kann. Er schützt nicht nur den Rahmen, sondern dämpft auch Geräusche durch Steinschläge. Nimmt man den Protektor ab, wird zudem ein kleines Loch im Rahmen freigelegt. Dieses soll genau wie schon beim Yeti SB150 die Zugverlegung der Variostütze erleichtern. Der weiche Kettenstrebenprotektor folgt dem allgemeinen Trend der Industrie und ist wellenförmig ausgeführt. Hier gibt es nichts zu beanstanden – das Kettenschlagen wird wirksam unterdrückt. Details wie einen Kofferraum oder zusätzliche Montage-Punkte für eine Tool Strap, Werkzeuge oder Ähnliches sucht man am Yeti SB160 allerdings nach wie vor vergeblich.
Auch bei der Hinterbaukonstruktion lassen sich die Ingenieure bei Yeti nicht beirren. Selbstverständlich kommt weiterhin das Switch Infinity-System mit typischen Linearlagern zum Einsatz. Dies sorgt dafür, dass sich die Position des Hauptlagers beim Einfedern leicht nach oben und auch nach unten bewegen kann. Wer hier glaubt, den Engpass der Zuverlässigkeit am SB160 gefunden zu haben, wird enttäuscht. Wir haben das SB150 auf Herz und Nieren getestet und nie eine Auffälligkeit an dem System feststellen können. Für das SB160 wurde das Switch Infinity-Bauteil zudem geringfügig überarbeitet und soll nun noch langlebiger sein. In unserem Test hat das System butterweich und tadellos gearbeitet.
Der Hinterbau bietet 160 mm feinsten Federweg mit 17 % Progression. Die Progressionskurve ist so schnörkellos wie der Rest des Bikes. Sie verläuft bis etwa 120 mm Federweg nahezu linear und wird dann sanft progressiv. Das Federungsverhalten an Front und Heck soll sich nahezu identisch und ausbalanciert anfühlen. Yeti hat bereits in den vergangenen Jahren die Philosophie verfolgt, den vertikalen Federweg an beiden Federelementen möglichst identisch zu halten. Betrachtet man die Progressionskurven moderner Federgabeln, ähneln diese dem grundsätzlichen Verlauf des Hinterbaus, erst linear, dann (durch Volumenspacer einstellbar) zum Ende progressiv. Hier hat man also nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Federwege unter die Lupe genommen und in Balance gebracht.
Die Geometrie des Yeti SB160 wurde gegenüber dem Vorgänger zwar nicht revolutioniert, aber in einigen Positionen entschieden angepasst. So fällt der Lenkwinkel nun ein halbes Grad flacher aus, der Reach ist über alle Größen hinweg um circa 5 mm angewachsen und Sitzwinkel ist steiler geworden. Des Weiteren setzt Yeti nun erfreulicherweise auf mitwachsende Kettenstreben. Während diese beim S-Rahmen lediglich 437 mm messen, liegt die Kettenstrebenlänge beim XXL-Rahmen bei 445 mm. Mit diesen Werten reiht sich das Yeti SB160 ohne große Abweichungen in die Riege vieler moderner Enduro-Bikes ein. Einen Flip Chip oder andere Optionen zur Geometrie-Verstellung gibt es übrigens nicht.
Yeti bietet das neue SB160 in Deutschland in zwei verschiedenen Ausstattungsvarianten für Preise zwischen 8.490 € und 10.390 € zum Kauf an. Dabei kommt das preiswertere C2-Modell mit dem etwas günstigeren C-Carbon-Rahmen, während das T1-Modelle den High End Turq-Carbon-Rahmen als Basis hat. Dieser wird zudem auch als Rahmenset zum Kauf angeboten. Als Farben stehen neben dem ikonischen Yeti Türkis auch Cobalt-Blaut und Radium-Grün zur Auswahl.
Beide Ausstattungsvarianten setzten auf Fox-Fahrwerke, DT Swiss-Laufräder und Maxxis Exo+ Reifen sowie Antriebe und Bremsen von SRAM. Das von uns getestet Yeti SB160 T1 bringt 15,6 kg auf die Waage und wandert für einen Preis von 10.390 € über die Ladentheke. Dafür bekommt man ein Fox Factory-Fahrwerk, einen mechanischen SRAM Eagle-Antrieb, DT Swiss Custom EX1700-Laufräder und SRAM Code RSC-Bremsen. Die Bereifung besteht aus einem Maxiss Assegai an der Front und einem Maxxis Minion DHR II am Heck – beide mit Exo+ Karkasse. Für die optimale Sattelposition ist eine Fox Transfer Variostütze mit 200 mm Hub zuständig.
Nachdem wir den Sag am Heck auf knapp über 30 % eingestellt haben und die Gabel nach dem Setupguide von Fox eingestellt war, konnten wir dem neuen Yeti SB160 endlich in der Praxis auf den Zahn fühlen.
Wie üblich beginnt die Fahrt mit dem Uphill. Beim ersten Aufsitzen merkt man, dass das Team von Yeti weiß, was sie machen. Man gleitet in den butterweichen Federweg bis zum Sag und findet sich bei einer Körpergröße von 1,85 m in perfekter Fahrposition wieder. Weder zu aufrecht, noch zu gestreckt – man hat einfach das Gefühl, dass hier alles passt. Und nun Power in die Pedale! Das Yeti schreitet stramm voran und setzt die eingebrachte Kraft in ordentlichen Vortieb um. Beim Blick auf den Dämpfer stellt man sich dann allerdings die Frage: „Gibt’s hier keinen Lockout?“. „No, Sorry“ stellt man beim Griff an den Dämpfer fest, mehr Lockout geht nicht. Es gibt zwar einen Climb Mode – der ist beim Fox Float X2 jedoch weit entfernt von einem Lockout und stellt sich eher als schwache Plattform-Dämpfung heraus. In unserem Testterrain sind die Ansteige meist anspruchslose Forstwege, auf denen man sich die Effizienz eines Hardtails wünscht und der Komfort eines solchen auch völlig ausreichend wäre. Hier hätten wir uns einen effektiveren Climb Mode gewünscht.
