Auf ihrem Weg nach ganz oben haben SABATON bereits etliche wichtige Siege errungen: Mit seiner „The Great Tour“ und der neuen Scheibe im Tornister gastiert der schwedische Kampftrupp nun auch endlich in den größten Hallen Europas. So dürfen die skandinavischen Hobbyhistoriker ihre schwermetallische Geschichtsstunde an diesem Abend in der Münchner Olympiahalle halten – und reihen sich damit in die lange Liste großer Namen ein, die hier schon spielen durften, darunter namhafte Legenden wie METALLICA, OZZY OSBOURNE oder IRON MAIDEN.
Dass Frontmann Joakim Brodén und seine Gefolgsleute nach wie vor die Szene spalten, dürfte allen Beteiligten an diesem Abend herzlich egal sein. Die im Herzen des Münchner Olympiaparks gelegene Halle ist zwar nicht ganz ausverkauft, dennoch ordentlich gefüllt. Bevor der schwedische Power Metal-Export jedoch so richtig losrockt, darf erst einmal das Vorprogramm bestaunt werden. Mit AMARANTHE und APOCALYPTICA haben sich SABATON gleich zwei recht aktuelle Acts mit an Bord geholt. Doch können diese auch die in Tarnfarben bekleideten Fanscharen überzeugen? Und wie machen sich SABATON auf der ganz großen Bühne? Hier erfahrt ihr es! Dazu gibt es aussagekräftige Eindrücke vom Kollegen Thomas von Schaewen aus Frankfurt.
Auch wenn viele Konzertgänger ein eher zwiegespaltenes Verhältnis zu Voracts haben, bei AMARANTHE sind die ersten Reihen bereits voll. Ob sich da der ein oder andere Fan tatsächlich nur gute Plätze für SABATON sichern will oder dann doch ausgiebig zu den melodischen Modern Metal-Klängen der Skandinavier abfeiern möchte, bleibt dabei unklar. Egal, AMARANTHE ziehen jedenfalls unbeirrt und hochprofessionell ihre Show durch. Musikalisch bleibt das schwedisch-dänische Projekt jedoch klar Geschmackssache.
Während einige textsichere Fans mit Frontfrau Elize Ryd glattproduzierte Hits wie „Digital World“ oder „The Nexus“ zelebrieren, ziehen es einige, vornehmlich ältere Fans doch vor, etwas abseits das heimische Bier aus den eigens für die Tour produzierten SABATON-Motivbechern zu verkosten. Performancetechnisch kann man AMARANTHE jedoch keine Vorwürfe machen, auch wenn hier und da der Sound nicht immer richtig sitzt. Zum Abschied gibt es noch ein gemeinsames Erinnerungsfoto und die bleibende Vorfreude auf APOCALYPTICA und natürlich SABATON.
Finnlands Cellovirtuosen fackeln nicht lange und entzünden dementsprechend schnell ein orchestrales Feuerwerk, das optisch – der aufwendigen Lichtshow sei dank – wie musikalisch ganz weit oben mitmischen kann. Mit „Rise“ und „En Route To Mayhem“ gibt es dann auch direkt frische Live-Eindrücke vom brandneuen Album „Cell-0„. APOCALYPTICA hauen ordentlich in die Saiten und beweisen von Beginn an, wie vielseitig und unkonventionell Metal sein kann. Beim RAMMSTEIN-Cover „Seemann“ hilft nicht nur Elize Ryd gesanglich kräftig mit, die ganze Olympiahalle erweist sich als außerordentlich textsicher.
Insgesamt gelingt APOCALYPTICA der Wechsel aus eigenen Nummern und ihren kultigen Covern als Celloversion unfassbar gut. „I Don’t Care“ punktet vor allem dank der auffällig beeindruckenden Gesangsleistung der AMARANTHE-Frontfrau mit emotionalem Flair, während die METALLICA-Cover „Seek & Destroy“ und „Nothing Else Matters“ von der Menge frenetisch bejubelt werden. APOCALYPTICA beweisen an diesem Abend, dass sie auch mehr als 25 Jahre nach ihrer Gründung noch eine absolute Hausnummer sind.
