Vor einiger Zeit wurde ich über meine Kollegen von The Art of Fading auf die Innsbrucker Band TRIPSITTER aufmerksam. Die 2014 gegründete Partie beschäftigt sich mit dem Kreieren von einer Mischung aus Black Metal, Shoegaze und Hardcore, wenn nicht schon Post-Hardcore, an welcher ich auf Grund der düsteren Aufmachung Gefallen gefunden habe.
Am 19.04 hat die Band ihre Debüt-LP „The Other Side Of Sadness“ veröffentlicht und natürlich schnappte ich mir aus Neugier die Scheibe direkt.
Der Opener-Track des Albums trägt den Namen „Illusion“ und besteht in der ersten Minute hauptsächlich aus verstehenden Rückkopplungen, welche dann vom Sänger zerfetzt werden und in eine rhythmisch etwas fassbarere Form übergehen. Ein natloser Übergang in den Track „Morning Sea“ bringt die Sache dann ins Rollen und es werden einem nur so die Post-Hardcore-Elemente um die Ohren gedroschen. „Bury me“ liefert dann wieder etwas ruhigere Passagen, welche wiederum rhythmisch etwas motivierender wirken. Um Minute Vier herum beginnen die Gitarren einen interessanten Tremolopart welchen man dann schon definitiv dem Black-Metal-Genre zuordnen würde.In „Violet“ kommt dann wieder etwas mehr Hardcore ins Spiel, wobei man bei so vielen Wechseln nicht genau sagen kann in welchem „harten“ Genre man sich schlussendlich gerade bewegt. „Of Flowers“ sticht unter den Tracks auf Grund seiner ruhigen Art und der trotzdem vorherrschenden Intensität unter den Anderen heraus und ist ehrlich gesagt eine meiner Lieblingsnummern auf dem Album. „The Dreamer“ bringt einen schon fast sludgiges Intro und geht dann einige interessante Melodiefolgen, welche einem nach mehrmaligem Hören zum Mitsummen bewegen. „Hollow“ hat irgendwie einen weniger melancholischen Klang als die anderen Tracks und wirkt etwas verträumt. Der kürzeste Track am Album namens „Always“ baut insgesamt eine Minute lang auf und schmeißt einem dann die restliche Minute den gewohnten emotionalen TRIPSITTER-Sound. „Remains“ hatte mich persönlich ab dem ersten Ton, da ich auf so ruhige Spieluhr-artige Intros einfach abfahre und wenn dann noch ein Gedresche wie im Slamming Brutal Death-Metal über einen einbricht dann bin ich vollends zufrieden. Den Abschluss macht der Track „Teach“ welchen man wiederum nur als wirklich feinen Post-Hardcore beschreiben kann.
TRIPSITTER besteht aus Meinhard Taxer (Guitar/Vocals), Christopher Jais (Guitar), Hubert Halder (Bass) und Alexander Farnik (Drums). Diese vier Herren haben sich tiefgehend mit sich selbst beschäftigt und scheuen auch nicht davor zurück, Themen wie Depression und individuelle Probleme in ihrer Musik zu verarbeiten.
Interessant ist, dass die Band die Songs selbst in einer Hütte aufgenommen haben. Aus meiner Sicht kann das vom Sound her Vor- und Nachteile haben, doch unterstütze ich Bands die das Recording selbst in die Hand nehmen. Das Mixing und Mastering ist dann wieder eine andere Sache. Hier haben sich TRIPSITTER entschieden das Mixing Lewis Johns vom Ranch Production House (UK) und das Mastering Brad Boatright von Audio Siege to Master zu überlassen. Mit zwei Technikern dieses Kalibers ist klar, dass der Sound schlussendlich schon sehr „tight“ ist.
Das Album ist jedoch nicht nur als Musikstück zu sehen, denn einerseits ist TRIPSITTER als Gesamtwerk zu betrachten, andererseits gibt es auch einen eigenen Film zum Album, welcher symbolisch ist und dem Zuschauer jede Möglichkeit zur Eigeninterpretation geben soll. Ebenso soll der Film durch seine symbolische Darstellung entspannend wirken und dadurch auch Schmerz lindern.
Aber nicht nur der Film, sondern alleine das Cover trägt eine Message. Zu sehen ist ein Kind, welches mit vier Monstern in einem dunklen Raum auf einer roten Couch sitzt. Das Kind wirkt nicht verstört und alles sieht etwas nach einem komischen Familienfoto aus. Laut der Band soll dieses Bild die Ängste die man sein Leben mit sich trägt darstellen, aber auch in der Unerschrockenheit des Kindes das Akzeptieren der Ängste zeigen. Ein schon fast therapeutischer Zugang zur Musik den die Herren da an den Tag legen, was ich als angehender Psychologe nur unterstützen kann.
Für eine Debüt-LP ist das schon eine ganz gut durchkonzipiertes Werk, das die Innsbrucker Musiker da vorlegen. Der Hintergrund ist wirklich sehr „deep“ und einerseits düster, andererseits wieder positiv im Sinne der Betonung des Aufarbeitungsaspektes bzw. des gesunden Umgangs mit Problemen. Mir hat das Album jedenfalls wirklich gut gefallen und ich bin gespannt was da noch so von TRIPSITTER kommen mag.