Als der Mechaniker Lino (Alban Lenoir) im Krankenhaus zu sich kommt, hat die Polizistin Julia (Stéfi Celma) keine guten Nachrichten für ihn. Sowohl der korrupte Polizist Areski (Nicolas Duvauchelle), der den ehemaligen Polizeichef Charas getötet hat, wie auch dessen Kompagnon Marco (Sébastien Lalanne), Mörder von Linos jüngerem Bruder Quentin, sind spurlos verschwunden. Einige Monate später hat Lino seine schweren Verletzungen auskuriert. Doch er kommt einfach nicht darüber hinweg, dass die zwei Verbrecher straflos davongekommen sind. Und so beschließt er, Stella (Anne Serra) genau im Auge zu behalten, die Frau von Areski, obwohl ihm die Polizei dringend davon abrät. Zunächst scheint die Warterei ohne Ergebnis zu bleiben. Doch dann bekommt Stella eines Tages Besuch von drei Männern …
Als Netflix im Juni 2020 den französischen Actionthriller Verirrte Kugel ins Programm aufnahm, erfreute sich dieser offensichtlich größerer Beliebtheit. So begannen rund 15 Monate nach dem Debüt bereits die Dreharbeiten am Nachfolger. Ein knappes Jahr später ist dieser nun erhältlich und versucht an die vergangenen Erfolge anzuknüpfen. Zumindest inhaltlich tut er das: Verirrte Kugel 2 schließt direkt an die Ereignisse des Vorgängers an. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist eine direkte Reaktion auf die des ersten Teils, wenn Lino Jagd auf die Mörder seines Bruders und seines Mentors macht. Auch sonst tauchen einige bekannte Figuren auf, die schon beim letzten Mal dabei waren. Von daher ist es von Vorteil, wenn man den Film seinerzeit gesehen hat und so besser nachvollziehen kann, warum sich der Protagonist so verhält.
Prinzipiell ist es aber auch möglich, den Vorgänger zu überspringen und hier mittendrin einzusteigen. Denn selbst wenn die Geschichten der zwei Filme eng zusammenhängen, sind sie doch so dünn, dass man sie getrost ignorieren kann. Regisseur Guillaume Pierret und Hauptdarsteller Alban Lenoir (Bigbug), die gemeinsam das Drehbuch geschrieben haben, glänzen erneut nicht mit erzählerischen Ambitionen. Im Grunde handelt es sich bei Verirrte Kugel 2 um einen recht beliebigen Rachethriller, bei dem die Hauptfigur ein ungesühntes Verbrechen ahnen will und dabei keine übermäßig großen Skrupel kennt. Verkompliziert wird die Geschichte nur dadurch, dass sich das alles im Kontext einer korrupten Polizei abspielt, wodurch sich das mit der Unterscheidung von Gut und Böse ein bisschen schwieriger gestaltet.
Im Vergleich zum Vorgänger hat der zweite Teil ein bisschen mehr zu bieten, wenn die Konstellationen etwas komplexer werden und der Kampf gegen die Korruption komplizierter wird. Dennoch, zu große Erwartungen sollte man an den Inhalt nicht haben. Das gilt insbesondere auch für die Figuren, die in Verirrte Kugel 2 nur ein Mittel zum Zweck sind. Lino wird nur durch sein Verlangen nach Rache definiert. Dass er ein Hitzkopf ist und im Zweifel richtig brutal werden kann, ist schon der Gipfel der Charakterisierung. Auf der Gegenseite braucht man erst recht nichts zu erwarten. Kennst du einen korrupten Machtmenschen, kennst du sie alle. Das ist zum Teil so austauschbar, dass es bereits zu einer Herausforderung wird, die entsprechenden Namen zu behalten.
Aber darum geht es eben nicht. Pierret ist in erster Linie an den Actionszenen interessiert. Die können sich erneut sehen lassen, ob es nun die Verfolgungsjagden sind oder Nahkämpfe. Verirrte Kugel 2 ist, im Gegensatz zu vielen Actionfilmen aus Hollywood, nah genug an unserer Welt dran, um als tatsächliche Action durchzugehen. Beim französischen Thriller braucht es weder Schnittgewitter noch Greenscreens, um beim Publikum den Eindruck zu erwecken, dass es da gerade richtig ordentlich zur Sache geht. Die Mischung aus hohem Tempo, Brachialem und düsteren Bildern funktioniert ebenso gut wie beim Vorgänger. Wer diesen mochte, schaut hier auf jeden Fall vorbei. Aber auch Zuschauer und Zuschauerinnen, die Lust auf einen No-Nonsense-Genrevertreter haben, der sich auf das Wesentliche konzentriert, können einen Blick riskieren.
OT: „Balle perdue 2“
OT: „Lost Bullet 2“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Guillaume Pierret
Drehbuch: Guillaume Pierret, Alban Lenoir
Musik: Romain Trouillet
Kamera: Morgan S. Dalibert
Besetzung: Alban Lenoir, Stéfi Celma, Pascale Arbillot, Sébastien Lalanne, Diego Martín, Jérôme Niel, Quentin d’Hainaut, Nicolas Duvauchelle, Anne Serra
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