Wer schon einmal einen Ärztekongress oder eine ähnliche Veranstaltung besucht hat, deren Gäste gerne reichlich bewirtet werden, der wird sich vielleicht in der Situation wiedergefunden haben, vor einem übervollen Selbstbedienungs-Büffet zu stehen. Die verschiedenen dargebotenen Speisen sahen alle verlockend aus und der Magen forderte schnell seinen Tribut. Lediglich die Höflichkeit, die sich bei solchen Anlässen und in der Öffentlichkeit geziemt, hinderte einen daran, mit bloßen Händen zuzugreifen und sich vollzustopfen. Aber auch dann war es aufgrund der großen Auswahl immer noch schwierig abzuwägen, welche der vielen Köstlichkeiten zuerst den Weg in den Mund finden sollte. Um die Welt mit Zac Efron ist das Reality-Show-Äquivalent zu diesem Szenario. Die Leckerbissen sind dabei die einzelnen Momente der Netflix-Serie, die bereits eine zweite Staffel bekommen hat, während der Hunger dem Drang entspricht, sich über diese lustig zu machen.
Im Rahmen dieser Rezension müssen wir uns leider wirklich nur mit ein paar ausgewählten Appetithäppchen begnügen, außerdem kommen wir nicht darum umhin, das Ganze mit einer Verzehrsempfehlung zu garnieren. Diese Warnung zuerst, denn beim Genuss der Show müssen mehr als nur die Regeln der Küchenhygiene beachtet werden. Um die Welt mit Zac Efron ist sehr lustig, allerdings nur für Leute, die einen gewissen Bildungsstandard mitbringen. Wem ein Gymnasialbesuch verwehrt blieb oder wer sonstwie alternativ unterwegs ist, der bekommt hier jede Menge an Informationen, die bestenfalls Mumpitz und schlimmstenfalls schädlich sind.
Zac Efron selbst gehört definitiv in die Kategorie von Menschen, die sich Um die Welt mit Zac Efron nicht anschauen sollten. Der arme Mann scheint nicht nur alles zu glauben, was ihm erzählt wird, er reagiert selbst auf die banalste Information noch, als handele es sich dabei um die Erkenntnis des Jahrhunderts. Das lässt sich mit seiner Vergangenheit und seinen Umständen erklären, aber dafür haben wir hier keine Zeit. In der Show reisen er und sein vorgeblicher Freund Darin Olien um die Welt, um in verschiedenen Ländern Konzepte der Nachhaltigkeit zu erforschen. Das allein sollte einen schon skeptisch machen. Wenn zwei reiche Leute sich medienwirksam für den Klimaschutz einsetzen, dann aber mit einer Kameracrew hierhin und dorthin fliegen, statt die Dreharbeiten an lokale Filmteams zu delegieren und das Material hinterher mit einem Voiceover zu versehen, muss man kein Experte sein, um ihnen ein nachhaltigeres Konzept zu unterbreiten.
Voiceover von Zac Efron gibt es zwar, dieses wird aber hauptsächlich für seichte Witze verwendet. Das Ganze wirkt auch eher wie eine YouTube-Vlog-Serie. Efron und Olien gehen irgendwohin und tun irgendwas, nur um im nächsten Moment etwas ganz anderes zu tun. Die einzelnen Folgen sind zwar nach Orten benannt, sei es nun ein Land oder eine Stadt, aber die beiden halten sich nicht zwingend nur dort auf. Einen richtigen Fokus gibt es hier nicht. Während zu verschiedenen Themen einige echte Experten zu Wort kommen, gibt es genügend Quacksalber, die ihren unwissenschaftlichen Unsinn unwidersprochen verbreiten dürfen, ohne dass ein unwissender Zuschauer groß unterscheiden könnte, wer glaubhafte Aussagen macht und wer nicht. Um hier keine justiziablen Aussagen über Olien zu tätigen, kann jeder für sich ja einmal die Stichworte „Superfoods“, „Shakology“ und „Pyramidensystem“ recherchieren, um seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Immerhin zu „Superfoods“ kann sich hier auf der Grundlage der Serie geäußert werden. Dass der Begriff eine reine Marketing-Worthülse ist, sollte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. In seinem Buch SuperLife: The 5 Simple Fixes That Will Make You Healthy, Fit and Eternally Awesome bewirbt Olien bestimmte Nahrungsmittel in einer Art und Weise, die von manchen als Angstmacherei und emotionale Erpressung wahrgenommen werden könnte. Zufällig verkauft er auch das ein oder andere so genannte Superfood. Wird er in der Serie gefragt, was ein Superfood überhaupt sei, lautet seine Antwort paraphrasiert: Im Prinzip alles, was mehr Nährstoffe enthält als ein Donut. Einfach mal darüber nachdenken.
Nun sind wir nicht einmal dazu gekommen, die amüsanten Leckereien zu kosten – uns geht der Platz aus. Zu lange vor dem Büffet gestanden, die Besucher werden bereits gebeten, das Gebäude zu verlassen. Bevor wir schließen aber doch noch ein Beispiel als Wegzehrung: In der zweiten Episode fährt das Team mit dem Auto von Frankreich nach England. Dort angekommen, steigt Olien aus und bringt Efron dazu, mit ihm barfuß auf der Erde zu stehen. Das mache Olien nämlich selbst immer, wenn er ein neues Land betrete. Das würde dem circadianen Rhythmus helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Efron informiert im Voiceover, dass es diesen Rhythmus sogar tatsächlich gebe (und der curse of knowledge erlaubt es dem Rezensenten nicht einzuschätzen, ob das wirklich so etwas Unbekanntes ist) und er durch Jetlag gestört wird.
Nun ist Jetlag ein sehr reales Phänomen, aber eben eines, das dann auftritt, wenn jemand innerhalb eines halben Tages mehrere Zeitzonen durchquert. Kein Mensch bekommt Jetlag, weil er in weniger als zwei Stunden von Frankreich nach England fährt. Selbst wenn wir annehmen, dass die acht Episoden nicht in der Reihenfolge ihrer Entstehung angeordnet sind und das hier als erstes gefilmt wurde, wieso macht Olien das nie wieder? Und da Efron eindeutig zum ersten Mal davon hört: Warum macht er das erst, als er von Frankreich nach England fährt? Und nicht bereits wenn sie in Frankreich ankommen? Die Serie ist voll von solchen Momenten.
OT: „Down to Earth with Zac Efron“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Ibrahim Hamdan
Musik: Walter Mitty
Kamera: Jeff Santos
Mitwirkende: Zac Efron, Darin Olien
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