Bis Ende April 2022 sank die Weltrohstahlproduktion um 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Von den zehn größten Erzeugerländern weist lediglich Indien mit 6,5 Prozent einen Anstieg der Produktion aus. Den größten Einbruch verzeichnet China mit 10,3 Prozent. Dennoch dürfte das Land erneut über eine Milliarde Tonnen Rohstahl erzeugen, welche primär im Inland verbleiben.
Das berichtet die IKB Deutsche Industriebank AG in ihrer neuesten Rohstoffpreis-Information. Das Produktionsniveau in der EU sank um 4,7 Prozent, dasjenige in den USA reduzierte sich um 2,3 Prozent. Auf Jahressicht erwartet die IKB, dass sich die Produktion in der EU voraussichtlich nur leicht unter Vorjahresniveau bewegt. Prämisse ist, dass es nicht zu einem Gasembargo kommt. In Deutschland wird wieder eine Tonnage von rund 40 Millionen Tonnen erwartet. Insgesamt sieht die IKB einen leichten Rückgang der globalen Rohstahlproduktion auf rund 1,89 Milliarde Tonnen für das Jahr 2022. Der Russland-Ukraine-Krieg belastet die europäische Marktversorgung erheblich.
Weitere Entspannung bei den Schrottpreisen erwartet
Im Verlauf des Mai 2022 gaben die Schrottpreise deutlich nach, nachdem sie im März 2022 explodiert und im April weiter leicht angestiegen waren. Sie sanken durchschnittlich um 95 Euro pro Tonne bei Altschrotten und 75 Euro pro Tonne bei Neuschrotten gegenüber dem Vormonatsniveau. Auslöser war die seit Mitte April sinkende Nachfrage aus der Türkei, die in der Folge auch zu niedrigeren Einkaufspreisen der europäischen Stahlwerke führte. Die deutschen Stahlwerke verfügen weiter über gut gefüllte Orderbücher und sorgen für entsprechende Nachfrage. Das Aufkommen ist bei etlichen Schrottsorten regional sehr unterschiedlich, beim Neuschrott wirken sich weiter die geringere Produktion in der Automobilindustrie aus. Auch die Eisenerz-Spotmarktpreise sanken im Mai im Mittel um zehn Prozent gegenüber dem Vormonat. Die IKB erwartet in den kommenden Monaten eine weitere Entspannung bei den Schrottpreisen.
Einer nachhaltigen Preisumkehr dürften die hohen Energiekosten und Vormaterialpreise entgegenstehen
Die Auftragslage vieler Stahlwerke ist weiter auf hohem Niveau. Gegenüber den Preisspitzen vom April mussten für neue Aufträge zuletzt allerdings deutliche Preiszugeständnisse gemacht werden. Die gleichzeitig gesunkenen Schrottpreise und Spotmarktpreise für Eisenerz frei China minderten die Margenrückgänge der Stahlproduzenten. Die Preise für Warmbreitband sanken im Durchschnitt um gut 290 Euro pro Tonne. Verzinkte Bleche reduzierten sich bei sinkendem Zinkpreis im Mittel um 218 Euro pro Tonne. Walzdraht sank dagegen im Monatsmittel nur leicht um 3,8 Prozent. Bei einigen Stahlsorten wie Grobblech hält das deutlich verminderte Angebot aufgrund des Ukraine-Krieges das Preisniveau stabil. Bei den europäischen Stahlpreisen erwartet die IKB noch leichte Rückgänge bis Jahresmitte und eine Seitwärtsbewegung der Spotpreise im zweiten Halbjahr. Einer nachhaltigen Preisumkehr dürften die hohen Energiekosten und Vormaterialpreise entgegenstehen.
Quelle: IKB Deutsche Industriebank AG