Nanjing/Münster – 28.02.2016, 10:33 Uhr
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Spermienzellen – chinesische Forscher haben erstmals aus Stammzellen ähnliche Zellen erzeugt. (Foto: fotoliaxrender / Fotolia)
Chinesische Forscher haben erstmals aus Stammzellen von Mäusen spermienartige Zellen erzeugt, aus denen dann fortpflanzungsfähige Nachkommen entstanden. Dies könne eines Tages dabei helfen, Unfruchtbarkeit bei Männern zu behandeln, schreibt das Team im Fachblatt „Cell Stem Cell”.
Es ist ein Verfahren, dass sich eines Tages durchaus auf den Menschen übertragen lassen könnte: Forscher der chinesischen Universität Nanjing haben aus Stammzellen von Mäusen spermienähnliche Zellen erzeigt. „Das Nachbilden der Entwicklung von Keimzellen im Labor ist ein zentrales Ziel, sowohl in der Reproduktionsbiologie als auch in der Reproduktionsmedizin”, berichtet Studienleiter Jiahao Sha von der Universität Nanjing. Die Forscher, deren Studie im Fachmagazin „Cell Stem Cell” veröffentlich ist, gingen bei ihren Versuchen in mehreren Schritten vor: Zunächst setzten die embryonalen Stammzellen einem Stoffgemisch aus, das sie zu Urkeimzellen reifen ließ.
Anschließend stellten sie die natürliche Umgebung dieser Keimzellen in den Hoden nach. Dazu brachten sie die Zellen in Kontakt mit Hodenzellen und Sexualhormonen wie etwa Testosteron. Unter diesen Bedingungen wandelten sich die Urkeimzellen zu Spermien-artigen Zellen, samt natürlichem Erbgut und normaler Zahl und Anordnung der Chromosomen. Diese Zellen injizierten die Wissenschaftler in Eizellen von Mäusen, die entstandenen Embryonen pflanzten sie weiblichen Tieren ein. Sie entwickelten sich zu gesunden Mäusen, die wiederum Nachwuchs zeugen konnten.
„Das ist zum ersten Mal ein wirklich guter Ansatz”, sagt Prof. Stefan Schlatt vom Centrum für Reproduktionsmedizin der Universität Münster. Der entscheidende Unterschied zu früheren Versuchen sei der Ansatz, für die Urkeimzellen die Umgebung der Hoden zu simulieren. Schlatt hält es für durchaus möglich, dass sich das Verfahren auf den Menschen übertragen lässt. „Es gibt zwar einige Unterschiede, aber Mensch und Maus sind diesbezüglich nicht so weit auseinander.”
Bevor die chinesischen Forscher das Verfahren am Menschen testen, wollen sie es an anderen Tieren wie etwa Affen prüfen. „Wenn sich unser Ansatz beim Menschen als sicher und wirksam erweist, könnte er funktionsfähige Spermien für die künstliche Besamung oder Befruchtung erzeugen”, sagt Sha. „Weil die derzeitigen Therapien bei vielen Paaren nicht funktionieren, hoffen wir, dass unser Ansatz die Erfolgsraten bei Unfruchtbarkeit von Männern deutlich verbessert.”
Der Zeitschrift zufolge betrifft Unfruchtbarkeit bis zu 15 Prozent aller Paare. In einem Drittel davon ist der Mann die Ursache. Dies kann daran liegen, dass die Urkeimzellen in den Hoden sich nicht zu funktionsfähigen Spermien entwickeln.
Walter Willems, dpa
redaktion@daz.online
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