Dieses Monster von einer Box hat es in sich! „Seven Devils Moonshine“ von VIRGIN STEELE beinhaltet ganze fünf (!) CDs mit insgesamt 88 Songs sowie ein 24-seitiges Booklet. Enthalten sind – Achtung festhalten – die drei (!!!) 2018 komplett neu entstandenen Studioalben „Ghost Harvest – Vintage I – Black Wine For Mourning“, „Ghost Harvest – Vintage II – Red Wine For Warning“ und „Gothic Voodoo Anthems“. Weiter enthalten sind die beiden Re-Releases der Compilations „The Book Of Burning“ und „Hymns To Victory“. Übrigens die letzten beiden der Reissues Reihe von VIRGIN STEELE-Alben. Herausforderung von der New Yorker Edelstahl-Schmiede angenommen!
Fangen wir in umgekehrter Reihenfolge mit dem Altbekannten an, den ursprünglich 2002 veröffentlichten Compilations „The Book Of Burning“ und „Hymns To Victory“.
„Hymns To Victory“ ist die vierte CD in dieser Box und eine klassische Best Of mit 13 Stücken, welche alle remastered waren sowie teilweise Remixen von ursprünglichen Versionen wie „Crown Of Glory“ oder „Noble Savage“. Neu hinzugekommen ist eine orchestrale Version von „Dust From The Burning & Amaranth“, hierfür wurde auf das ursprünglich enthaltene und bis dahin unveröffentlichte „Saturday Night“, eine schmalzig peinliche Pop-Rock-Nummer aus den Sessions von „Noble Savage“, verzichtet. Als bis dahin unveröffentlichter Track war noch die stimmige Ballade „The Mists Of Avalon“ von den Recording-Sessions zur „Age Of Consent“ drauf.
Die fünfte CD ist „The Book Of Burning“, welche damals einige mehr oder weniger neue Stücke enthielt, als auch vom damaligen Line-Up neu eingespielte Versionen alter Stücke aus den Alben „Virgin Steele“, „Guardians Of The Flame“ sowie der „A Cry In The Night“-EP. Erweitert wurde „The Book Of Burning“ für „Seven Devils Moonshine“ um einen Song, die so genannte Nordic Twilight Version von „Queen Of The Dead“. Wirklich interessant für VIRGIN STEELE Fans sind an „The Book Of Burning“ eigentlich nur die damals neuen Stücke, insbesondere der Uptempo-Banger „Conjuration Of The Watcher“, der Ohrwurm „Hellfire Woman“ oder auch die Poser-Nummer „Hot & Wild“, die doch stark Richtung MÖTLEY CRÜE und POISON geht. Und ganz groß – die Akustikversion von „A Cry In The Night“.
Widmen wir uns nun den wirklich neuen Songs von VIRGIN STEELE, verteilt auf drei CDs. „Ghost Harvest – Vintage I – Black Wine For Mourning“ lautet der Titel der ersten CD und ist mit 78 Minuten verteilt auf 13 Songs randvoll gepackt mit neuer Musik. Und es gibt ja noch zwei weitere CDs. Masse statt Klasse? Leider ein Stück weit schon. Zwar klingt das Album etwas stärker als das letzte Machwerk „Nocturnes Of Hellfire & Damnation“, kommt aber an die Großartigkeiten der Achtziger und Neunziger der Long-Island-Truppe keineswegs ran. „Seven Dead Within“ fängt noch ordentlich an, aber dann wird es leider träge. Im Mittelpunkt steht David DeFeis am Piano oder Keyboard, beides manchmal regelrecht überschüssig und jeweils dominanter als die E-Gitarre, die eher schüchtern recht rockig rifft. Dazu eine nicht gerade überragende Produktion mit klinisch steril klingendem Schlagzeug (oder Drumcomputer?). Der exzentrische Meister natürlich auch am Gesang, aber übertrieben, fast schon eine Karikatur seiner selbst. Alle Markenzeichen seiner Stimme, die spitzen Schreie, die Faucher, kommen, aber statt Akzente zu setzen und die Musik an der richtigen Stelle zu unterstützen und zu tragen, wirkt es oftmals aufgesetzt oder überpräsent, übertrieben, die Stimmlagenwechsel viel zu häufig. Herrje, es ist so schade. Der Heavy Metal, der sich immerhin mal mit den alten MANOWAR messen konnte, verwässert, weichgespült. Die Songs kaum packend, die Melodien wenig zwingend. Klar, Songstrukturen passen, und rein handwerklich kann man VIRGIN STEELE keinen Vorwurf machen. Aber sie sind viel zu weit entfernt von alten Glanztaten. Alles zu sehr aufs Keyboard konzentriert, selbst im Vergleich zu „Visions Of Eden“. Ganz furchtbar das CHRIS ISAAK Cover „Wicked Game“. Eigentlich kann es nur besser werden…
…wird es aber leider nicht. Die zweite CD „Ghost Harvest – Vintage II – Red Wine For Warning“ enthält 26 Stücke in über 79 Minuten und man will eigentlich schon aufgeben. Nein, hart bleiben, VIRGIN STEELE die verdiente Chance geben. Aber es ist schwierig. Schon von Anfang an mit der unfreiwillig komisch bis peinlichen Piano-Version von „The Evil In Her Eyes“, im Original ein echter Klassiker von „Noble Savage“. Stilistisch bleiben sich VIRGIN STEELE insofern treu, dass dieselben Fehler wie beim ersten Teil gemacht werden. Selten wird es gut, meist dann, wenn die Gitarre von Edward Pursino stärker in den Mittelpunkt rückt und David DeFeis sich dafür etwas zurücknimmt wie in „Feelin‘ Alright“. Auch hier wieder schlimme Cover, dieses Mal hat es ZZ TOP erwischt mit „Jesus Left Chicago“ sowie WHITESNAKE mit „Slow And Easy“. Ganz ok dagegen die Akustikversion von „Twilight Of The Gods“.
