Nach zuletzt schweren Verstimmungen haben die USA und die EU einen Handels- und Technologie-Rat gegründet. Dabei geht es unter anderem um die Versorgung mit Halbleitern und um eine gemeinsame Haltung zu China.
US-Flaggen und Europa-Fahnen knattern nebeneinander im Wind, das hat man lange nicht gesehen. Dazu malt die tiefstehende Sonne eine Art Alpenglühen auf die rostigen Stahlträger. Es ist ein stimmungsvolles Ende eines erlebnisreichen Tages.
Er fühle sich gleichermaßen extrem aufgeladen und begeistert von den Möglichkeiten, die USA und EU gemeinsam haben, sagte US-Außenminister Antony Blinken beim Abschlussfoto am Technologiezentrum Mill 19 in Pittsburgh. Und auch die Kollegen von der Europäischen Union standen nicht zurück: Dieser Handels- und Technologie-Rat eröffne ein neues Kapitel in der Zusammenarbeit von USA und EU, sagte EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis.
Selbstverständlich war das nicht. Die Gründung des neuen Rates hatte auf der Kippe gestanden, nachdem US-Präsident Joe Biden – an Frankreich vorbei – einen U-Boot-Deal mit Australien abgeschlossen hatte. Nun verbreiteten vor allem die Europäer gute Laune, wegen der Ergebnisse.
Das entsprechende Abkommen mit Großbritannien und den USA soll an Zeichen an China sein.
Ganz oben auf der Tagesordnung stand die verlässliche Versorgung mit Halbleitern. Die EU und USA wollen im Gespräch mit Herstellern und Kunden die Lücken und Schwachstellen recherchieren, ihre heimische Forschung und Entwicklung ausbauen und Lieferketten widerstandsfähiger machen. “Wir betrachten das als einen Bereich für sehr fruchtbare Zusammenarbeit, weil unsere Interessen und Probleme zurzeit die gleichen sind”, sagte US-Handelsministerin Gina Raimondo.
Zu den großen Themen gehört auch, gemeinsame Strategien zu entwickeln, um sich marktwidrigen Praktiken entgegenzustellen. Damit ist – ohne, dass der Name auftaucht – China gemeint. Der große Rivale der USA, gegen den die Partner sich beim Handel, im Wettbewerb und in der Technologie-Entwicklung behaupten wollen. Künstliche Intelligenz, Exportkontrollen und die Überprüfung ausländischer Investitionen sind weitere Bereiche, in denen EU und USA überzeugt sind, nun gemeinsam weiter kommen zu können.
Wegen des weltweiten Halbleiter-Mangels häufen sich bei den Autobauern die Produktionsausfälle.
Dass das Treffen in Pittsburgh stattfand, war kein Zufall. Die frühere “Steel City” von Pennsylvania hat Kohle und Stahl hinter sich gelassen; Roboter und selbstfahrende Autos sind nun ein großes Thema. Sean Luther von Innovate PHG vermarktet Pittsburgh als Stadt der Zukunft und warnt davor, immer nur auf das Silicon Valley zu schauen.
Die Wahrheit sei, dass auf beiden Kontinenten Städte wie Pittsburgh die EU und die USA im 21. Jahrhundert wettbewerbsfähig machen können. Und er glaube, sagt Luther, Pittsburgh sei ein guter Standort, um Netzwerke für solche kleineren Städte aufzubauen. Manchester in Großbritannien und Baden-Württemberg in Deutschland nennt Luther als Beispiele für Kooperationspartner, wie Pittsburgh sie sucht.
Eine andere Art von Wissenstransfer betreibt eine deutsche Großstadt mit ähnlicher Vergangenheit wie Pittsburgh: Dortmund, genauer gesagt der Fußball-Club der Stadt. Der BVB baut in der Gegend eine Fußballakademie auf. Bei der Nachwuchsförderung im Soccer wird offenbar deutsche Expertise gebraucht.
Über dieses Thema berichtete Inforadio am 30. September 2021 um 09:36 Uhr.