Berlin (dpa) – Als "fehlendes Bindeglied zwischen der kalifornischen Wüstensonne und dem grauen Himmel über London" haben The Hanging Stars mal ihren Sound definiert.
Tatsächlich hat ein prägnanter Americana- und Countryrock-Einfluss dieser englischen Band seit ihrem feinen Debüt "Over The Silvery Lake" von 2016 eine eigene Nische beschert. Mit "Hollow Heart" führt das Quintett seinen vom typischen Britpop völlig unabhängigen Ansatz nun zu einem neuen Höhepunkt.
Beispiele "Weep & Whisper" oder "The Ballad Of Whatever May Be": Wie der mit einer coolen Baritonstimme ausgestattete Sänger Richard Olson und seine Band hier himmlische Harmony-Vocals und Pedal-Steel-Klänge zu sonnendurchfluteten Softpop-Kleinoden verdichten, ist wirklich aller Ehren wert. Andere Lieder des vierten Studioalbums der Hanging Stars haben eher eine psychedelische Schlagseite.
Oft denkt man dann an den US-Hippie-Rock der Sixties – an The Byrds, die All-Star-Truppe Crosby, Stills, Nash & Young oder (etwa in "You're So Free" oder "I Don't Want To Feel So Bad Anymore") an The Doors in einer nicht ganz so düsteren Phase. Der Closer "Red Autumn Leaf" bedient sich recht unverblümt beim nordamerikanischen "Cosmic Country"-Sound der 1990er Jahre.
"Hollow Heart" wurde in den Clashnarrow Studios der Indiepop-Legende Edwyn Collins im Nordosten Schottlands aufgenommen – dennoch muss man britische Folk-Einflüsse hier mit der Lupe suchen. Man habe sich diesmal gar nicht erst von Londoner Hektik anstecken lassen wollen, sondern sich "zurückgelehnt", heißt es von der Band.
The Hanging Starsmachen also, was sie am besten können, und das mit viel Liebe zum Detail: amerikanisch grundierte Folkrock-Songs von höchster Qualität. Noch nie waren die fünf in
London ansässigen Engländer qualitativ so nah dran an heutigen US-Ikonen wie Wilco, The Jayhawks oder Son Volt. Und damit sind sie nun endgültig mehr als ein etwas kurioses, nostalgisches Retro-Projekt.