Ja, wie eingangs bereits erwähnt, gehören SABATON fraglos zu den umstrittensten Bands des Genres, doch ihre Entertainerqualitäten kann man den Schweden definitiv nicht absprechen. Bereits beim Opener „Ghost Divison“ feuern die fünf Power Metal-Fighter aus allen Rohren und punkten mit einer aufwendigen Feuer- bzw. Lichtshow sowie der überdimensionalen Leinwand im Hintergrund, auf der abwechselnd mal die Band in Großaufnahme, mal exzessives Schlachtgeschehen zu bestaunen ist.
Der detailverliebte Bühnenaufbau trägt sein Übriges dazu bei, den Gesamteindruck noch einmal zu unterstreichen: SABATON spielen ihre Show gewissermaßen (und damit thematisch auf „The Great War“ bestens abgestimmt) aus dem Schützengraben heraus. Auf der Bühne stapeln sich Sandsäcke, die fein säuberlich mit Stacheldraht drapiert sind, während das Schlagzeugset von Drummer Hannes Van Dahl traditionsgemäß auf dem Dach eines Panzers platziert ist. Historienaufarbeitung mit SABATON: Für Fans eine Offenbarung, für Kritiker Geschichtsklitterung par excellence.
Auch hinsichtlich der unterschiedlichen Showelemente fährt der Power Metal-Panzer schwere Geschütze auf – und provoziert damit wohl ganz bewusst. So performt Bandkopf Joakim Brodén „The Attack of the Dead Men“, eine Nummer, die von dem massiven Giftgaseinsatz bei der Schlacht nahe der Festung Osowiec handelt, in voller Kampfmontur, inklusive Gasmaske und -werfer, aus dem schon die vermeintlich tödlichen Nebelschwaden wabern. Weitaus harmloser geht es da etwa bei „The Red Baron“ zu: Für das markante Orgelthema der Nummer haben die Schweden extra eine Hammond in Form des legendären Doppeldeckers von Manfred von Richthofen anfertigen lassen. Standesgemäß nimmt für dieses Lied auch ein Doppelgänger des roten Kampffliegers den Platz hinter der Orgel ein.
Absolutes Highlight der Show bleiben jedoch fraglos die Songs, die SABATON zusammen mit APOCALYPTICA performen. Neben der brandneuen Nummer „Angels Calling“ gibt es gestandene Hits wie „The Price of a Mile“ oder „Carolus Rex“ mit perfekt inszenierter Cellountermalung. Dabei gelingt es den finnischen Ausnahmemusikern die kraftstrotzenden Songs ihrer schwedischen Kollegen noch einmal auf ein ganz anderes Level zu heben. Angesichts dieser gelungenen Überraschung bleibt zu hoffen, dass beide Bands auch in Zukunft weiterhin kollaborieren.
Ohne orchestrale Begleitung, dafür mindestens genauso überzeugend, beenden SABATON ihre bis dato größte Show in der bayerischen Landeshauptstadt. Mit Fanfavoriten wie „Primo Victoria“, „Swedish Pagans“ oder „To Hell And Back“ geht ein Abend zu Ende, der eindrucksvoll beweist, dass der schwedische Exportschlager musikalisch und showtechnisch ganz weit oben mitmischen kann. Zwar gibt es einzelne Kritikpunkte, etwa die Tatsache, dass SABATON sich hartnäckig zu weigern scheinen, auf Keyboards vom Band zu verzichten, insgesamt erweist sich die Show jedoch als perfekter Start in das neue Jahrzehnt.
Setlist:
Ghost Division
Great War
The Attack of the Dead Men
Seven Pillars of Wisdom
Diary of an Unknown Soldier
The Lost Battalion
The Red Baron
The Last Stand
82nd All the Way
Night Witches
Angels Calling (mit APOCALYPTICA)
Fields of Verdun (mit APOCALYPTICA)
The Price of a Mile (mit APOCALYPTICA)
Dominium Maris Baltici (mit APOCALYPTICA)
The Lion From the North (mit APOCALYPTICA)
Carolus Rex (mit APOCALYPTICA)
Primo Victoria
Bismarck
Swedish Pagans
To Hell and Back
“What is this that stands before me?”
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