Tritt man nun stramm in die Pedale, schiebt das SB160 seinen Piloten dennoch flott gen Gipfel. Das leichte Wippen des Dämpfers ist nämlich keine verpuffende Energie aus dem Antrieb, sondern entsteht vor allem durch die Körperbewegung beim Pedalieren. In technischen Anstiegen macht der Dämpfer-Tune des Yetis dann plötzlich viel mehr Sinn. Das Rad lässt sich bergauf über Wurzeln, Steine und Stufen navigieren, ohne, dass wir hier Wünsche offen hätten. Wir hatten immer Traktion am Hinterrad, das Vorderrad ist nicht gestiegen und auch in engeren Kurven mussten wir nicht absteigen, um diese zu meistern.
Gipfel erreicht, Climb-Modus aus, Sattel runter, ab die Post! Bereits auf den ersten Trail-Metern merkt man, wie all die Ideen der Yeti-Ingenieure ineinandergreifen und sich ein rundes Gesamtbild ergibt. Man steht zentral zwischen den Rädern, das Vorderrad ordentlich weit vorn, der Körper etwas gestreckt in Attacke-Haltung, aber dennoch nicht zu extrem. So baut man langsam Geschwindigkeit auf und die ersten Schläge erreichen Hände und Füße – alles easy! Das Yeti SB160 saugt kleine Unebenheiten auf und baut eine ausgezeichnete Traktion auf. Mit immer steigender Geschwindigkeit werden auch die Schläge immer härter und das Enduro-Bike zeigt sich weiterhin unbeeindruckt. Dabei ist es ist nicht so, dass man von dem, was da am Boden lauert, nichts mitbekommt und wie auf einer Wolke dahinschwebt. Der Yeti-Hinterbau gibt stets eine angenehme Rückmeldung vom Untergrund, ohne dem Fahrer dabei die Sicherheit zu nehmen oder zu starke Schläge und Vibrationen durchzureichen.
Auch im Grenzbereich lässt das Yeti SB160 einen dann nicht plötzlich mit seinem gewachsenen Selbstvertrauen im Stich. Der Hinterbau des SB160 kann scheinbar immer noch ein wenig mehr einstecken und auch das Chassis bleibt stabil. Hier fällt besonders die ausgeprägt gute Balance des Yetis SB160 auf. Der Federweg an Front und Heck wird gleichmäßig genutzt und geht an Front wie Heck gleichmäßig in die Progression. Die Lastverteilung auf den Rädern ist super ausbalanciert und man hat nie das Gefühl, dass das Vorderrad schiebt oder anderweitig ein Kontrollverlust eintritt.
Wird der Trail enger und technischer, muss man das türkise Bike etwas vorausschauender fahren. Nimmt man eine Kurve mal etwas zu eng, bekommt das Enduro-Bike trotzdem noch herum gewuchtet. In diesen Situationen merkt man aber schon, dass das Yeti SB160 ein großes Rad ist und für Vollgas-Einlagen geschaffen wurde. Dank des mit ausreichend Gegenhalt gesegneten und reaktiven Fahrwerks meistert das Yeti auch engere hakelige Situationen ordentlich, ohne dabei zu träge zu wirken. Der Hinterbau klebt hier nicht nur leblos am Boden, sondern setzt aktive Fahr-Inputs gut um und begünstigt auch die ein oder andere Lufteinlage. Trotzdem hat man es hier natürlich nicht mit einem verspielten Trail-Bike, sondern mit einem waschechten Race-Boliden für die EWS zu tun. Und diese sind nun mal auf richtig harten und schnellen Trails zu Hause.
Während wir uns beim Vorgänger noch regelmäßig über die klappernden Züge ärgern mussten, herrscht beim SB160 eine angenehme Ruhe. Die neuen Zugklemmungen und der ausgiebige Kettenstrebenschutz erledigen ihren Job!
Schon das Yeti SB150 hat uns seinerzeit sehr viel Freude bereitet. Hier kann das neue SB160 nahtlos anknüpfen – das Enduro-Bike fährt sich einfach ausgezeichnet. Zudem wurden einige Knackpunkte des Vorgängers erkannt und behoben. Hier ist Yeti wieder mal ein großer Wurf gelungen. Einzig das Fehlen eines Kofferraums oder einer zusätzlichen Befestigung-Möglichkeit für Werkzeug kann man aus unserer Sicht ankreiden.
Wie gefällt euch das neue Yeti SB160?
Testablauf
Wir hatten bereits die Möglichkeit, das Yeti SB160 für knapp zwei Wochen auszuprobieren. Dabei musste sich das Enduro-Bike sowohl im Bikepark-Winterberg als auch auf unserer Hometrails im Taunus beweisen.
Hier haben wir das Yeti SB160 getestet
DaveGo
dabei seit 05/2019
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Bergziegel_MTB
dabei seit 07/2022
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aibeekey
dabei seit 02/2007
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Deleted 195305
dabei seit 12/2015
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ditrue
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