Kaum sind zwei Jahre vorüber, liefern die Jungs von THE UNGUIDED mit "Lust And Loathing" bereits ihr drittes Werk ab. Die größtenteils ehemaligen Mitglieder von SONIC SYNDICATE haben sich längst einen Namen gemacht und sind auf ihre, nicht immer ganz so glorreiche, Vergangenheit nicht mehr angewiesen. Zugegeben, SONIC SYNDICATE haben vor zwei Jahren mit ihrem Neuaufbau ein grandioses Werk hingelegt, welches das umstrittene "We Rule The Night" locker vergessen machte, doch sollte man am Ende des Tages froh sein, zwei qualitativ hochwertige Bands bestaunen zu dürfen als nur eine davon. Mit "Fragile Immortality" konnten mich THE UNGUIDED seinerzeit nur bedingt überzeugen, so stand das Werk doch größtenteils im Schatten vom Debüt "Hell Frost", das im Dezember 2011 erschien. Sei's drum, mit "Lust and Loathing" gibt es nun einen neuen Anlauf um die Gunst der Stunde! Eine nicht unwesentliche Info noch am Rande: Mit diesem dritten Werk schließen THE UNGUIDED ihre Trilogie ab, die 2011 mit "Hell Frost" begann!
Der Opener "Enraged" lässt von Beginn an den typischen Sound erklingen, den die Jungs um Richard Sjunnesson schon seinerzeit bei SONIC SYNDICATE geprägt haben. Dominante Keyboards, verspielte Gitarrenläufe und dieser leicht elektronische vibe, der die Musik in Richtung Modern Melodic Death Metal katapultiert. Die Strophen tragen noch eine ruhige Atmosphäre nach außen, wohingegen der Chorus voll drauf geht und den guten Roland Johansson in Bestform präsentiert. Eine catchy Nummer, die als Opener was hermacht und die Lust auf die verbleibenden acht Tracks steigert. "The Worst Day "Revisited" wirkt fast schon balladesk zu Beginn, drescht fortan allerdings mit fetten Screams aus den Boxen und gibt sich im Chorus wiederum melancholisch und verträumt. Mit "King Of Clubs" zeigt sich eine Problematik, die mich auf dem Vorgänger schon durchaus in negativer Hinsicht gestört hat. Der Song bietet ein SEHR ähnliches Klanggerüst wie der eben beschriebene Track "The Worst Day". Es mag sein, dass man bewusst für drei Alben lang konstant an diesem Sound festgehalten hat, doch hier und da hätten ein paar kleine Experimente der Musik gut getan. So bleibt "King Of Clubs" quasi als kleiner Bruder vom vorangegangenen Track auf der Strecke.
Mein absolutes Highlight folgt zur Halbzeit mit "Phobos Grip". Eine Nummer, die gänzlich auf Clean Vocals verzichtet, dafür aber mit umso mehr Gewalt aus den Boxen dröhnt. Hier kann Richard seine ganze Klasse ausspielen und den Hörer vollends abholen. Die dominanten Keyboards harmonieren sehr gut mit Richard's Stimme und so entsteht eine wunderbare Symbiose, die eine gute Portion Härte entstehen lässt, die trotzdem noch genug Raum für starke Melodien schafft. Mehr davon! Leider schließt sich diesem Song sofort wieder Kritik an, denn die folgenden Nummern haben alle ein- und dasselbe Problem: Sie wirken zu berechenbar! Wo "Phobos Grip" sich mal was getraut hat und vor allem fast durchweg im Uptempo nach vorn schnellte, versinken die restlichen Nummern wieder viel zu sehr im Midtempo. Immer wieder marschieren die Strophen nach vorn, nur um dann vom Chorus ausgebremst zu werden. Ich frage mich, warum eine Band, die so viel Energie zu erzeugen weiß, immer wieder auf diese sehr berechenbare Struktur zurückgreift? So wirken Songs, die im ersten Moment mit voller Power überzeugen, im Endeffekt wie Halbballaden, die im gleichen Moment nichts Halbes und nichts Ganzes zu verkörpern wissen. Bestes Beispiel ist die aktuelle Single "Operation: E.A.E.", die in den Strophen kurzen Prozess macht und genau das im Refrain wieder komplett einbüßt. Dieser rote Faden zieht sich leider sehr stark durch diese Scheibe, was mir im Endeffekt nicht wirklich zu gefallen weiß.
Ja, qualitativ liefern THE UNGUIDED ordentliche Musik ab, die auch mit tollen Melodien bestückt wurde, doch nutzt sich die immerzu gleiche Rezeptur langsam aber sicher ab. SONIC SYNDICATE standen damals auch für Experimente und für "Neues", das geht THE UNGUIDED mit ihrem dritten Werk doch schon relativ deutlich ab. Hinter der Band stecken kluge Köpfe, die an und für sich genügend Ideen entwickeln sollten, doch dieses Potenzial verschenkt man auf "Lust And Loathing". Weiß Gott kein mieses Album, davon ist diese Band immer noch meilenweit entfernt, aber sicherlich auch kein Referenzwerk, an das man sich in zehn Jahren noch erinnern würde…