Mit Stern (*) markierte Felder werden benötigt.
Shania Twain. Es gab mal eine Zeit, da versprühte alleine der Klang dieses Namens Glanz und Gloria. Sie war: der ultimative Country-Megastar. Stimmgewaltig, charmant, bildschön, supererfolgreich. Das ist, zugegeben, jetzt schon eine ganze Weile her. Ihre größten Zeiten erlebte die aus Windsor, Ontario, stammende Kanadierin schließlich in den 90er Jahren.
Nach ihrem mäßig erfolgreichen, gleichnamigen Debüt-Album (1993) wurde Rock-Superproduzent Robert “Mutt” Lange (u.a. Foreigner, Bryan Adams) auf das zierliche Country-Nachwuchstalent mit der wuchtigen Stimme aufmerksam. Der Rest ist Geschichte. Eine Hit- und Awards-Geschichte der Superlative. Mit dem, von “Mutt” Lange, ihrem späteren Ehemann, produzierten zweiten Album “The Woman In Me” (1995) nahm sie ihren Anfang.
Nur mal um den Stellenwert dieser Sängerin noch einmal klar zu machen: Shania Twain hat rund 100 Millionen Alben in ihrer Karriere verkauft. Ihre Longplayer “The Woman In Me”, “Come On Over” und “Up!” kassierten gemeinsam unvorstellbare 30 Platin-Auszeichnungen. Darüber hinaus ist sie fünffache Grammy- und mehrfache CMT-Awards-Gewinnerin und die einzige Künstlerin, die es auf drei “Diamond”-zertifizierte Alben bringt. Noch Fragen?
Nun ja, aber auch bei Megastars verläuft nicht immer alles reibungslos im Leben. So trennte sich beispielsweise “Mutt” Lange 2008 von ihr und irgendwie schien in den 2000er-Jahren irgendwie auch die Luft aus ihrer Karriere gewichen zu sein. Nicht, dass sie nicht mehr erfolgreich gewesen wäre. Aber sie hatte offenbar keine rechte Lust mehr auf dieses vermutlich nicht ganz unanstrengende Jet-Set-Superstar-Leben. Nach dem 2002 erschienenen “Up!” ließ sie sich doch glatt 15 Jahre Zeit, um mit “Now” wieder ein neues Album vorzulegen. Die 15 Jahre Pause haben der Popularität der Sängerin aber offenbar kaum geschadet. Jedenfalls eroberte die Königin sofort wieder ihren Thron – inklusive Nummer eins der amerikanischen Country- und Pop-Charts.
Aber wen wundert es, dass sie erneut ein Country- und Pop-Publikum für sich begeistern konnte? Schließlich gilt Shania Twain als Pionierin des Crossovers, der Verschmelzung von Country und Pop. Niemandem ist bis jetzt diese Symbiose besser gelungen als ihr. Wer das bezweifelt, muss sich nur die 18 Titel ihrer Karriere-Bilanz “Not Just a Girl (The Highlights)” anhören. Ihr Sound bedient tatsächlich beide Genres mit den für die jeweilige Stilrichtung typischen Schlüsselreizen. Auch wenn sich im Verlauf ihrer Karriere mehr und mehr die Gewichtung in Richtung Pop verschob, bleibt das Klangbild ziemlich paritätisch. Gerade so, als ob sie mit dem Rechenschieber die prozentuale Genre-Verteilung ausgeklügelt hätte.
Hat sie natürlich nie und nimmer gemacht. Sie war und ist Sängerin und Vollblut-Künstlerin. Wer diese schon fast mathematischen Soundtüfteleien aber geliebt und dazu höchst erfolgreich praktiziert hat, war ihr Ex-Ehemann Robert “Mutt” Lange. Ein Fuchs im Studio-Regieraum. Ein Perfektionist. Ein Top-Profi, der stets genau wusste, wie etwas charttauglich zu klingen hatte. Mit der Karriere von Shania Twain ist dem gebürtigen Südafrikaner sein Meisterwerk gelungen.
Den Auftakt für “Not Just a Girl (The Highlights)” übernimmt ein neuer Track, der Titelsong “Not Just a Girl”. Ein recht flotter, gut gelaunter Country-Pop-Song mit angenehmer Refrain-Melodie. Kann man gut hören. Ob der Titel es aber mit ihren nachfolgenden Welterfolgen aufnehmen kann, darf bezweifelt werden. Er hat zwar, wie viele der Shania-Twain-Hits, jene etwas kecke, überschäumende Leichtigkeit, aber im Gegensatz zu den frühen Erfolgen wirkt das etwas bemüht.
Das wird schnell deutlich. Schon beim zweiten Song, der herrlichen Ballade “You’re Still The One”. Vor allem aber in den aufgekratzen Tracks, wie “Man! I Feel Like a Woman!”, “Don’t Be Stupid (You Know I Love You)”, “That Don’t Impress Me Much” oder “Up!”. Mit diesen Songs etablierte Shania Twain nicht nur einen mehrheitsfähigen Country-Sound. Sie formte mit diesen kessen und ironischen Titeln auch ein neues Role-Model für Country-Sängerin. Nicht verhuscht. Nicht niedlich. Sondern selbstbewusst und durchaus fordernd. Ihr Beitrag für die Emanzipation der weiblichen Nashville-Acts ist jedenfalls nicht zu unterschätzen.
Neben den wohlbekannten Top-Hits erinnert auf “Not Just a Girl (The Highlights)” der eine oder andere Song aber auch an ihre traditionelle Herkunft. Am eindringlichsten – natürlich – mit “What Made You Say That”, ihre Debüt-Single. Ein echter, unaufgeregter Country-Track mit weinender Pedal-Steel und jeder Menge Prärie-Gefühl. Ein Song aus der Pre-Weltruhm-Phase, bevor sie Musikgeschichte in goldener Farbe geschrieben hat.
Fazit: 17 altbekannte Hits plus neuer Song: Mit “Not Just a Girl (The Highlights)” lässt Country-Königin Shania Twain ihre Karriere Revue passieren. Ein köstlicher Hit-Reigen der Königin.