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Stammzellforscher tagen in Münster
Münster
In Münster tagen ab diesem Dienstag rund 500 Stammzellforscher aus aller Welt. Thema sind auch Experimente, die aktuell nicht nur die Fachwelt elektrisieren.
Die Nachrichten aus den Labors der Stammzellforschung elektrisieren die Fachwelt: Forscher aus Cambridge und Israel gelang es unabhängig voneinander, in ihren Labors synthetisch Embryonen der Maus zu erzeugen, in denen sich Organe wie Herz und Hirn heranbildeten – ganz ohne Uterus. Diese Entwicklung, die auch dem münsterischen Stammzellforscher Prof. Hans Schöler vom hiesigen Max-Planck-Institut für Molekulare Biomedizin den Atem stocken ließ, wie er sagt, wird ab dem heutigen Dienstag auch beim Kongress des „German Stem Cell Network“ in der Halle Münsterland Thema sein.
Stammzellforscher Prof. Hans Schöler im Interview
Max-Planck-Institut
Rund 500 Stammzellforscher aus der ganzen Welt reisen an, um die aktuellen Entwicklungen dieser zukunftsträchtigen Wissenschaftsdisziplin zu erörtern. Mit dabei ist auch der Japaner Shinya Yamanaka, der 2012 den Nobelpreis für seine Arbeit mit induzierten pluripotenten Stammzellen erhielt.
„Ganz zurecht“, wie Hans Schöler, der – mittlerweile als Emeritus – mit einer Forschergruppe am Max-Planck-Institut ebenfalls weiterhin an diesem Thema arbeitet. Die Erzeugung von Stammzellen im Labor, die dann eigenständig etwa Gewebe der Haut oder Nervenzellen ausbilden, sei „erheblich perfektioniert worden“, sagt Schöler im Gespräch mit unserer Zeitung. Bei der klinischen Erforschung etwa der degenerativen Erkrankungen Makula-Degeneration oder Parkinson gebe es durch die Methode große Fortschritte.
Am Freitag (16. September) findet im Rahmen des Kongresses ab18.30 Uhr eine Publikumsveranstaltung im Rathausfestsaal mit Experten statt. Prof. Dr. Oliver Brüstle (Universitätsklinikum Bonn, Spezialist des Nervensystems), Prof. Dr. Hans Schöler (Max-Planck-Institut für Molekulare Biomedizin, Münster, Spezialist für Verjüngung von Stammzellen), Prof. Dr. Elvira Mass,(Universität Bonn, Spezialistin für Immunzellen) und Prof. Dr. Carsten Müller-Tidow (Universitätsklinikum Heidelberg, Spezialist für Blutkrebs und Blutstammzellen) diskutieren mit dem Publikum zu Thema „Verantwortlich für Wachstum, Krankheiten und neue Therapien: Stammzellen – die Alleskönner unter den Zellen.“ Der Eintritt ist frei.
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Aufbauend auf der Reprogrammierung von Stammzellen erweist sich für Schöler auch die Züchtung von synthetisch erzeugten „Organoiden“, etwa von Leber oder Darm, als vielversprechend für die Medikamentenforschung, sagt Schöler. An den künstlichen „Miniorganen können Substanzen auf Wirksamkeit sehr viel effizienter und ethisch unproblematischer erprobt werden als etwa im Tierversuch.
Zurück zum aktuellen Coup der Stammzellforscher, die Embryonen der Maus im Labor erzeugten. Übertragen auf das menschliche Erbgut würde diese Forschung von der internationalen Stammzell-Vereinigung gegenwärtig geächtet, sagt Schöler, der die Experimente „ausgesprochen bedenklich“ findet. Wobei die bisherigen Experimente nicht dafür sprächen, dass es überhaupt möglich wäre, sie mit menschlichen Zellen durchzuführen. Die Ergebnisse bisher hätten gezeigt, dass die synthetischen Maus-Embryonen sich nach neun Tagen nicht mehr weiterentwickelten. Sie ließen sich auch nicht in den lebenden Organismus eines Muttertieres transplantieren. Dass die Forschung aber überhaupt so weit gediehen sei, bleibe aber „sehr überraschend“.