PARADISE LOST waren in den 1990er Jahren eine überaus vielschichtige Band, die sich stets weiterentwickelt hat und die damalige Musiklandschaft maßgebend mit beeinflussen konnte. Dem noch eher recht gewöhnlichen Death-Doom Debütalbum „Lost Paradise“ folgte mit „Gothic“ ein treffend betiteltes Folgewerk, dessen Sound sie auf den folgenden Alben immer weiter perfektioniert haben. Die Death-Metal Spuren sind dabei immer mehr in den Hintergrund gerückt und auf „One Second“ waren diese dann bereits völlig verschwunden. Stattdessen wurden erstmals noch dezente Synth-Pop Einflüsse in den Sound integriert, die sich auf dem nun erneut veröffentlichten „Host“ Album schlussendlich sogar zum klar dominierenden Element entwickelt haben. Spätestens da wurde der Band Ausverkauf und Kommerzialisierung vorgeworfen und so sind sie nach einigen recht orientierungslosen Alben 2007 mit „In Requiem“ wieder bei ihren Anfängen gelandet und diesen Weg gehen sie bis Heute auch recht konsequent weiter.
Dabei ist „Host“ ein wirklich starkes Album, das seinen eher schlechten Ruf völlig zu Unrecht bekommen hat, aber man saß damals nun mal zwischen den Stühlen und die Musikszenen waren da auch noch deutlich engstirniger als heute. Und nicht nur vom Sound her hatte sich die Band von der Metal-Szene distanziert, sondern auch optisch, denn plötzlich hatten die Mitglieder auch fast allesamt poppige Kurzhaarfrisuren. Nur leider war das Interesse an PARADISE LOST bei den Anhängern anderer Musikrichtungen nicht besonders groß und dem toleranteren Metal-Hörer wurde der Zugang auch nicht unbedingt besonders einfach gemacht. Da das Tempo das ganze Album über eigentlich kaum variiert, klingen die einzelnen Songs zunächst noch ziemlich ähnlich, weshalb es einige Zeit braucht, die ganzen Feinheiten zu erkennen. Wenn man sich aber einmal darauf eingelassen hat, dann kristallisieren sich zunehmend immer mehr Highlights heraus. Nummern wie „Harbour“, „Wreck“ und „Deep“ besitzen eine ganz eigene Melancholie, dank derer sie auch für längere Zeit im Gedächtnis verankert bleiben.
All jene, die „Host“ damals ignoriert haben, sollten dieses Versäumnis spätestens jetzt nachholen und wer Gruppen wie DEPECHE MODE, DE/VISION oder MESH zu schätzen weiß, der wird von dieser Platte begeistert sein. Neben der Digipack CD Version erscheint das Album übrigens das allererste Mal auf Vinyl, was für manchen vielleicht ebenfalls einen Kaufanreiz darstellen könnte.