„Gothic Voodoo Anthems“, die dritte CD mit knapp 80 Minuten, nimmt sich dann einige Klassiker von VIRGIN STEELE wie „Kingdom Of The Fearless“ oder „I Will Come For You“ vor, welche dem aktuellen orchestraleren, schwülstigeren Stil angepasst und damit verwässert und verschlimmert wurden. An dieser Stelle ist dann auch für mich Schluß.
VIRGIN STEELE waren mal eine wirklich herausragende Heavy Metal-Band, die unsterbliche Klassiker für die Ewigkeit hervorbrachte. Davon sind die neuen Alben meilenweit entfernt. Erträglich könnte man die Werke bezeichnen, aber ganz ehrlich – was soll das? Wer die beiden Compilations noch nicht besitzt und beinharter Fan von VIRGIN STEELE ist, kann sich durchaus „Seven Devils Moonshine“ zulegen. Den anderen rate ich für den Preis lieber zu einer wirklich guten Flasche Rotwein und dazu einen der unzähligen Klassiker auflegen.
Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)
Oder auch: “Wer ‘Seven Devils Moonshine’ von Virgin Steele mag, wird auch das hier mögen.” Lass andere Leser wissen, welche Platten sie noch anchecken sollten, wenn ihnen “Seven Devils Moonshine” gefällt.
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Visions of Eden war das letzte Virgin Steele Album, das wirklich gut rein lief, indes waren es aber Alben wie Invictus und House of Atreus I/II, die mich zum Virgin Steele Fan machten und nach wie vor bei mir in hoher Gunst stehen. Die hier vorliegenden Veröffentlichungen sind einfach nur noch schrecklich und spotten jeder Beschreibung, so es daran ginge die eben genannten Klassiker mit diesem Müll vergleichen zu wollen. Es schmerzt mich dies schreiben zu müssen, aber ich komme nicht umhin: Bitte lieber David, lass es doch einfach! Schief…
Korrektur: schnief
Ich hab das aktuelle Werk noch nicht gehört, aber wenn ich mir die Reviews so durchlese und den Umfang des Package anschaue, sieht es so aus, als würde DeFeis die Fehler der jüngeren Vergangenheit mit gewisser Beharrlichkeit wiederholen…
Er scheitert immer wieder an seinen eigenen Ambitionen. Will ein großes, episches Werk aufnehmen. Eine Art „moderne Oper“ im Stile von Richard Wagner… Und dafür fehlt es einfach am Können, am Geld für echte Instrumente und wohl auch an der kompositorischen Klasse. Den gleichen Fehler hat übrigens ne gewisse andere New Yorker Band auch schon gemacht ;-). Abgesehen davon bin ich mittlerweile überzeugt, dass Virgin Steele bei ihren Veröffentlichungen keinerlei Art der Qualitätssicherung betreiben. Sprich: die nehmen Unmengen an Zeug auf – vermutlich in ihren Home-Studios -, schustern das dann selber irgendwie in ein halbwegs stimmiges Konzept und hauen es raus. Alles! Immer!
Statt sich einmal in Ruhe hin zu setzen, das Material ein paar mal durchzuhören, dann auszusortieren was wirklich im Album-Kontext funktioniert und was nicht, und dann mit dem gefilterten, vermeintlich gutklassigen, Material zu nem echten Produzenten zu gehen, um mit ein paar Session Musikern und mit eben jenem Produzentenimput dann das Material nochmal neu und in guter Qualität einzuspielen, werden einfach 376 Minuten ungefilterte „Homerecordings“ als neues 5 Disc-Album vertickt…
Schade, aber ich fürchte Alben in der Qualität eines „Noble Savage“, eines „Age of Consent“, „Invictus“ oder selbst eines „Marriage of Heaven and Hell“ werden wir wohl nie wieder bekommen…
Wie jedes Jahr ist die metal.de-Redaktion 2022 einmal in sich gegangen, um ihre persönlichen High- und Lowlights des Jahres zu reflektieren.
Wenn es im Thrash Metal um Dunkelheit geht, hat “Hell Awaits” von SLAYER eine Pionierrolle.
Endlich ist es soweit, Türchen Nummer 24! Heute ist der Tag gekommen, an dem wir einem wirklich einflussreichen Menschen gedenken wollen: