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Fr., 30. Dezember 2022
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Einem aktuellen Bericht zufolge hat die Direktion von „Liberty Steel“ in Düdelingen ihre Bereitschaft erklärt, das Werk mit noch rund 170 Angestellten (von einst 300) wieder zu verkaufen. Eine solche Nachricht erhoffen sich zwar auch die Gewerkschaften seit längerem – aufgrund der gemachten Erfahrungen bleiben die Reaktionen trotzdem zunächst verhalten. Die Regierung erklärt jedenfalls, sie sei entsprechend bereit: Einen seriösen Interessenten habe man längst an der Hand.
Kommt jetzt neue Bewegung in das Dossier des Galvanisierungswerks in Düdelingen? Die ehemalige ArcelorMittal-Niederlassung wird seit dem Kauf 2019 von der Liberty-Steel-Gruppe betrieben – beziehungsweise eben nicht: Nicht nur blieben versprochene Investitionen in den Standort aus, auch der Produktionsbetrieb wurde immer weiter Richtung Untätigkeit heruntergefahren – die seit einigen Wochen faktische Realität ist (das Tageblatt berichtete). Die GFG-Holding, in der die Liberty-Stahlwerke zusammengefasst sind, ist seit der Insolvenz ihres Haupt-Kreditgebers Greensill ihrerseits in Schieflage geraten – und wegen des Verdachts des Betrugs, des betrügerischen Handels und der Geldwäsche ins Visier britischer Ermittler.
Am Mittwoch berichtete zunächst der Quotidien, die Gewerkschaften seien vonseiten der Direktion informiert worden, dass man zu einem Verkauf des Werks bereit sei.
Vor kurzem war es durch die belgische Justiz zur Ernennung eines Treuhänders für den Verkauf der Werke in Tilleur und Flémalle gekommen. Möglicherweise will man in Luxemburg nun einer ähnlichen Entwicklung zuvorkommen – beziehungsweise macht die Fortführung der Tätigkeit in Düdelingen ohne die belgischen Werke keinen Sinn mehr.
„Das Führungsteam von Düdelingen hat uns seinen Willen bestätigt, einen Verkaufsprozess in Gang zu setzen, im Zuge der Entscheidung des belgischen Gerichts“, zitiert der Quotidien Robert Fornieri, den Gewerkschaftssekretär des LCGB. Die Gewerkschaften seien jedoch „vorsichtig, um nicht zu sagen misstrauisch gegenüber Liberty“.
„Keine Investment-Firma oder sowas“
Auch Stefano Araujo vom OGBL-Syndikat Hüttenindustrie und Bergbau kommentiert die Nachricht gegenüber dem Tageblatt mit einer gewissen Skepsis: Möglicherweise sei der kaum nachvollziehbare Kurs von Liberty Steel der vergangenen Monate darauf ausgelegt gewesen, eine staatliche Rettung zu provozieren. Und auch jetzt gebe könne man befürchten, dass weiter auf Zeit gespielt wird. „Es gibt ja nur die zwei Optionen Verkauf oder Konkurs“, fasst Araujo im Telefongespräch die Lage zusammen. Der OGBL sehe aber nur eine mögliche Zukunft, wenn sich ein „seriöser Betrieb“ aus der Branche finde – also „keine Investmentfirma oder eine Bank oder so etwas“, sondern ein Akteur aus der Stahlindustrie.
Schon seit längerem heißt es, dass ein entsprechender Interessent offenbar vorhanden ist. Die Luxemburger Regierung antwortete auf die Bitte um ein Statement zur neuen Entwicklung am Mittwochnachmittag mit einem allgemeinen Statement: „Auf gemeinsame Initiative des Wirtschaftsministeriums und des Ministeriums für Arbeit, Beschäftigung und Sozial- und Solidarwirtschaft, in enger Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften LCGB und OGB-L, arbeiten alle Beteiligten aktiv zusammen, um die Stahlaktivitäten aufrechtzuerhalten und Arbeitsplätze am luxemburgischen Standort von Liberty Steel zu sichern“, wird in der Mail versichert. Und mehr noch.
„Kommende Wochen entscheidend“
Auf Betreiben des Wirtschaftsministeriums sei ein „zuverlässiger industrieller Übernehmer mit einem realistischen und realisierbaren Geschäftsplan“ ermittelt worden. Die kommenden Wochen würden „darüber entscheiden, ob diese Option, die die Mitwirkung aller betroffenen Akteure erfordert, verwirklicht wird oder nicht“.
Ob derzeit überhaupt ein stabiler Kommunikationskanal zu Liberty Steel besteht und ob die Verkaufs-Bereitschaft auch der Regierung klar versichert wurde und wie detailliert — dazu will sich das Ministerium auf Tageblatt-Nachfrage nicht äußern. „Wir geben über das Mitgeteilte heraus derzeit keine Auskünfte“, stellt ein Sprecher am Mittwochnachmittag klar.
Derzeit ist beim Düdelinger Werk aufseiten der Eigentümer die Zuständigkeit nicht klar zu erkennen – und die Redebereitschaft auch nicht allzu groß: Jean-Louis Remlinger, bisheriger stellvertretender Generaldirektor für den Liberty-Standort Düdelingen, teilt auf Anfrage des Tageblatt nur mit, dass er dabei sei, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen und sich zur neuesten Entwicklung nicht äußern könne. Er verweist auf einen Sprecher der Holding GFG Alliance („Gupta Family Group Alliance“). Aber auch dort lehnt man auf Tageblatt-Anfrage eine Stellungnahme ab.
Trau keinem Schrotthändler, meinte schon meine Mam, wenn es wieder nur eine „Jatte“ gegeben hat für unser mühsam gesammeltes Alteisen.
Luxusburg’s Ausverkauf läuft munter weiter.
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